zog. Fritz schaute das Alles mit den Augen seiner Seele an, und Freude und Friede durchzitterten sein Herz. Hier war seine traute Heimath und hier sollt' es ihm vergönnt sein, seinen Heerd zu bauen und dem Herrn zu Ehr' und Liebe Bürger und Hausvater sein.
Gestern hatte er Klärchen trauen sehen. Klärchen im weißen Kleide, grünen Kranze, mit den schönen, blauen, kindlichen Augen hatte sein Herz noch einmal in Erinnerung und Theilnahme bewegt. Der schwarze, bleiche Mann neben ihr schien ihm der Böse zu sein, dem sie sich übergab, und sein Herz konnte es nicht lassen, wiederum zu bitten: Herr, verlasse sie dennoch nicht, führe sie, halte sie; Weg hast du aller Wege, an Mitteln fehlt's Dir nicht.
Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und Gretchen zusammen getroffen, und als er Gretchen sah, war Glück und Friede in seine Brust gezogen. Gret¬ chen hatte ihn angeschaut mit den treuherzigen Augen und der vielen Liebe darin, und auch seine Augen sprachen seine Gedanken aus. Ehen werden im Him¬ mel geschlossen. Gretchen, das fühlte er, war ihm vom Himmel bestimmt, mit ihr wollte er wallen den Weg hinan, seine Liebe sollte sie führen, trösten, ihr dienen auf dem beschwerlichen Weg, und ihr treues, starkes Herz sollte ihn tragen mit allen seinen Fehlern. Ja, ihr wollte er auch die Schmerzen seiner Jugend sagen, jetzt wo er sie überwunden, wo Liebe und Freu¬ digkeit zu Gretchen sein Herz beseelte. In Sehnsucht schaute er hinüber in den Nachbarsgarten, da trat Gret¬ chen singend drüben aus der Thür. Sie grüßte hin¬ über und schüttelte dann an einem Pflaumenbaum, daß
zog. Fritz ſchaute das Alles mit den Augen ſeiner Seele an, und Freude und Friede durchzitterten ſein Herz. Hier war ſeine traute Heimath und hier ſollt' es ihm vergönnt ſein, ſeinen Heerd zu bauen und dem Herrn zu Ehr' und Liebe Bürger und Hausvater ſein.
Geſtern hatte er Klärchen trauen ſehen. Klärchen im weißen Kleide, grünen Kranze, mit den ſchönen, blauen, kindlichen Augen hatte ſein Herz noch einmal in Erinnerung und Theilnahme bewegt. Der ſchwarze, bleiche Mann neben ihr ſchien ihm der Böſe zu ſein, dem ſie ſich übergab, und ſein Herz konnte es nicht laſſen, wiederum zu bitten: Herr, verlaſſe ſie dennoch nicht, führe ſie, halte ſie; Weg haſt du aller Wege, an Mitteln fehlt's Dir nicht.
Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und Gretchen zuſammen getroffen, und als er Gretchen ſah, war Glück und Friede in ſeine Bruſt gezogen. Gret¬ chen hatte ihn angeſchaut mit den treuherzigen Augen und der vielen Liebe darin, und auch ſeine Augen ſprachen ſeine Gedanken aus. Ehen werden im Him¬ mel geſchloſſen. Gretchen, das fühlte er, war ihm vom Himmel beſtimmt, mit ihr wollte er wallen den Weg hinan, ſeine Liebe ſollte ſie führen, tröſten, ihr dienen auf dem beſchwerlichen Weg, und ihr treues, ſtarkes Herz ſollte ihn tragen mit allen ſeinen Fehlern. Ja, ihr wollte er auch die Schmerzen ſeiner Jugend ſagen, jetzt wo er ſie überwunden, wo Liebe und Freu¬ digkeit zu Gretchen ſein Herz beſeelte. In Sehnſucht ſchaute er hinüber in den Nachbarsgarten, da trat Gret¬ chen ſingend drüben aus der Thür. Sie grüßte hin¬ über und ſchüttelte dann an einem Pflaumenbaum, daß
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zog. Fritz ſchaute das Alles mit den Augen ſeiner
Seele an, und Freude und Friede durchzitterten ſein
Herz. Hier war ſeine traute Heimath und hier ſollt'
es ihm vergönnt ſein, ſeinen Heerd zu bauen und dem
Herrn zu Ehr' und Liebe Bürger und Hausvater ſein.
Geſtern hatte er Klärchen trauen ſehen. Klärchen
im weißen Kleide, grünen Kranze, mit den ſchönen,
blauen, kindlichen Augen hatte ſein Herz noch einmal
in Erinnerung und Theilnahme bewegt. Der ſchwarze,
bleiche Mann neben ihr ſchien ihm der Böſe zu ſein,
dem ſie ſich übergab, und ſein Herz konnte es nicht
laſſen, wiederum zu bitten: Herr, verlaſſe ſie dennoch
nicht, führe ſie, halte ſie; Weg haſt du aller Wege,
an Mitteln fehlt's Dir nicht.
Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und
Gretchen zuſammen getroffen, und als er Gretchen ſah,
war Glück und Friede in ſeine Bruſt gezogen. Gret¬
chen hatte ihn angeſchaut mit den treuherzigen Augen
und der vielen Liebe darin, und auch ſeine Augen
ſprachen ſeine Gedanken aus. Ehen werden im Him¬
mel geſchloſſen. Gretchen, das fühlte er, war ihm
vom Himmel beſtimmt, mit ihr wollte er wallen den
Weg hinan, ſeine Liebe ſollte ſie führen, tröſten, ihr
dienen auf dem beſchwerlichen Weg, und ihr treues,
ſtarkes Herz ſollte ihn tragen mit allen ſeinen Fehlern.
Ja, ihr wollte er auch die Schmerzen ſeiner Jugend
ſagen, jetzt wo er ſie überwunden, wo Liebe und Freu¬
digkeit zu Gretchen ſein Herz beſeelte. In Sehnſucht
ſchaute er hinüber in den Nachbarsgarten, da trat Gret¬
chen ſingend drüben aus der Thür. Sie grüßte hin¬
über und ſchüttelte dann an einem Pflaumenbaum, daß
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Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851/102>, abgerufen am 15.08.2024.
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