Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.und glaubte, daß jetzt nur äußere Noth und Bitte um Klärchen konnte vor Bangigkeit erst nicht reden, Ich bin jetzt nicht unglücklich, gnädige Frau, un¬ und glaubte, daß jetzt nur äußere Noth und Bitte um Klärchen konnte vor Bangigkeit erſt nicht reden, Ich bin jetzt nicht unglücklich, gnädige Frau, un¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0136" n="130"/> und glaubte, daß jetzt nur äußere Noth und Bitte um<lb/> Unterſtützung Klärchen hergetrieben. Sie ſchämte ſich<lb/> aber faſt vor dem Bedienten, der hatte ſo theilneh¬<lb/> mend Klärchen genannt, der ſchien gar nicht zu zweifeln,<lb/> daß ſie vorgelaſſen würde, und ſie gab die Erlaubniß.</p><lb/> <p>Klärchen konnte vor Bangigkeit erſt nicht reden,<lb/> ſie nahm nur der Generalin Hand und küßte ſie. Dieſe<lb/> ſagte mit etwas kaltem Tone: Ich habe von Ihrem<lb/> Unglück gehört, und bedaure Sie.</p><lb/> <p>Ich bin jetzt nicht unglücklich, gnädige Frau, un¬<lb/> terbrach ſie Klärchen ſchüchtern, nicht ſo unglücklich,<lb/> als da ich bei Ihnen war. — Die Generalin machte<lb/> ein verwundertes Geſicht, und Klärchen fuhr fort:<lb/> Ich bereue meinen Leichtſinn, und hoffe, ich werde<lb/> mit Gottes Hülfe anders werden, ich konnte es nur<lb/> nicht laſſen (bei dieſen Worten wurde ihre Stimme<lb/> zitternd und Thränen traten in ihre Augen), ich konnt'<lb/> es nur nicht laſſen, vor allem erſt Ihre Verzeihung<lb/> zu erbitten; ich wage es kaum, es war zu ſchlecht,<lb/> o Gott! ich habe Sie ja beſtohlen. — — Klärchen<lb/> konnte nicht weiter reden, und die gutmüthige Frau<lb/> Generalin war ſo bewegt von dieſer unerwarteten<lb/> Scene, daß ſich ihre Gefühle plötzlich wandten, und<lb/> ſie die bleiche, junge Frau in den herzlichſten Worten<lb/> ihrer Verzeihung verſicherte. Sie unterhielt ſich noch<lb/> weiter mit ihr, fragte nach ihren Plänen für die Zu¬<lb/> kunft, und als ſie hörte, daß Klärchen wieder ſchnei¬<lb/> dern wolle, erbot ſie ſich, ihr ſelbſt Arbeit zu geben<lb/> und ihr auch Kundſchaft zu verſchaffen. Klärchen war<lb/> gerührt von dieſer Güte. Sie pries es als eine Gnade<lb/> Gottes und als die Erhörung ihres Gebetes von heut<lb/></p> </body> </text> </TEI> [130/0136]
und glaubte, daß jetzt nur äußere Noth und Bitte um
Unterſtützung Klärchen hergetrieben. Sie ſchämte ſich
aber faſt vor dem Bedienten, der hatte ſo theilneh¬
mend Klärchen genannt, der ſchien gar nicht zu zweifeln,
daß ſie vorgelaſſen würde, und ſie gab die Erlaubniß.
Klärchen konnte vor Bangigkeit erſt nicht reden,
ſie nahm nur der Generalin Hand und küßte ſie. Dieſe
ſagte mit etwas kaltem Tone: Ich habe von Ihrem
Unglück gehört, und bedaure Sie.
Ich bin jetzt nicht unglücklich, gnädige Frau, un¬
terbrach ſie Klärchen ſchüchtern, nicht ſo unglücklich,
als da ich bei Ihnen war. — Die Generalin machte
ein verwundertes Geſicht, und Klärchen fuhr fort:
Ich bereue meinen Leichtſinn, und hoffe, ich werde
mit Gottes Hülfe anders werden, ich konnte es nur
nicht laſſen (bei dieſen Worten wurde ihre Stimme
zitternd und Thränen traten in ihre Augen), ich konnt'
es nur nicht laſſen, vor allem erſt Ihre Verzeihung
zu erbitten; ich wage es kaum, es war zu ſchlecht,
o Gott! ich habe Sie ja beſtohlen. — — Klärchen
konnte nicht weiter reden, und die gutmüthige Frau
Generalin war ſo bewegt von dieſer unerwarteten
Scene, daß ſich ihre Gefühle plötzlich wandten, und
ſie die bleiche, junge Frau in den herzlichſten Worten
ihrer Verzeihung verſicherte. Sie unterhielt ſich noch
weiter mit ihr, fragte nach ihren Plänen für die Zu¬
kunft, und als ſie hörte, daß Klärchen wieder ſchnei¬
dern wolle, erbot ſie ſich, ihr ſelbſt Arbeit zu geben
und ihr auch Kundſchaft zu verſchaffen. Klärchen war
gerührt von dieſer Güte. Sie pries es als eine Gnade
Gottes und als die Erhörung ihres Gebetes von heut
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