Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876.Fragen aufwerfen und beantworten zu können, welche nur während der Wie weit dieser Weg bisher betreten ist, werden wir im Verlauf Der zweite Weg zum Ziele würde der sein, die Eigenschaften der So lange keiner dieser Wege betreten, so lange nicht auf dem einen Von "nicht glauben wollen", wie Hr. Zürn sich in seiner, Es sind mir in mehr als zwanzig Fällen angebliche Bastarde zwischen Fragen aufwerfen und beantworten zu können, welche nur während der Wie weit dieser Weg bisher betreten ist, werden wir im Verlauf Der zweite Weg zum Ziele würde der sein, die Eigenschaften der So lange keiner dieser Wege betreten, so lange nicht auf dem einen Von „nicht glauben wollen“, wie Hr. Zürn sich in seiner, Es sind mir in mehr als zwanzig Fällen angebliche Bastarde zwischen <TEI> <text> <body> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0010" n="2"/> Fragen aufwerfen und beantworten zu können, welche nur während der<lb/> Dauer, nicht am Ende des Versuchs, wenn die Produkte dem Messer<lb/> des Anatomen überliefert werden, zu erledigen sind. Es muss die Be-<lb/> zeichnung der Individuen zuverlässig sein, um jede Verwechselung, jeden<lb/> Fehler des Gedächtnisses, unmöglich zu machen. Endlich hat die Wissen-<lb/> schaft das Recht und die Pflicht, zu verlangen, dass derartige exakte<lb/> Versuche in einer Form publizirt werden, welche Aufschluss über alle<lb/> in Betracht kommenden Kautelen, über die ganze Methode des Experi-<lb/> ments giebt.</p><lb/> <p>Wie weit dieser Weg bisher betreten ist, werden wir im Verlauf<lb/> dieser Mittheilungen erörtern.</p><lb/> <p>Der zweite Weg zum Ziele würde der sein, die Eigenschaften der<lb/> beiden Stammältern, sowohl biologisch als anatomisch und deskriptiv,<lb/> einander gegenüberzustellen, die Differenzen, welche sich etwa als zu-<lb/> verlässige und <hi rendition="#g">konstante</hi> ergeben, hervorzuheben, und, nachdem dies<lb/> geschehen ist, zu untersuchen, ob und welche dieser Differenzen in den<lb/> vermeintlichen Produkten der Bastardzucht sich erhalten haben oder ver-<lb/> schwunden sind, ob und welche Modifikationen eingetreten. Würde eine<lb/> solche Untersuchung das Resultat ergeben, dass der Bastard wirklich<lb/> in wesentlichen Merkmalen ein Mittelding zwischen den differenten<lb/> Eigenschaften der Aeltern ist, dann würde es gerechtfertigt sein, auf<lb/> den Bastard-Ursprung zu schliessen.</p><lb/> <p>So lange keiner dieser Wege betreten, so lange nicht auf dem einen<lb/> oder dem andern ein wissenschaftlicher Beweis geliefert, war es nicht nur<lb/> erlaubt, sondern für das wissenschaftliche Gewissen geboten, zu zweifeln.</p><lb/> <p>Von „<hi rendition="#g">nicht glauben wollen</hi>“, wie Hr. <hi rendition="#g">Zürn</hi> sich in seiner,<lb/> gleich näher zu besprechenden, Schrift über die Leporiden ausdrückt,<lb/> darf, ich möchte sagen anständigerweise, nicht die Rede sein. Es<lb/> handelt sich überhaupt in solchen Fragen nicht um glauben, sondern<lb/> um wissen. Die Ansprüche an Erkenntniss mögen allerdings ver-<lb/> schieden sein. Wenn Hr. Zürn z. B. sagt, er habe „im Besitz eines<lb/> Schäfers einen ächten Bastard vom Fuchs und einer Spitzhündin ge-<lb/> sehen“, so ist mit dieser Aussage nichts bewiesen. Angaben der Art<lb/> spielen von je her eine Rolle in den Aussagen gewisser Jäger und<lb/> Hirten; es ist weder mir noch einem Vorgänger gelungen, unzweifelhafte<lb/> Nachweise über die Existenz solcher Bastarde zu erlangen, bis dahin,<lb/> wo Hr. <hi rendition="#g">Niemeyer</hi> berichtete (Zool. Garten Frankfurt a./M. 1868 X.<lb/> S. 68), dass im zoologischen Garten in Hannover eine Hündin von einem<lb/> Fuchs tragend geworden sei; die Jungen sind nicht untersucht, da sie<lb/> todtgeboren oder nach wenigen Tagen gestorben sind. Welcher Art die<lb/> getroffenen Kautelen über die Zweifellosigkeit des Versuchs gewesen,<lb/> ist nicht berichtet.</p><lb/> <p>Es sind mir in mehr als zwanzig Fällen angebliche Bastarde zwischen<lb/> Hund und Fuchs vorgestellt, in England und in Deutschland. Fuchs-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0010]
Fragen aufwerfen und beantworten zu können, welche nur während der
Dauer, nicht am Ende des Versuchs, wenn die Produkte dem Messer
des Anatomen überliefert werden, zu erledigen sind. Es muss die Be-
zeichnung der Individuen zuverlässig sein, um jede Verwechselung, jeden
Fehler des Gedächtnisses, unmöglich zu machen. Endlich hat die Wissen-
schaft das Recht und die Pflicht, zu verlangen, dass derartige exakte
Versuche in einer Form publizirt werden, welche Aufschluss über alle
in Betracht kommenden Kautelen, über die ganze Methode des Experi-
ments giebt.
Wie weit dieser Weg bisher betreten ist, werden wir im Verlauf
dieser Mittheilungen erörtern.
Der zweite Weg zum Ziele würde der sein, die Eigenschaften der
beiden Stammältern, sowohl biologisch als anatomisch und deskriptiv,
einander gegenüberzustellen, die Differenzen, welche sich etwa als zu-
verlässige und konstante ergeben, hervorzuheben, und, nachdem dies
geschehen ist, zu untersuchen, ob und welche dieser Differenzen in den
vermeintlichen Produkten der Bastardzucht sich erhalten haben oder ver-
schwunden sind, ob und welche Modifikationen eingetreten. Würde eine
solche Untersuchung das Resultat ergeben, dass der Bastard wirklich
in wesentlichen Merkmalen ein Mittelding zwischen den differenten
Eigenschaften der Aeltern ist, dann würde es gerechtfertigt sein, auf
den Bastard-Ursprung zu schliessen.
So lange keiner dieser Wege betreten, so lange nicht auf dem einen
oder dem andern ein wissenschaftlicher Beweis geliefert, war es nicht nur
erlaubt, sondern für das wissenschaftliche Gewissen geboten, zu zweifeln.
Von „nicht glauben wollen“, wie Hr. Zürn sich in seiner,
gleich näher zu besprechenden, Schrift über die Leporiden ausdrückt,
darf, ich möchte sagen anständigerweise, nicht die Rede sein. Es
handelt sich überhaupt in solchen Fragen nicht um glauben, sondern
um wissen. Die Ansprüche an Erkenntniss mögen allerdings ver-
schieden sein. Wenn Hr. Zürn z. B. sagt, er habe „im Besitz eines
Schäfers einen ächten Bastard vom Fuchs und einer Spitzhündin ge-
sehen“, so ist mit dieser Aussage nichts bewiesen. Angaben der Art
spielen von je her eine Rolle in den Aussagen gewisser Jäger und
Hirten; es ist weder mir noch einem Vorgänger gelungen, unzweifelhafte
Nachweise über die Existenz solcher Bastarde zu erlangen, bis dahin,
wo Hr. Niemeyer berichtete (Zool. Garten Frankfurt a./M. 1868 X.
S. 68), dass im zoologischen Garten in Hannover eine Hündin von einem
Fuchs tragend geworden sei; die Jungen sind nicht untersucht, da sie
todtgeboren oder nach wenigen Tagen gestorben sind. Welcher Art die
getroffenen Kautelen über die Zweifellosigkeit des Versuchs gewesen,
ist nicht berichtet.
Es sind mir in mehr als zwanzig Fällen angebliche Bastarde zwischen
Hund und Fuchs vorgestellt, in England und in Deutschland. Fuchs-
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