wird, mit allem dem Bewusstsein gegenwärtigen oder erreich- baren Inhalt Zusammenhang, Verknüpfung in einer Einheit suchen muss; wie allemal die niederen, weniger umfassenden Einheiten, deren jede gleichsam ihren eignen Mittelpunkt hat, unter höheren und höheren Vereinigungspunkten sich wieder- um zusammenfassen, und so eine allgemeine Tendenz entsteht auf eine letzte, allbefassende Einheit; so muss dies nämliche Gesetz sich bewähren gleichsam im Zusammentreffen zweier individuell verschiedenen geistigen Welten, d. i. in jeglichem geistigen Verkehr. Denn diese unterschiedlichen Welten bauen sich aus gleichem Stoff und nach denselben Formgesetzen, vermöge derselben Grundkraft der Vereinigung, der "Synthesis des Mannigfaltigen" auf. Es mag nun die eine ausgebildeter, weiter ausgedehnt und wiederum konzentrischer geeint sein als die andre, oder in bestimmten Richtungen ausgebildeter, in andern weniger u. s. f.; weil aber doch die Grundkraft der Gestaltung in allen dieselbe, in der unbegrenzten Anwendung auf andre und andre Gebiete immer gleichartig und in der Wurzel zusammenhängend ist, so bleibt keine dieser ver- schiedenen Welten gegen die andre verschlossen, sondern ver- mögen sie wie in eine einzige zusammenzugehen; so können ihre Zentren oder Vereinigungspunkte, die untergeordneten und die übergeordneten bis zu den höchsten hinauf, gleichsam zur Deckung gebracht werden; so kann, was im Einen nur begonnen oder nur überhaupt angelegt war, dadurch, dass er es im Andern vollendet erblickt, auch in ihm sich vollenden; so kann, mit einem Wort, wirkliche Bildung, d. i. spontan gestaltende Bewusstseinsthätigkeit und nicht bloss toter Stoff sich mitteilen; wie nur selbständiges Leben wiederum Leben erzeugt.
Und also folgt aus der Gemeinsamkeit des Bildungs- inhalts zugleich die Möglichkeit einer Gemeinschaft der allen Inhalt gestaltenden, mithin aller bildenden Thätigkeit. Nur deshalb ist zuletzt der sich gestaltende Inhalt derselbe, weil die gestaltende Thätigkeit, weil die Gesetzmässigkeit der Gestaltung für alle dieselbe ist. Und also muss sich die Ge- meinschaft gerade auf das Formale dieser gestaltenden Thätig-
wird, mit allem dem Bewusstsein gegenwärtigen oder erreich- baren Inhalt Zusammenhang, Verknüpfung in einer Einheit suchen muss; wie allemal die niederen, weniger umfassenden Einheiten, deren jede gleichsam ihren eignen Mittelpunkt hat, unter höheren und höheren Vereinigungspunkten sich wieder- um zusammenfassen, und so eine allgemeine Tendenz entsteht auf eine letzte, allbefassende Einheit; so muss dies nämliche Gesetz sich bewähren gleichsam im Zusammentreffen zweier individuell verschiedenen geistigen Welten, d. i. in jeglichem geistigen Verkehr. Denn diese unterschiedlichen Welten bauen sich aus gleichem Stoff und nach denselben Formgesetzen, vermöge derselben Grundkraft der Vereinigung, der „Synthesis des Mannigfaltigen“ auf. Es mag nun die eine ausgebildeter, weiter ausgedehnt und wiederum konzentrischer geeint sein als die andre, oder in bestimmten Richtungen ausgebildeter, in andern weniger u. s. f.; weil aber doch die Grundkraft der Gestaltung in allen dieselbe, in der unbegrenzten Anwendung auf andre und andre Gebiete immer gleichartig und in der Wurzel zusammenhängend ist, so bleibt keine dieser ver- schiedenen Welten gegen die andre verschlossen, sondern ver- mögen sie wie in eine einzige zusammenzugehen; so können ihre Zentren oder Vereinigungspunkte, die untergeordneten und die übergeordneten bis zu den höchsten hinauf, gleichsam zur Deckung gebracht werden; so kann, was im Einen nur begonnen oder nur überhaupt angelegt war, dadurch, dass er es im Andern vollendet erblickt, auch in ihm sich vollenden; so kann, mit einem Wort, wirkliche Bildung, d. i. spontan gestaltende Bewusstseinsthätigkeit und nicht bloss toter Stoff sich mitteilen; wie nur selbständiges Leben wiederum Leben erzeugt.
Und also folgt aus der Gemeinsamkeit des Bildungs- inhalts zugleich die Möglichkeit einer Gemeinschaft der allen Inhalt gestaltenden, mithin aller bildenden Thätigkeit. Nur deshalb ist zuletzt der sich gestaltende Inhalt derselbe, weil die gestaltende Thätigkeit, weil die Gesetzmässigkeit der Gestaltung für alle dieselbe ist. Und also muss sich die Ge- meinschaft gerade auf das Formale dieser gestaltenden Thätig-
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wird, mit allem dem Bewusstsein gegenwärtigen oder erreich-
baren Inhalt Zusammenhang, Verknüpfung in einer Einheit
suchen muss; wie allemal die niederen, weniger umfassenden
Einheiten, deren jede gleichsam ihren eignen Mittelpunkt hat,
unter höheren und höheren Vereinigungspunkten sich wieder-
um zusammenfassen, und so eine allgemeine Tendenz entsteht
auf eine letzte, allbefassende Einheit; so muss dies nämliche
Gesetz sich bewähren gleichsam im Zusammentreffen zweier
individuell verschiedenen geistigen Welten, d. i. in jeglichem
geistigen Verkehr. Denn diese unterschiedlichen Welten bauen
sich aus gleichem Stoff und nach denselben Formgesetzen,
vermöge derselben Grundkraft der Vereinigung, der „Synthesis
des Mannigfaltigen“ auf. Es mag nun die eine ausgebildeter,
weiter ausgedehnt und wiederum konzentrischer geeint sein
als die andre, oder in bestimmten Richtungen ausgebildeter,
in andern weniger u. s. f.; weil aber doch die Grundkraft der
Gestaltung in allen dieselbe, in der unbegrenzten Anwendung
auf andre und andre Gebiete immer gleichartig und in der
Wurzel zusammenhängend ist, so bleibt keine dieser ver-
schiedenen Welten gegen die andre verschlossen, sondern ver-
mögen sie wie in eine einzige zusammenzugehen; so können
ihre Zentren oder Vereinigungspunkte, die untergeordneten
und die übergeordneten bis zu den höchsten hinauf, gleichsam
zur Deckung gebracht werden; so kann, was im Einen nur
begonnen oder nur überhaupt angelegt war, dadurch, dass er
es im Andern vollendet erblickt, auch in ihm sich vollenden;
so kann, mit einem Wort, wirkliche Bildung, d. i. spontan
gestaltende Bewusstseinsthätigkeit und nicht bloss toter Stoff
sich mitteilen; wie nur selbständiges Leben wiederum Leben
erzeugt.
Und also folgt aus der Gemeinsamkeit des Bildungs-
inhalts zugleich die Möglichkeit einer Gemeinschaft der allen
Inhalt gestaltenden, mithin aller bildenden Thätigkeit.
Nur deshalb ist zuletzt der sich gestaltende Inhalt derselbe,
weil die gestaltende Thätigkeit, weil die Gesetzmässigkeit der
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/88>, abgerufen am 24.11.2024.
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