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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Der aufrichtige
will solches vorsichtig tractiret und fleisig mit
vorbeschriebenen Wasser und gelben Salbe ge-
schieret, wenigstens täglich 2mal, so sich nun
die Geschwulst etwas gesetzet hat, und allbereits
zur Materie worden ist, auch nicht viel Hitze
mehr hat, so muß selbiges geschnitten werden,
und zwar vorsichtig; es geschiehet dieser Schnitt
auf die Seite, wo die meiste Materie oder Ge-
schwulst sich zeiget. Zuerst wird queer durchge-
schnitten, damit man mit dem Finger visitiren
kann wo die Kammern zugehen, doch müssen
die Fingernägel wohl abgeschnitten werden als-
denn werden die Kammern nachgeschnitten, be-
sonders die nach dem Hals zugehen, denn es
geschiehet gar selten, daß so eine Kammer wie-
der ausgeheilet wird, wenn sie keinen Abfluß
hat, und ist allezeit besser, der Abfluß ist allzu-
groß als zu wenig, und ist besser man schneidet
das Pferd einmal recht als 2mal falsch, und
bringet die Zeit darüber zu, denn die Adern,
die dazu auf beyden Seiten durchgehen, schon
angefangen zu faulen und zu schwären, wie auch
bey vielen der Knochen und der Haarwachs schon
schwarz ist, und kein Fleisch nicht wieder an-
nimmt, weil es nicht renoviret ist, daher thut
man am besten man schneide das frische Fleisch,
welches um die Kammern herum, weg, wel-
ches nur die Heilung verhindert, denn das Fleisch
wächst so zu zeitlich ehe wieder, als der schwar-
ze Knochen und Haarwachs sich wieder gereini-
get hat, und zur Heilung geschickt ist, wenn es

son-

Der aufrichtige
will ſolches vorſichtig tractiret und fleiſig mit
vorbeſchriebenen Waſſer und gelben Salbe ge-
ſchieret, wenigſtens taͤglich 2mal, ſo ſich nun
die Geſchwulſt etwas geſetzet hat, und allbereits
zur Materie worden iſt, auch nicht viel Hitze
mehr hat, ſo muß ſelbiges geſchnitten werden,
und zwar vorſichtig; es geſchiehet dieſer Schnitt
auf die Seite, wo die meiſte Materie oder Ge-
ſchwulſt ſich zeiget. Zuerſt wird queer durchge-
ſchnitten, damit man mit dem Finger viſitiren
kann wo die Kammern zugehen, doch muͤſſen
die Fingernaͤgel wohl abgeſchnitten werden als-
denn werden die Kammern nachgeſchnitten, be-
ſonders die nach dem Hals zugehen, denn es
geſchiehet gar ſelten, daß ſo eine Kammer wie-
der ausgeheilet wird, wenn ſie keinen Abfluß
hat, und iſt allezeit beſſer, der Abfluß iſt allzu-
groß als zu wenig, und iſt beſſer man ſchneidet
das Pferd einmal recht als 2mal falſch, und
bringet die Zeit daruͤber zu, denn die Adern,
die dazu auf beyden Seiten durchgehen, ſchon
angefangen zu faulen und zu ſchwaͤren, wie auch
bey vielen der Knochen und der Haarwachs ſchon
ſchwarz iſt, und kein Fleiſch nicht wieder an-
nimmt, weil es nicht renoviret iſt, daher thut
man am beſten man ſchneide das friſche Fleiſch,
welches um die Kammern herum, weg, wel-
ches nur die Heilung verhindert, denn das Fleiſch
waͤchſt ſo zu zeitlich ehe wieder, als der ſchwar-
ze Knochen und Haarwachs ſich wieder gereini-
get hat, und zur Heilung geſchickt iſt, wenn es

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[56/0058] Der aufrichtige will ſolches vorſichtig tractiret und fleiſig mit vorbeſchriebenen Waſſer und gelben Salbe ge- ſchieret, wenigſtens taͤglich 2mal, ſo ſich nun die Geſchwulſt etwas geſetzet hat, und allbereits zur Materie worden iſt, auch nicht viel Hitze mehr hat, ſo muß ſelbiges geſchnitten werden, und zwar vorſichtig; es geſchiehet dieſer Schnitt auf die Seite, wo die meiſte Materie oder Ge- ſchwulſt ſich zeiget. Zuerſt wird queer durchge- ſchnitten, damit man mit dem Finger viſitiren kann wo die Kammern zugehen, doch muͤſſen die Fingernaͤgel wohl abgeſchnitten werden als- denn werden die Kammern nachgeſchnitten, be- ſonders die nach dem Hals zugehen, denn es geſchiehet gar ſelten, daß ſo eine Kammer wie- der ausgeheilet wird, wenn ſie keinen Abfluß hat, und iſt allezeit beſſer, der Abfluß iſt allzu- groß als zu wenig, und iſt beſſer man ſchneidet das Pferd einmal recht als 2mal falſch, und bringet die Zeit daruͤber zu, denn die Adern, die dazu auf beyden Seiten durchgehen, ſchon angefangen zu faulen und zu ſchwaͤren, wie auch bey vielen der Knochen und der Haarwachs ſchon ſchwarz iſt, und kein Fleiſch nicht wieder an- nimmt, weil es nicht renoviret iſt, daher thut man am beſten man ſchneide das friſche Fleiſch, welches um die Kammern herum, weg, wel- ches nur die Heilung verhindert, denn das Fleiſch waͤchſt ſo zu zeitlich ehe wieder, als der ſchwar- ze Knochen und Haarwachs ſich wieder gereini- get hat, und zur Heilung geſchickt iſt, wenn es ſon-

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/58>, abgerufen am 23.11.2024.