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Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.

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mußte sich also auf eine ernste Unterredung gefaßt
machen. Die Tante war aber nicht so schlimm, als
sie gefürchtet.

Du siehst recht blaß aus, sagte sie theilnehmend,
mußt doch recht krank gewesen sein.

Klärchen erzählte so gut wie möglich und fügte
hinzu, daß der neue Dienst im Hotel Reinhard gewiß
passender für sie sein würde.

Aber ein Gasthof! sagte die Tante.

Ich habe mit dem Gasthofsleben gar nichts zu
thun, entgegnete Klärchen, ich bin die Mamsell, die
allen Kaffee und Zucker unter sich hat, ich habe das
Frühstück auf die Zimmer zu schicken, und die Wäsche
unter mir. Dazu bekomme ich 60 Thaler Gehalt
und viele Geschenke.

Es ward ihr nicht schwer die Tante zu beruhi¬
gen. Im Sprechen hatten sie der Tante Haus erreicht.
Klärchen mußte mit eintreten. Gretchen stand in der
Stube und haspelte. Was ist das langweilige Arbeit,
wenn die Sonne so warm in das Fenster schaut und
einen immer in das Freie ruft! sagte sie; aber es
ist nun das Letzte und wir machen Schicht mit dem
Spinnen. -- Bei den Worten beugte sie sich über
einen Topf mit blühenden Schneeglöckchen, als ob ihr
der Anblick neue Kraft zu ihrer Arbeit geben solle.

Wo hast Du denn schon die hübschen Blumen
her? fragte Klärchen.

Von Benjamin, entgegnete Gretchen, und ward
roth dabei, denn sie wußte, daß Fritz Buchstein die
Blumen in den Topf gesetzt hatte, und das war ihr
das Schönste daran. Benjamin ist wieder gesund, er

mußte ſich alſo auf eine ernſte Unterredung gefaßt
machen. Die Tante war aber nicht ſo ſchlimm, als
ſie gefürchtet.

Du ſiehſt recht blaß aus, ſagte ſie theilnehmend,
mußt doch recht krank geweſen ſein.

Klärchen erzählte ſo gut wie möglich und fügte
hinzu, daß der neue Dienſt im Hotel Reinhard gewiß
paſſender für ſie ſein würde.

Aber ein Gaſthof! ſagte die Tante.

Ich habe mit dem Gaſthofsleben gar nichts zu
thun, entgegnete Klärchen, ich bin die Mamſell, die
allen Kaffee und Zucker unter ſich hat, ich habe das
Frühſtück auf die Zimmer zu ſchicken, und die Wäſche
unter mir. Dazu bekomme ich 60 Thaler Gehalt
und viele Geſchenke.

Es ward ihr nicht ſchwer die Tante zu beruhi¬
gen. Im Sprechen hatten ſie der Tante Haus erreicht.
Klärchen mußte mit eintreten. Gretchen ſtand in der
Stube und haſpelte. Was iſt das langweilige Arbeit,
wenn die Sonne ſo warm in das Fenſter ſchaut und
einen immer in das Freie ruft! ſagte ſie; aber es
iſt nun das Letzte und wir machen Schicht mit dem
Spinnen. — Bei den Worten beugte ſie ſich über
einen Topf mit blühenden Schneeglöckchen, als ob ihr
der Anblick neue Kraft zu ihrer Arbeit geben ſolle.

Wo haſt Du denn ſchon die hübſchen Blumen
her? fragte Klärchen.

Von Benjamin, entgegnete Gretchen, und ward
roth dabei, denn ſie wußte, daß Fritz Buchſtein die
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[74/0080] mußte ſich alſo auf eine ernſte Unterredung gefaßt machen. Die Tante war aber nicht ſo ſchlimm, als ſie gefürchtet. Du ſiehſt recht blaß aus, ſagte ſie theilnehmend, mußt doch recht krank geweſen ſein. Klärchen erzählte ſo gut wie möglich und fügte hinzu, daß der neue Dienſt im Hotel Reinhard gewiß paſſender für ſie ſein würde. Aber ein Gaſthof! ſagte die Tante. Ich habe mit dem Gaſthofsleben gar nichts zu thun, entgegnete Klärchen, ich bin die Mamſell, die allen Kaffee und Zucker unter ſich hat, ich habe das Frühſtück auf die Zimmer zu ſchicken, und die Wäſche unter mir. Dazu bekomme ich 60 Thaler Gehalt und viele Geſchenke. Es ward ihr nicht ſchwer die Tante zu beruhi¬ gen. Im Sprechen hatten ſie der Tante Haus erreicht. Klärchen mußte mit eintreten. Gretchen ſtand in der Stube und haſpelte. Was iſt das langweilige Arbeit, wenn die Sonne ſo warm in das Fenſter ſchaut und einen immer in das Freie ruft! ſagte ſie; aber es iſt nun das Letzte und wir machen Schicht mit dem Spinnen. — Bei den Worten beugte ſie ſich über einen Topf mit blühenden Schneeglöckchen, als ob ihr der Anblick neue Kraft zu ihrer Arbeit geben ſolle. Wo haſt Du denn ſchon die hübſchen Blumen her? fragte Klärchen. Von Benjamin, entgegnete Gretchen, und ward roth dabei, denn ſie wußte, daß Fritz Buchſtein die Blumen in den Topf geſetzt hatte, und das war ihr das Schönſte daran. Benjamin iſt wieder geſund, er

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Zitationshilfe: Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851/80>, abgerufen am 21.11.2024.