Von den verschiedenen Gattungen der Verbindlichkeiten.
Erster Abschnitt.
Von bedingten Verbindlichkeiten.
§. 1.
Von der Bedingung im Allgemeinen, und deren verschiedenen Gattungen.
1168. Eine Verbindlichkeit ist bedingt, wenn man sie von einem künftigen und ungewissen Ereignisse abhängen läßt, indem man entweder dieselbe aufschiebt, bis das. Ereigniß eintritt, oder sie rückgängig macht, je nachdem das Ereigniß eintreten wird oder nicht.
1169. Eine zufällige Bedingung ist die, welche vom Zufalle abhängt und auf keine Weise in der Macht des Gläubigers oder Schuldners steht.
1170. Eine willkührliche Bedingung ist die, welche die Voll- ziehung des Vertrages von einem Ereignisse abhängig macht, welches herbeyzuführen oder zu verhindern in der Macht des einen oder des andern der contrahirenden Theile steht.
1171. Eine vermischte Bedingung ist diejenige, die zu gleicher Zeit von der Willkühr eines der contrahirenden Theile und von der Willkühr eines Dritten abhängt.
1172. Jede Bedingung, deren Gegenstand unmöglich, den guten Sitten zuwider, oder durch das Gesetz verboten ist, ist nichtig, und macht auch den davon abhängigen Vertrag ungültig.
1173. Die Bedingung, etwas unmögliches nicht zu thun, macht die unter dieser Bedingung eingegangene Ver- bindlichkeit nicht ungültig.
III. Buch. 3. Titel. 4. Cap.
Viertes Capitel.
Von den verſchiedenen Gattungen der Verbindlichkeiten.
Erſter Abſchnitt.
Von bedingten Verbindlichkeiten.
§. 1.
Von der Bedingung im Allgemeinen, und deren verſchiedenen Gattungen.
1168. Eine Verbindlichkeit iſt bedingt, wenn man ſie von einem kuͤnftigen und ungewiſſen Ereigniſſe abhaͤngen laͤßt, indem man entweder dieſelbe aufſchiebt, bis daſ. Ereigniß eintritt, oder ſie ruͤckgaͤngig macht, je nachdem das Ereigniß eintreten wird oder nicht.
1169. Eine zufaͤllige Bedingung iſt die, welche vom Zufalle abhaͤngt und auf keine Weiſe in der Macht des Glaͤubigers oder Schuldners ſteht.
1170. Eine willkuͤhrliche Bedingung iſt die, welche die Voll- ziehung des Vertrages von einem Ereigniſſe abhaͤngig macht, welches herbeyzufuͤhren oder zu verhindern in der Macht des einen oder des andern der contrahirenden Theile ſteht.
1171. Eine vermiſchte Bedingung iſt diejenige, die zu gleicher Zeit von der Willkuͤhr eines der contrahirenden Theile und von der Willkuͤhr eines Dritten abhaͤngt.
1172. Jede Bedingung, deren Gegenſtand unmoͤglich, den guten Sitten zuwider, oder durch das Geſetz verboten iſt, iſt nichtig, und macht auch den davon abhaͤngigen Vertrag unguͤltig.
1173. Die Bedingung, etwas unmoͤgliches nicht zu thun, macht die unter dieſer Bedingung eingegangene Ver- bindlichkeit nicht unguͤltig.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0504"n="492"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#aq">III</hi>. Buch. 3. Titel. 4. Cap.</fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Viertes Capitel.</hi></head><lb/><argument><p>Von den verſchiedenen Gattungen der Verbindlichkeiten.</p></argument><lb/><divn="4"><head><hirendition="#g">Erſter Abſchnitt.</hi></head><lb/><argument><p>Von bedingten Verbindlichkeiten.</p></argument><lb/><divn="5"><head>§. 1.</head><lb/><argument><p>Von der Bedingung im Allgemeinen, und deren<lb/>
verſchiedenen Gattungen.<lb/></p></argument><p>1168. Eine Verbindlichkeit iſt bedingt, wenn man ſie<lb/>
von einem kuͤnftigen und ungewiſſen Ereigniſſe abhaͤngen<lb/>
laͤßt, indem man entweder dieſelbe aufſchiebt, bis daſ.<lb/>
Ereigniß eintritt, oder ſie ruͤckgaͤngig macht, je nachdem<lb/>
das Ereigniß eintreten wird oder nicht.<lb/></p><p>1169. Eine zufaͤllige Bedingung iſt die, welche vom<lb/>
Zufalle abhaͤngt und auf keine Weiſe in der Macht des<lb/>
Glaͤubigers oder Schuldners ſteht.<lb/></p><p>1170. Eine willkuͤhrliche Bedingung iſt die, welche die Voll-<lb/>
ziehung des Vertrages von einem Ereigniſſe abhaͤngig macht,<lb/>
welches herbeyzufuͤhren oder zu verhindern in der Macht des<lb/>
einen oder des andern der contrahirenden Theile ſteht.<lb/></p><p>1171. Eine vermiſchte Bedingung iſt diejenige, die zu<lb/>
gleicher Zeit von der Willkuͤhr eines der contrahirenden<lb/>
Theile und von der Willkuͤhr eines Dritten abhaͤngt.<lb/></p><p>1172. Jede Bedingung, deren Gegenſtand unmoͤglich,<lb/>
den guten Sitten zuwider, oder durch das Geſetz verboten<lb/>
iſt, iſt nichtig, und macht auch den davon abhaͤngigen<lb/>
Vertrag unguͤltig.<lb/></p><p>1173. Die Bedingung, etwas unmoͤgliches nicht zu<lb/>
thun, macht die unter dieſer Bedingung eingegangene Ver-<lb/>
bindlichkeit nicht unguͤltig.</p><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[492/0504]
III. Buch. 3. Titel. 4. Cap.
Viertes Capitel.
Von den verſchiedenen Gattungen der Verbindlichkeiten.
Erſter Abſchnitt.
Von bedingten Verbindlichkeiten.
§. 1.
Von der Bedingung im Allgemeinen, und deren
verſchiedenen Gattungen.
1168. Eine Verbindlichkeit iſt bedingt, wenn man ſie
von einem kuͤnftigen und ungewiſſen Ereigniſſe abhaͤngen
laͤßt, indem man entweder dieſelbe aufſchiebt, bis daſ.
Ereigniß eintritt, oder ſie ruͤckgaͤngig macht, je nachdem
das Ereigniß eintreten wird oder nicht.
1169. Eine zufaͤllige Bedingung iſt die, welche vom
Zufalle abhaͤngt und auf keine Weiſe in der Macht des
Glaͤubigers oder Schuldners ſteht.
1170. Eine willkuͤhrliche Bedingung iſt die, welche die Voll-
ziehung des Vertrages von einem Ereigniſſe abhaͤngig macht,
welches herbeyzufuͤhren oder zu verhindern in der Macht des
einen oder des andern der contrahirenden Theile ſteht.
1171. Eine vermiſchte Bedingung iſt diejenige, die zu
gleicher Zeit von der Willkuͤhr eines der contrahirenden
Theile und von der Willkuͤhr eines Dritten abhaͤngt.
1172. Jede Bedingung, deren Gegenſtand unmoͤglich,
den guten Sitten zuwider, oder durch das Geſetz verboten
iſt, iſt nichtig, und macht auch den davon abhaͤngigen
Vertrag unguͤltig.
1173. Die Bedingung, etwas unmoͤgliches nicht zu
thun, macht die unter dieſer Bedingung eingegangene Ver-
bindlichkeit nicht unguͤltig.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: ignoriert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
Vollständigkeit: teilweise erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/504>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.