Von den Wirkungen der Abwesenheit in Hinsicht auf die Ehe.
139. Hat der Ehegatte eines Abwesenden eine neue ehe- liche Verbindung geschlossen, so ist es nur allein dem Ab- wesenden gestattet, diese Ehe entweder in Person oder durch einen Bevollmächtigten, welcher mit dem Beweise der Existenz des Abwesenden versehen ist, anzufechten.
140. Hat der abwesende Ehegatte keine erbfähigen Ver- wandten zurückgelassen, so kann der andere Ehegatte die Einweisung in den vorläufigen Besitz seines Vermögens ver- langen.
Viertes Capitel.
Von der Aufsicht über minderjährige Kinder, deren Vater verschwunden ist.
141. Die Mutter hat, wenn der Vater bey seinem Ver- schwinden minderjährige Kinder aus der gemeinschaftlichen Ehe zurückließ, über dieselben die Aufsicht. Sie übt alle Rechte des Mannes, sowohl in Rücksicht ihrer Erziehung, als der Verwaltung ihres Vermögens, aus.
142. War die Mutter zu der Zeit, wo der Vater ver- schwand, schon todt, oder ist sie noch vor der Abwesenheits- Erklärung verstorben: so wird nach sechs Monaten seit dem Verschwinden des Vaters die Aufsicht über die Kinder den nächsten Verwandten in aufsteigender Linie, oder, in deren Ermangelung einem einstweiligen Vormunde von dem Fa- milienrathe übertragen.
143. Eben so soll es in dem Falle gehalten werden, wenn einer der Ehegatten, welcher verschwunden ist, min- derjährige Kinder aus einer vorhergehenden Ehe zurückläßt.
I. Buch. 4. Titel. 4. Cap.
Dritter Abſchnitt.
Von den Wirkungen der Abweſenheit in Hinſicht auf die Ehe.
139. Hat der Ehegatte eines Abweſenden eine neue ehe- liche Verbindung geſchloſſen, ſo iſt es nur allein dem Ab- weſenden geſtattet, dieſe Ehe entweder in Perſon oder durch einen Bevollmaͤchtigten, welcher mit dem Beweiſe der Exiſtenz des Abweſenden verſehen iſt, anzufechten.
140. Hat der abweſende Ehegatte keine erbfaͤhigen Ver- wandten zuruͤckgelaſſen, ſo kann der andere Ehegatte die Einweiſung in den vorlaͤufigen Beſitz ſeines Vermoͤgens ver- langen.
Viertes Capitel.
Von der Aufſicht uͤber minderjaͤhrige Kinder, deren Vater verſchwunden iſt.
141. Die Mutter hat, wenn der Vater bey ſeinem Ver- ſchwinden minderjaͤhrige Kinder aus der gemeinſchaftlichen Ehe zuruͤckließ, uͤber dieſelben die Aufſicht. Sie uͤbt alle Rechte des Mannes, ſowohl in Ruͤckſicht ihrer Erziehung, als der Verwaltung ihres Vermoͤgens, aus.
142. War die Mutter zu der Zeit, wo der Vater ver- ſchwand, ſchon todt, oder iſt ſie noch vor der Abweſenheits- Erklaͤrung verſtorben: ſo wird nach ſechs Monaten ſeit dem Verſchwinden des Vaters die Aufſicht uͤber die Kinder den naͤchſten Verwandten in aufſteigender Linie, oder, in deren Ermangelung einem einſtweiligen Vormunde von dem Fa- milienrathe uͤbertragen.
143. Eben ſo ſoll es in dem Falle gehalten werden, wenn einer der Ehegatten, welcher verſchwunden iſt, min- derjaͤhrige Kinder aus einer vorhergehenden Ehe zuruͤcklaͤßt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0080"n="68"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">I</hi>. Buch. 4. Titel. 4. Cap.</fw><lb/><divn="4"><head><hirendition="#g">Dritter Abſchnitt.</hi></head><lb/><argument><p>Von den Wirkungen der Abweſenheit in Hinſicht auf<lb/>
die Ehe.</p></argument><lb/><p>139. Hat der Ehegatte eines Abweſenden eine neue ehe-<lb/>
liche Verbindung geſchloſſen, ſo iſt es nur allein dem Ab-<lb/>
weſenden geſtattet, dieſe Ehe entweder in Perſon oder durch<lb/>
einen Bevollmaͤchtigten, welcher mit dem Beweiſe der Exiſtenz<lb/>
des Abweſenden verſehen iſt, anzufechten.<lb/></p><p>140. Hat der abweſende Ehegatte keine erbfaͤhigen Ver-<lb/>
wandten zuruͤckgelaſſen, ſo kann der andere Ehegatte die<lb/>
Einweiſung in den vorlaͤufigen Beſitz ſeines Vermoͤgens ver-<lb/>
langen.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Viertes Capitel.</hi></head><lb/><argument><p>Von der Aufſicht uͤber minderjaͤhrige Kinder, deren<lb/>
Vater verſchwunden iſt.</p></argument><lb/><p>141. Die Mutter hat, wenn der Vater bey ſeinem Ver-<lb/>ſchwinden minderjaͤhrige Kinder aus der gemeinſchaftlichen<lb/>
Ehe zuruͤckließ, uͤber dieſelben die Aufſicht. Sie uͤbt alle<lb/>
Rechte des Mannes, ſowohl in Ruͤckſicht ihrer Erziehung,<lb/>
als der Verwaltung ihres Vermoͤgens, aus.<lb/></p><p>142. War die Mutter zu der Zeit, wo der Vater ver-<lb/>ſchwand, ſchon todt, oder iſt ſie noch vor der Abweſenheits-<lb/>
Erklaͤrung verſtorben: ſo wird nach ſechs Monaten ſeit dem<lb/>
Verſchwinden des Vaters die Aufſicht uͤber die Kinder den<lb/>
naͤchſten Verwandten in aufſteigender Linie, oder, in deren<lb/>
Ermangelung einem einſtweiligen Vormunde von dem Fa-<lb/>
milienrathe uͤbertragen.<lb/></p><p>143. Eben ſo ſoll es in dem Falle gehalten werden,<lb/>
wenn einer der Ehegatten, welcher verſchwunden iſt, min-<lb/>
derjaͤhrige Kinder aus einer vorhergehenden Ehe zuruͤcklaͤßt.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[68/0080]
I. Buch. 4. Titel. 4. Cap.
Dritter Abſchnitt.
Von den Wirkungen der Abweſenheit in Hinſicht auf
die Ehe.
139. Hat der Ehegatte eines Abweſenden eine neue ehe-
liche Verbindung geſchloſſen, ſo iſt es nur allein dem Ab-
weſenden geſtattet, dieſe Ehe entweder in Perſon oder durch
einen Bevollmaͤchtigten, welcher mit dem Beweiſe der Exiſtenz
des Abweſenden verſehen iſt, anzufechten.
140. Hat der abweſende Ehegatte keine erbfaͤhigen Ver-
wandten zuruͤckgelaſſen, ſo kann der andere Ehegatte die
Einweiſung in den vorlaͤufigen Beſitz ſeines Vermoͤgens ver-
langen.
Viertes Capitel.
Von der Aufſicht uͤber minderjaͤhrige Kinder, deren
Vater verſchwunden iſt.
141. Die Mutter hat, wenn der Vater bey ſeinem Ver-
ſchwinden minderjaͤhrige Kinder aus der gemeinſchaftlichen
Ehe zuruͤckließ, uͤber dieſelben die Aufſicht. Sie uͤbt alle
Rechte des Mannes, ſowohl in Ruͤckſicht ihrer Erziehung,
als der Verwaltung ihres Vermoͤgens, aus.
142. War die Mutter zu der Zeit, wo der Vater ver-
ſchwand, ſchon todt, oder iſt ſie noch vor der Abweſenheits-
Erklaͤrung verſtorben: ſo wird nach ſechs Monaten ſeit dem
Verſchwinden des Vaters die Aufſicht uͤber die Kinder den
naͤchſten Verwandten in aufſteigender Linie, oder, in deren
Ermangelung einem einſtweiligen Vormunde von dem Fa-
milienrathe uͤbertragen.
143. Eben ſo ſoll es in dem Falle gehalten werden,
wenn einer der Ehegatten, welcher verſchwunden iſt, min-
derjaͤhrige Kinder aus einer vorhergehenden Ehe zuruͤcklaͤßt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: ignoriert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
Vollständigkeit: teilweise erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/80>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.