Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.Der aufrichtige bleiben, wo zwischen man fast einen kleinenFinger stecken kann, soll aber doch sein gehöri- ges Heu oder Stroh fressen, soll auch denen an- dern Pferden, die Arbeit gleich thun, kann aber durch sein langsames Wesen den andern nicht gleich kommen, es schlinget zwar wohl sein har- tes Futter zur Noth aus grosen Hunger hinein, dieweil selbiges nicht klar machen und beissen kann, so hilft es ihm aber nichts, sondern ge- het bey vielen mehrentheils ganz wieder hinweg, wenn es insonderheit keinen guten Magen mehr hat. Diesen armen Thieren nun kann man noch damit zu Hülfe kommen, wenn man den Pfer- den ein Maulgatter einsetzt, und mit einer fei- nen klaren Raspel dem Pferde vorne die grosen gelben Zähne nieder raspelt, man kann manche auf 1. halb viertel Zoll abraspeln, ehe die Back- zähe wieder zusammen treffen, daß alsdenn das Pferd sein gehöriges Futter mit Appetit wieder fressen und zuweilen noch 3. bis 4. Jahr Dienste thun kann. Auch ist zu observiren, daß ein guter Pfer- Wenn die Zunge zerrissen wäre, so nimmt ge-
Der aufrichtige bleiben, wo zwiſchen man faſt einen kleinenFinger ſtecken kann, ſoll aber doch ſein gehoͤri- ges Heu oder Stroh freſſen, ſoll auch denen an- dern Pferden, die Arbeit gleich thun, kann aber durch ſein langſames Weſen den andern nicht gleich kommen, es ſchlinget zwar wohl ſein har- tes Futter zur Noth aus groſen Hunger hinein, dieweil ſelbiges nicht klar machen und beiſſen kann, ſo hilft es ihm aber nichts, ſondern ge- het bey vielen mehrentheils ganz wieder hinweg, wenn es inſonderheit keinen guten Magen mehr hat. Dieſen armen Thieren nun kann man noch damit zu Huͤlfe kommen, wenn man den Pfer- den ein Maulgatter einſetzt, und mit einer fei- nen klaren Raſpel dem Pferde vorne die groſen gelben Zaͤhne nieder raſpelt, man kann manche auf 1. halb viertel Zoll abraſpeln, ehe die Back- zaͤhe wieder zuſammen treffen, daß alsdenn das Pferd ſein gehoͤriges Futter mit Appetit wieder freſſen und zuweilen noch 3. bis 4. Jahr Dienſte thun kann. Auch iſt zu obſerviren, daß ein guter Pfer- Wenn die Zunge zerriſſen waͤre, ſo nimmt ge-
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Der aufrichtige
bleiben, wo zwiſchen man faſt einen kleinen
Finger ſtecken kann, ſoll aber doch ſein gehoͤri-
ges Heu oder Stroh freſſen, ſoll auch denen an-
dern Pferden, die Arbeit gleich thun, kann aber
durch ſein langſames Weſen den andern nicht
gleich kommen, es ſchlinget zwar wohl ſein har-
tes Futter zur Noth aus groſen Hunger hinein,
dieweil ſelbiges nicht klar machen und beiſſen
kann, ſo hilft es ihm aber nichts, ſondern ge-
het bey vielen mehrentheils ganz wieder hinweg,
wenn es inſonderheit keinen guten Magen mehr
hat. Dieſen armen Thieren nun kann man noch
damit zu Huͤlfe kommen, wenn man den Pfer-
den ein Maulgatter einſetzt, und mit einer fei-
nen klaren Raſpel dem Pferde vorne die groſen
gelben Zaͤhne nieder raſpelt, man kann manche
auf 1. halb viertel Zoll abraſpeln, ehe die Back-
zaͤhe wieder zuſammen treffen, daß alsdenn
das Pferd ſein gehoͤriges Futter mit Appetit
wieder freſſen und zuweilen noch 3. bis 4. Jahr
Dienſte thun kann.
Auch iſt zu obſerviren, daß ein guter Pfer-
dewaͤrter, wenigſtens aller 8 Tage ſeinem Pfer-
de die Zunge wohl viſitire, damit ſie nicht etwa
von dem ſcharfen Gebiß zu ſchanden geriſſen iſt,
wodurch das Pferd an ſeinen Freſſen auch viel
verhindert wird.
Wenn die Zunge zerriſſen waͤre, ſo nimmt
man man einige Loͤffel voll Honig, dazu 1 Loth
Alaun, dieſes mit einander kochen laſſen, bis
es braun wird, die Alaune muß aber zuerſt klar
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