Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.in Respekt setzen, und etwas Sprödigkeit gegen den Es kamen nun für sie unterhaltende Tage. Das So war Weihnachten herangekommen, der Besuch 3
in Reſpekt ſetzen, und etwas Sprödigkeit gegen den Es kamen nun für ſie unterhaltende Tage. Das So war Weihnachten herangekommen, der Beſuch 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0039" n="33"/> in Reſpekt ſetzen, und etwas Sprödigkeit gegen den<lb/> Mediziner kann nicht ſchaden.</p><lb/> <p>Es kamen nun für ſie unterhaltende Tage. Das<lb/> Haus der Generalin war vielfach belebt, die verheira¬<lb/> thete Tochter mit den Kindern 4 Wochen dort, und<lb/> dies gab Gelegenheit zu mancher Geſelligkeit. Außer¬<lb/> dem ward Klärchen in die eleganten Läden der Stadt<lb/> geſchickt, um Beſorgungen zu machen, und das war<lb/> ihr beſonders unterhaltend. Sie war bald mit allen<lb/> Commis befreundet und hatte ihre leichte Commoden¬<lb/> geſellſchaft um manches bereichert. Freilich waren ihre<lb/> wenigen Groſchen, die ſie in den Dienſt mitgebracht,<lb/> auch ausgegeben, aber die Paar Groſchen lohnten<lb/> kaum der Mühe zum Sparen. Daneben ward das<lb/> Spiel mit dem Mediziner gar eifrig betrieben. Die<lb/> Generalin hatte meiſtens nur Damenverkehr: von <hi rendition="#g">der</hi><lb/> Seite war alſo für ihre Zukunft nichts zu hoffen.<lb/> Bald merkte ſie, der Mediziner war in Feuer und<lb/> Flammen und ein recht demüthiger Liebhaber. Wenn<lb/> ſie das Rouleau einen Tag nicht aufzog, ſang er die<lb/> ſchwermüthigſten Lieder; oder wenn ſie ſonſt ſpröde ge¬<lb/> gen ihn war, nahmen ſeine rohen großen Züge einen<lb/> gar ſanften Ausdruck an. Sie that das mit Wohl¬<lb/> bedacht, denn ehe er nicht in die rechte Höhe der Lei¬<lb/> denſchaft kam, würde er nicht Ernſt aus der Sache<lb/> machen. Sie berechnete freilich nicht, daß ſie auch<lb/> mit der Zeit warm wurde, und ein verliebtes Herz iſt<lb/> ein ſchwaches Herz, und der Mediziner war nicht ohne<lb/> Erfahrung, das zu wiſſen und zu merken.</p><lb/> <p>So war Weihnachten herangekommen, der Beſuch<lb/> der Generalin war abgereiſt und den unruhigen Ta¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [33/0039]
in Reſpekt ſetzen, und etwas Sprödigkeit gegen den
Mediziner kann nicht ſchaden.
Es kamen nun für ſie unterhaltende Tage. Das
Haus der Generalin war vielfach belebt, die verheira¬
thete Tochter mit den Kindern 4 Wochen dort, und
dies gab Gelegenheit zu mancher Geſelligkeit. Außer¬
dem ward Klärchen in die eleganten Läden der Stadt
geſchickt, um Beſorgungen zu machen, und das war
ihr beſonders unterhaltend. Sie war bald mit allen
Commis befreundet und hatte ihre leichte Commoden¬
geſellſchaft um manches bereichert. Freilich waren ihre
wenigen Groſchen, die ſie in den Dienſt mitgebracht,
auch ausgegeben, aber die Paar Groſchen lohnten
kaum der Mühe zum Sparen. Daneben ward das
Spiel mit dem Mediziner gar eifrig betrieben. Die
Generalin hatte meiſtens nur Damenverkehr: von der
Seite war alſo für ihre Zukunft nichts zu hoffen.
Bald merkte ſie, der Mediziner war in Feuer und
Flammen und ein recht demüthiger Liebhaber. Wenn
ſie das Rouleau einen Tag nicht aufzog, ſang er die
ſchwermüthigſten Lieder; oder wenn ſie ſonſt ſpröde ge¬
gen ihn war, nahmen ſeine rohen großen Züge einen
gar ſanften Ausdruck an. Sie that das mit Wohl¬
bedacht, denn ehe er nicht in die rechte Höhe der Lei¬
denſchaft kam, würde er nicht Ernſt aus der Sache
machen. Sie berechnete freilich nicht, daß ſie auch
mit der Zeit warm wurde, und ein verliebtes Herz iſt
ein ſchwaches Herz, und der Mediziner war nicht ohne
Erfahrung, das zu wiſſen und zu merken.
So war Weihnachten herangekommen, der Beſuch
der Generalin war abgereiſt und den unruhigen Ta¬
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