Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Buch. 3. Titel. 6. Cap.
§. 4.

Von Abschriften der Urkunden.

1334. So lange die Original-Urkunde noch vorhanden ist,
beweisen Abschriften nur das, was in der Urkunde selbst,
deren Vorlegung stets gefordert werden kann, enthalten ist.

1335. Ist die Original-Urkunde nicht mehr vorhanden,
so beweisen die Abschriften nach Verschiedenheit der nach-
folgenden Bestimmungen:

1) Die Haupt- oder ersten Ausfertigungen öffentlicher
Urkunden haben dieselbe Beweiskraft, wie das Original;
das nämliche gilt von solchen Abschriften, die in Gegen-
wart, oder nach gehöriger Vorladung der Parteyen, zufolge
richterlicher Verfügung, wie auch von denen, welche im
Beyseyn der Parteyen und mit deren gegenseitiger Zustim-
mung gemacht wurden.

2) Abschriften, die ohne Verfügung des Richters, oder
ohne Zustimmung der Parteyen, erst nach der Ablieferung
der Haupt- oder ersten Ausfertigungen durch den Notar,
welcher die Urkunde aufnahm, oder einen seiner Nachfolger,
oder durch öffentliche Beamten, denen in dieser Eigenschaft
die Aufbewahrung der Original-Concepte anvertraut ist, von
dem Original-Concept genommen wurden, können, wenn sie
schon alt sind, im Falle das Original verloren ist, zum
Beweise dienen.

Sie werden als alt betrachtet, wenn sie über dreyßig
Jahre alt sind.

Sind sie noch nicht dreyßig Jahre alt, so können sie nur
als Anfang eines schriftlichen Beweises gelten.

3) Wenn die von dem Original-Concept einer Urkunde
genommenen Abschriften nicht durch den Notar, welcher
die Urkunde aufnahm, oder durch einen seiner Nachfolger,

III. Buch. 3. Titel. 6. Cap.
§. 4.

Von Abſchriften der Urkunden.

1334. So lange die Original-Urkunde noch vorhanden iſt,
beweiſen Abſchriften nur das, was in der Urkunde ſelbſt,
deren Vorlegung ſtets gefordert werden kann, enthalten iſt.

1335. Iſt die Original-Urkunde nicht mehr vorhanden,
ſo beweiſen die Abſchriften nach Verſchiedenheit der nach-
folgenden Beſtimmungen:

1) Die Haupt- oder erſten Ausfertigungen oͤffentlicher
Urkunden haben dieſelbe Beweiskraft, wie das Original;
das naͤmliche gilt von ſolchen Abſchriften, die in Gegen-
wart, oder nach gehoͤriger Vorladung der Parteyen, zufolge
richterlicher Verfuͤgung, wie auch von denen, welche im
Beyſeyn der Parteyen und mit deren gegenſeitiger Zuſtim-
mung gemacht wurden.

2) Abſchriften, die ohne Verfuͤgung des Richters, oder
ohne Zuſtimmung der Parteyen, erſt nach der Ablieferung
der Haupt- oder erſten Ausfertigungen durch den Notar,
welcher die Urkunde aufnahm, oder einen ſeiner Nachfolger,
oder durch oͤffentliche Beamten, denen in dieſer Eigenſchaft
die Aufbewahrung der Original-Concepte anvertraut iſt, von
dem Original-Concept genommen wurden, koͤnnen, wenn ſie
ſchon alt ſind, im Falle das Original verloren iſt, zum
Beweiſe dienen.

Sie werden als alt betrachtet, wenn ſie uͤber dreyßig
Jahre alt ſind.

Sind ſie noch nicht dreyßig Jahre alt, ſo koͤnnen ſie nur
als Anfang eines ſchriftlichen Beweiſes gelten.

3) Wenn die von dem Original-Concept einer Urkunde
genommenen Abſchriften nicht durch den Notar, welcher
die Urkunde aufnahm, oder durch einen ſeiner Nachfolger,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0576" n="564"/>
              <fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">III</hi>. Buch. 3. Titel. 6. Cap.</fw><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 4.</head><lb/>
                <argument>
                  <p> <hi rendition="#g">Von Ab&#x017F;chriften der Urkunden.</hi> </p>
                </argument><lb/>
                <p>1334. So lange die Original-Urkunde noch vorhanden i&#x017F;t,<lb/>
bewei&#x017F;en Ab&#x017F;chriften nur das, was in der Urkunde &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
deren Vorlegung &#x017F;tets gefordert werden kann, enthalten i&#x017F;t.<lb/></p>
                <p>1335. I&#x017F;t die Original-Urkunde nicht mehr vorhanden,<lb/>
&#x017F;o bewei&#x017F;en die Ab&#x017F;chriften nach Ver&#x017F;chiedenheit der nach-<lb/>
folgenden Be&#x017F;timmungen:</p><lb/>
                <p>1) Die Haupt- oder er&#x017F;ten Ausfertigungen o&#x0364;ffentlicher<lb/>
Urkunden haben die&#x017F;elbe Beweiskraft, wie das Original;<lb/>
das na&#x0364;mliche gilt von &#x017F;olchen Ab&#x017F;chriften, die in Gegen-<lb/>
wart, oder nach geho&#x0364;riger Vorladung der Parteyen, zufolge<lb/>
richterlicher Verfu&#x0364;gung, wie auch von denen, welche im<lb/>
Bey&#x017F;eyn der Parteyen und mit deren gegen&#x017F;eitiger Zu&#x017F;tim-<lb/>
mung gemacht wurden.</p><lb/>
                <p>2) Ab&#x017F;chriften, die ohne Verfu&#x0364;gung des Richters, oder<lb/>
ohne Zu&#x017F;timmung der Parteyen, er&#x017F;t nach der Ablieferung<lb/>
der Haupt- oder er&#x017F;ten Ausfertigungen durch den Notar,<lb/>
welcher die Urkunde aufnahm, oder einen &#x017F;einer Nachfolger,<lb/>
oder durch o&#x0364;ffentliche Beamten, denen in die&#x017F;er Eigen&#x017F;chaft<lb/>
die Aufbewahrung der Original-Concepte anvertraut i&#x017F;t, von<lb/>
dem Original-Concept genommen wurden, ko&#x0364;nnen, wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chon alt &#x017F;ind, im Falle das Original verloren i&#x017F;t, zum<lb/>
Bewei&#x017F;e dienen.</p><lb/>
                <p>Sie werden als alt betrachtet, wenn &#x017F;ie u&#x0364;ber dreyßig<lb/>
Jahre alt &#x017F;ind.</p><lb/>
                <p>Sind &#x017F;ie noch nicht dreyßig Jahre alt, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nur<lb/>
als Anfang eines &#x017F;chriftlichen Bewei&#x017F;es gelten.</p><lb/>
                <p>3) Wenn die von dem Original-Concept einer Urkunde<lb/>
genommenen Ab&#x017F;chriften nicht durch den Notar, welcher<lb/>
die Urkunde aufnahm, oder durch einen &#x017F;einer Nachfolger,<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[564/0576] III. Buch. 3. Titel. 6. Cap. §. 4. Von Abſchriften der Urkunden. 1334. So lange die Original-Urkunde noch vorhanden iſt, beweiſen Abſchriften nur das, was in der Urkunde ſelbſt, deren Vorlegung ſtets gefordert werden kann, enthalten iſt. 1335. Iſt die Original-Urkunde nicht mehr vorhanden, ſo beweiſen die Abſchriften nach Verſchiedenheit der nach- folgenden Beſtimmungen: 1) Die Haupt- oder erſten Ausfertigungen oͤffentlicher Urkunden haben dieſelbe Beweiskraft, wie das Original; das naͤmliche gilt von ſolchen Abſchriften, die in Gegen- wart, oder nach gehoͤriger Vorladung der Parteyen, zufolge richterlicher Verfuͤgung, wie auch von denen, welche im Beyſeyn der Parteyen und mit deren gegenſeitiger Zuſtim- mung gemacht wurden. 2) Abſchriften, die ohne Verfuͤgung des Richters, oder ohne Zuſtimmung der Parteyen, erſt nach der Ablieferung der Haupt- oder erſten Ausfertigungen durch den Notar, welcher die Urkunde aufnahm, oder einen ſeiner Nachfolger, oder durch oͤffentliche Beamten, denen in dieſer Eigenſchaft die Aufbewahrung der Original-Concepte anvertraut iſt, von dem Original-Concept genommen wurden, koͤnnen, wenn ſie ſchon alt ſind, im Falle das Original verloren iſt, zum Beweiſe dienen. Sie werden als alt betrachtet, wenn ſie uͤber dreyßig Jahre alt ſind. Sind ſie noch nicht dreyßig Jahre alt, ſo koͤnnen ſie nur als Anfang eines ſchriftlichen Beweiſes gelten. 3) Wenn die von dem Original-Concept einer Urkunde genommenen Abſchriften nicht durch den Notar, welcher die Urkunde aufnahm, oder durch einen ſeiner Nachfolger,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/576
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/576>, abgerufen am 22.11.2024.