Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.der Tante war, diese sie mit Liebe und Vertrauen Der Sommer ging vorüber, auch der halbe Win¬ Frau Krauter, die seit der schweren Krankheit sich der Tante war, dieſe ſie mit Liebe und Vertrauen Der Sommer ging vorüber, auch der halbe Win¬ Frau Krauter, die ſeit der ſchweren Krankheit ſich <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0147" n="141"/> der Tante war, dieſe ſie mit Liebe und Vertrauen<lb/> überhäufte, und wenn gar Fritz dazu kam, mit ihnen<lb/> ſprach, ihnen vorlas, und ſie einen theilnehmenden<lb/> Blick von ihm erhaſchte, da meinte ſie, ſo glückliche<lb/> Tage nicht verdient zu haben, und bat Gott, ſie ihr<lb/> bis zum Lebensende ſo zu erhalten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Der Sommer ging vorüber, auch der halbe Win¬<lb/> ter. Am Sylveſter-Abend ſaßen Klärchen, Fritz und<lb/> die Tante beiſammen, es wurde nicht geſcherzt und<lb/> fröhlich geplaudert, aber alle drei waren im Herrn<lb/> ſelig vergnügt. Fritz, obgleich er es nicht wagte, die<lb/> Wünſche ſeines Herzens in die Wirklichkeit hinaus zu<lb/> denken, ahnete doch, was der Herr mit ihm vorhätte.<lb/> Unter ſchweren Kämpfen hatte er ihm einſt ſein thö¬<lb/> richtes Herz und ſeine Jugendliebe übergeben, verklärt<lb/> ſollte er dieſe Liebe aus ſeiner Hand zurück erhalten.<lb/> Als er Klärchen gute Nacht wünſchte und den Segen<lb/> des Herrn zum neuen Jahr, da konnte er ſeiner<lb/> Stimme nicht gebieten, und Klärchen fühlte den Ton<lb/> in ihrer Seele. O Gott! ſie wagte es ja kaum, in<lb/> ſeine reinen, lichten Augen zu ſchauen, ſie hatte ihn<lb/> nur in ihr Gebet eingeſchloſſen und erſehnt, er möchte<lb/> ihr nicht länger zürnen.</p><lb/> <p>Frau Krauter, die ſeit der ſchweren Krankheit ſich<lb/> nie wieder ganz erholt und immer gekränkelt hatte,<lb/> mußte ſich nach Neujahr legen, und Klärchen durfte<lb/> ſie nicht verlaſſen. Doch ward ihr eine lange Kran¬<lb/> kenpflege diesmal erſpart, ein Lungenſchlag machte der<lb/> Mutter Leben ſchnell ein Ende.<lb/></p> </body> </text> </TEI> [141/0147]
der Tante war, dieſe ſie mit Liebe und Vertrauen
überhäufte, und wenn gar Fritz dazu kam, mit ihnen
ſprach, ihnen vorlas, und ſie einen theilnehmenden
Blick von ihm erhaſchte, da meinte ſie, ſo glückliche
Tage nicht verdient zu haben, und bat Gott, ſie ihr
bis zum Lebensende ſo zu erhalten.
Der Sommer ging vorüber, auch der halbe Win¬
ter. Am Sylveſter-Abend ſaßen Klärchen, Fritz und
die Tante beiſammen, es wurde nicht geſcherzt und
fröhlich geplaudert, aber alle drei waren im Herrn
ſelig vergnügt. Fritz, obgleich er es nicht wagte, die
Wünſche ſeines Herzens in die Wirklichkeit hinaus zu
denken, ahnete doch, was der Herr mit ihm vorhätte.
Unter ſchweren Kämpfen hatte er ihm einſt ſein thö¬
richtes Herz und ſeine Jugendliebe übergeben, verklärt
ſollte er dieſe Liebe aus ſeiner Hand zurück erhalten.
Als er Klärchen gute Nacht wünſchte und den Segen
des Herrn zum neuen Jahr, da konnte er ſeiner
Stimme nicht gebieten, und Klärchen fühlte den Ton
in ihrer Seele. O Gott! ſie wagte es ja kaum, in
ſeine reinen, lichten Augen zu ſchauen, ſie hatte ihn
nur in ihr Gebet eingeſchloſſen und erſehnt, er möchte
ihr nicht länger zürnen.
Frau Krauter, die ſeit der ſchweren Krankheit ſich
nie wieder ganz erholt und immer gekränkelt hatte,
mußte ſich nach Neujahr legen, und Klärchen durfte
ſie nicht verlaſſen. Doch ward ihr eine lange Kran¬
kenpflege diesmal erſpart, ein Lungenſchlag machte der
Mutter Leben ſchnell ein Ende.
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