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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899.

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gischen Erwägung, um das zur Klarheit zu bringen. Das Ge-
setz der Idee bietet auch für diese Feststellung die voll-
kommen sichere und genügende objektive Grundlage; sein Er-
weis aber ist Sache der Erkenntniskritik, nicht der Psycho-
logie. Im Beweisgang der kritischen Philosophie schliesst sich
in ununterbrochenem Zusammenhang an die Logik die Ethik,
und auf diese allein hat die Pädagogik des Willens sich
zu stützen nötig, so wie die Pädagogik des Verstandes keiner
andern wesentlichen Grundlage als der Logik, die der künstle-
rischen Phantasie keiner andern als der Aesthetik bedarf.
Zwar fällt dies alles dann auch unter psychologische Er-
wägung, aber diese ist, hier wie überhaupt, sekundär; sie be-
gründet nichts, setzt vielmehr den objektiven Erweis der
logischen, der ethischen, der ästhetischen Gesetze zu ihrer
eignen Begründung schon voraus.

§ 7.
Stufen der Aktivität. Erste Stufe: Trieb.

Die nachgewiesenen Grundlagen zur Zielbestimmung des
Willens, also auch der Willenserziehung, sind dem Prinzip
nach die nämlichen, auf die Kant die Ethik gegründet hat.
Weshalb ist man dabei nicht stehen geblieben? Der Grund
liegt nur zum Teil in theoretischen Bedenken hauptsächlich
psychologischer Art, auf die Einiges schon geantwortet ist und
zu deren Beschwichtigung Weiteres in diesem und den folgenden
beiden Paragraphen beigetragen werden soll. Den Ausschlag
gab eigentlich die noch immer herrschende Meinung, dass man
auf dieser Grundlage überhaupt zu keiner konkreten Bestim-
mung der sittlichen Aufgabe gelange. Die Ethik der reinen
Idee, meint man, müsse notwendig im Formalen stecken bleiben;
schon lange sei unerwiesen, wie sich aus ihr bestimmte, brauch-
bare Anweisungen für das Verhalten im wirklichen Leben,
für die unmittelbaren Forderungen der Erfahrung, in deren
Felde allein der menschliche Wille seine direkten Aufgaben
hat, jemals sollten ableiten lassen.

Wir sind auf dem Wege zu zeigen, dass dies Bedenken

gischen Erwägung, um das zur Klarheit zu bringen. Das Ge-
setz der Idee bietet auch für diese Feststellung die voll-
kommen sichere und genügende objektive Grundlage; sein Er-
weis aber ist Sache der Erkenntniskritik, nicht der Psycho-
logie. Im Beweisgang der kritischen Philosophie schliesst sich
in ununterbrochenem Zusammenhang an die Logik die Ethik,
und auf diese allein hat die Pädagogik des Willens sich
zu stützen nötig, so wie die Pädagogik des Verstandes keiner
andern wesentlichen Grundlage als der Logik, die der künstle-
rischen Phantasie keiner andern als der Aesthetik bedarf.
Zwar fällt dies alles dann auch unter psychologische Er-
wägung, aber diese ist, hier wie überhaupt, sekundär; sie be-
gründet nichts, setzt vielmehr den objektiven Erweis der
logischen, der ethischen, der ästhetischen Gesetze zu ihrer
eignen Begründung schon voraus.

§ 7.
Stufen der Aktivität. Erste Stufe: Trieb.

Die nachgewiesenen Grundlagen zur Zielbestimmung des
Willens, also auch der Willenserziehung, sind dem Prinzip
nach die nämlichen, auf die Kant die Ethik gegründet hat.
Weshalb ist man dabei nicht stehen geblieben? Der Grund
liegt nur zum Teil in theoretischen Bedenken hauptsächlich
psychologischer Art, auf die Einiges schon geantwortet ist und
zu deren Beschwichtigung Weiteres in diesem und den folgenden
beiden Paragraphen beigetragen werden soll. Den Ausschlag
gab eigentlich die noch immer herrschende Meinung, dass man
auf dieser Grundlage überhaupt zu keiner konkreten Bestim-
mung der sittlichen Aufgabe gelange. Die Ethik der reinen
Idee, meint man, müsse notwendig im Formalen stecken bleiben;
schon lange sei unerwiesen, wie sich aus ihr bestimmte, brauch-
bare Anweisungen für das Verhalten im wirklichen Leben,
für die unmittelbaren Forderungen der Erfahrung, in deren
Felde allein der menschliche Wille seine direkten Aufgaben
hat, jemals sollten ableiten lassen.

Wir sind auf dem Wege zu zeigen, dass dies Bedenken

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[47/0063] gischen Erwägung, um das zur Klarheit zu bringen. Das Ge- setz der Idee bietet auch für diese Feststellung die voll- kommen sichere und genügende objektive Grundlage; sein Er- weis aber ist Sache der Erkenntniskritik, nicht der Psycho- logie. Im Beweisgang der kritischen Philosophie schliesst sich in ununterbrochenem Zusammenhang an die Logik die Ethik, und auf diese allein hat die Pädagogik des Willens sich zu stützen nötig, so wie die Pädagogik des Verstandes keiner andern wesentlichen Grundlage als der Logik, die der künstle- rischen Phantasie keiner andern als der Aesthetik bedarf. Zwar fällt dies alles dann auch unter psychologische Er- wägung, aber diese ist, hier wie überhaupt, sekundär; sie be- gründet nichts, setzt vielmehr den objektiven Erweis der logischen, der ethischen, der ästhetischen Gesetze zu ihrer eignen Begründung schon voraus. § 7. Stufen der Aktivität. Erste Stufe: Trieb. Die nachgewiesenen Grundlagen zur Zielbestimmung des Willens, also auch der Willenserziehung, sind dem Prinzip nach die nämlichen, auf die Kant die Ethik gegründet hat. Weshalb ist man dabei nicht stehen geblieben? Der Grund liegt nur zum Teil in theoretischen Bedenken hauptsächlich psychologischer Art, auf die Einiges schon geantwortet ist und zu deren Beschwichtigung Weiteres in diesem und den folgenden beiden Paragraphen beigetragen werden soll. Den Ausschlag gab eigentlich die noch immer herrschende Meinung, dass man auf dieser Grundlage überhaupt zu keiner konkreten Bestim- mung der sittlichen Aufgabe gelange. Die Ethik der reinen Idee, meint man, müsse notwendig im Formalen stecken bleiben; schon lange sei unerwiesen, wie sich aus ihr bestimmte, brauch- bare Anweisungen für das Verhalten im wirklichen Leben, für die unmittelbaren Forderungen der Erfahrung, in deren Felde allein der menschliche Wille seine direkten Aufgaben hat, jemals sollten ableiten lassen. Wir sind auf dem Wege zu zeigen, dass dies Bedenken

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Zitationshilfe: Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/63>, abgerufen am 24.11.2024.