Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.nicht gewissenlos genug und hatte nie gewagt, ei¬ Ei freilich! Heute lassen wir Schiffchen schwim¬ Die jungen Leute stimmten fröhlich in den Vor¬ nicht gewiſſenlos genug und hatte nie gewagt, ei¬ Ei freilich! Heute laſſen wir Schiffchen ſchwim¬ Die jungen Leute ſtimmten fröhlich in den Vor¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0043" n="37"/> nicht gewiſſenlos genug und hatte nie gewagt, ei¬<lb/> nem Mädchen den Unverſtand zuzutrauen, ſolchen<lb/> Unſinn, der in jedem ſchlechten Romane zu finden iſt,<lb/> für Wahrheit zu nehmen. Mehrere Stunden waren<lb/> ſo ſchnell vergangen, da erinnerte Vater Buchſtein Frau<lb/> Bendler an ihr Verſprechen.</p><lb/> <p>Ei freilich! Heute laſſen wir Schiffchen ſchwim¬<lb/> men, ſagte dieſe ſcherzend; es liegt mir ſelber daran,<lb/> zu wiſſen, wie es mit der Freundſchaft meiner guten<lb/> Freunde ſteht. Ich muß aber auch die Erſte ſein,<lb/> weil ich doch wohl die Neugierigſte bin.</p><lb/> <p>Die jungen Leute ſtimmten fröhlich in den Vor¬<lb/> ſchlag ein. Gretchen holte einen großen Napf mit<lb/> Waſſer, Wallnüſſe und einen Wachsſtock. Fritz theilte<lb/> ſehr geſchickt die Nüſſe auseinander, machte die Frucht<lb/> heraus und klebte dafür kleine Wachslichte hinein.<lb/> Gar niedlich tanzten die brennenden Lichterſchiffchen auf<lb/> dem Waſſer, der Tante Schiffchen in der Mitte, die<lb/> anderen ſtellten den Vater und Sohn Buchſtein, die<lb/> Frau Organiſtin und Gretchen und Klärchen vor; ſo<lb/> war es von Frau Bendler beſtimmt. Der Hauptſpaß<lb/> war nun, wie die anderen ſich zur Hauptperſon ver¬<lb/> hielten. Blieben ſie fern ſo war es mit der Freund¬<lb/> ſchaft ſchlecht beſtellt. Und wirklich drückten ſie ſich<lb/> alle ziemlich fern an den Seiten herum. Frau Bend¬<lb/> ler ſcherzte und neckte, bis plötzlich Fritzens Schiffchen,<lb/> durch eine leiſe Waſſerbewegung angeregt, auf die<lb/> Tante zu ſchoß und nicht wieder von ihr ließ, was<lb/> auch am Napfe gerüttelt und geſchüttelt ward. Das<lb/> Schütteln aber hatte zur Folge, daß die anderen vier<lb/> Schiffe ſich zu einem Häufchen geſellten, und nun<lb/></p> </body> </text> </TEI> [37/0043]
nicht gewiſſenlos genug und hatte nie gewagt, ei¬
nem Mädchen den Unverſtand zuzutrauen, ſolchen
Unſinn, der in jedem ſchlechten Romane zu finden iſt,
für Wahrheit zu nehmen. Mehrere Stunden waren
ſo ſchnell vergangen, da erinnerte Vater Buchſtein Frau
Bendler an ihr Verſprechen.
Ei freilich! Heute laſſen wir Schiffchen ſchwim¬
men, ſagte dieſe ſcherzend; es liegt mir ſelber daran,
zu wiſſen, wie es mit der Freundſchaft meiner guten
Freunde ſteht. Ich muß aber auch die Erſte ſein,
weil ich doch wohl die Neugierigſte bin.
Die jungen Leute ſtimmten fröhlich in den Vor¬
ſchlag ein. Gretchen holte einen großen Napf mit
Waſſer, Wallnüſſe und einen Wachsſtock. Fritz theilte
ſehr geſchickt die Nüſſe auseinander, machte die Frucht
heraus und klebte dafür kleine Wachslichte hinein.
Gar niedlich tanzten die brennenden Lichterſchiffchen auf
dem Waſſer, der Tante Schiffchen in der Mitte, die
anderen ſtellten den Vater und Sohn Buchſtein, die
Frau Organiſtin und Gretchen und Klärchen vor; ſo
war es von Frau Bendler beſtimmt. Der Hauptſpaß
war nun, wie die anderen ſich zur Hauptperſon ver¬
hielten. Blieben ſie fern ſo war es mit der Freund¬
ſchaft ſchlecht beſtellt. Und wirklich drückten ſie ſich
alle ziemlich fern an den Seiten herum. Frau Bend¬
ler ſcherzte und neckte, bis plötzlich Fritzens Schiffchen,
durch eine leiſe Waſſerbewegung angeregt, auf die
Tante zu ſchoß und nicht wieder von ihr ließ, was
auch am Napfe gerüttelt und geſchüttelt ward. Das
Schütteln aber hatte zur Folge, daß die anderen vier
Schiffe ſich zu einem Häufchen geſellten, und nun
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