schliessen, sie führt vielmehr nach jeder Richtung ins Unend- liche. Ihre Grenze liegt allein in dem letzten Gesetze des Be- wusstseins selbst, welches an Erfahrungsbedingungen nicht ge- bunden, dagegen für alle Möglichkeit der Erfahrung seinerseits bestimmend ist: im Gesetze der Idee.
Man muss, um sich hier nicht zu verwirren, streng aus- einanderhalten, einmal die empirische Verursachung des Be- wusstseins als zeitlichen Geschehens; diese steht unter Natur- gesetzen von freilich fast hoffnungsloser Komplikation; sodann aber die notwendige Beziehung, die alles je und dann auf- tretende empirische Bewusstsein, in seinem Inhalt erwogen, auf eine, diesen in Einheitlichkeit bestimmende letzte Ge- setzlichkeit hat, welche allein die des Bewusstseins selbst sein kann. Auf ersterem Wege mag es einer fernen Zukunft viel- leicht beschieden sein einige Schritte vorwärts zu thun; zur Zeit wäre es verwegen Naturgesetze auch nur der individuellen, geschweige der sozialen Entwicklung selbst nur hypothetisch aufstellen zu wollen, weil es bisher auch an den notwendigsten Vorbedingungen dazu fehlt. Hingegen ist es methodisch zu- lässig, zu forschen, ob die successiven Stadien des empirischen Bewusstseins, ihrem historisch bekannten Inhalt nach an dem Grundgesetze des Bewusstseins gemessen, einen Fortschritt in einheitlicher Richtung, eine stufenmässige Erhebung zu dem Ziele einer gesetzmässigen Einheit der praktischen Erkenntnis, etwa auch eine entscheidende Rückwirkung der wachsenden Klarheit über das, was ihrem Gesetze gemäss sein sollte, auf die thatsächliche Gestaltung des sozialen Lebens erkennen lassen. Daraus würde sich freilich kein Naturgesetz ergeben, aus dem sich die kommende Entwicklung gleich dem Laufe der Gestirne oder der Entfaltung pflanzlicher oder tierischer Organisation mit wissenschaftlicher Gewissheit oder selbst nur objektiv begründeter Wahrscheinlichkeit voraussagen liesse. Es lässt sich immer nur behaupten: Wenn die bisher beob- achtete, im ganzen fortschreitende Entwicklung sich auch ferner bewährt, so müssen dies und dies die zunächst zu er- reichenden Stufen sein. Entspricht dem dann der thatsäch- liche Lauf der Dinge, so waren gewiss auch bestimmende Ur-
schliessen, sie führt vielmehr nach jeder Richtung ins Unend- liche. Ihre Grenze liegt allein in dem letzten Gesetze des Be- wusstseins selbst, welches an Erfahrungsbedingungen nicht ge- bunden, dagegen für alle Möglichkeit der Erfahrung seinerseits bestimmend ist: im Gesetze der Idee.
Man muss, um sich hier nicht zu verwirren, streng aus- einanderhalten, einmal die empirische Verursachung des Be- wusstseins als zeitlichen Geschehens; diese steht unter Natur- gesetzen von freilich fast hoffnungsloser Komplikation; sodann aber die notwendige Beziehung, die alles je und dann auf- tretende empirische Bewusstsein, in seinem Inhalt erwogen, auf eine, diesen in Einheitlichkeit bestimmende letzte Ge- setzlichkeit hat, welche allein die des Bewusstseins selbst sein kann. Auf ersterem Wege mag es einer fernen Zukunft viel- leicht beschieden sein einige Schritte vorwärts zu thun; zur Zeit wäre es verwegen Naturgesetze auch nur der individuellen, geschweige der sozialen Entwicklung selbst nur hypothetisch aufstellen zu wollen, weil es bisher auch an den notwendigsten Vorbedingungen dazu fehlt. Hingegen ist es methodisch zu- lässig, zu forschen, ob die successiven Stadien des empirischen Bewusstseins, ihrem historisch bekannten Inhalt nach an dem Grundgesetze des Bewusstseins gemessen, einen Fortschritt in einheitlicher Richtung, eine stufenmässige Erhebung zu dem Ziele einer gesetzmässigen Einheit der praktischen Erkenntnis, etwa auch eine entscheidende Rückwirkung der wachsenden Klarheit über das, was ihrem Gesetze gemäss sein sollte, auf die thatsächliche Gestaltung des sozialen Lebens erkennen lassen. Daraus würde sich freilich kein Naturgesetz ergeben, aus dem sich die kommende Entwicklung gleich dem Laufe der Gestirne oder der Entfaltung pflanzlicher oder tierischer Organisation mit wissenschaftlicher Gewissheit oder selbst nur objektiv begründeter Wahrscheinlichkeit voraussagen liesse. Es lässt sich immer nur behaupten: Wenn die bisher beob- achtete, im ganzen fortschreitende Entwicklung sich auch ferner bewährt, so müssen dies und dies die zunächst zu er- reichenden Stufen sein. Entspricht dem dann der thatsäch- liche Lauf der Dinge, so waren gewiss auch bestimmende Ur-
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schliessen, sie führt vielmehr nach jeder Richtung ins Unend-
liche. Ihre Grenze liegt allein in dem letzten Gesetze des Be-
wusstseins selbst, welches an Erfahrungsbedingungen nicht ge-
bunden, dagegen für alle Möglichkeit der Erfahrung seinerseits
bestimmend ist: im Gesetze der Idee.
Man muss, um sich hier nicht zu verwirren, streng aus-
einanderhalten, einmal die empirische Verursachung des Be-
wusstseins als zeitlichen Geschehens; diese steht unter Natur-
gesetzen von freilich fast hoffnungsloser Komplikation; sodann
aber die notwendige Beziehung, die alles je und dann auf-
tretende empirische Bewusstsein, in seinem Inhalt erwogen,
auf eine, diesen in Einheitlichkeit bestimmende letzte Ge-
setzlichkeit hat, welche allein die des Bewusstseins selbst sein
kann. Auf ersterem Wege mag es einer fernen Zukunft viel-
leicht beschieden sein einige Schritte vorwärts zu thun; zur
Zeit wäre es verwegen Naturgesetze auch nur der individuellen,
geschweige der sozialen Entwicklung selbst nur hypothetisch
aufstellen zu wollen, weil es bisher auch an den notwendigsten
Vorbedingungen dazu fehlt. Hingegen ist es methodisch zu-
lässig, zu forschen, ob die successiven Stadien des empirischen
Bewusstseins, ihrem historisch bekannten Inhalt nach an dem
Grundgesetze des Bewusstseins gemessen, einen Fortschritt in
einheitlicher Richtung, eine stufenmässige Erhebung zu dem
Ziele einer gesetzmässigen Einheit der praktischen Erkenntnis,
etwa auch eine entscheidende Rückwirkung der wachsenden
Klarheit über das, was ihrem Gesetze gemäss sein sollte, auf
die thatsächliche Gestaltung des sozialen Lebens erkennen
lassen. Daraus würde sich freilich kein Naturgesetz ergeben,
aus dem sich die kommende Entwicklung gleich dem Laufe
der Gestirne oder der Entfaltung pflanzlicher oder tierischer
Organisation mit wissenschaftlicher Gewissheit oder selbst nur
objektiv begründeter Wahrscheinlichkeit voraussagen liesse.
Es lässt sich immer nur behaupten: Wenn die bisher beob-
achtete, im ganzen fortschreitende Entwicklung sich auch
ferner bewährt, so müssen dies und dies die zunächst zu er-
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/178>, abgerufen am 04.12.2024.
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