304. Die Auflösung der Ehe durch eine gerichtlich zuge- lassene Scheidung soll den aus dieser Ehe erzeugten Kindern keinen der Vortheile entziehen, die ihnen durch die Ge- setze oder die Ehestiftung ihrer Eltern zugesichert waren. Der wirkliche Anfall dieser Rechte soll jedoch für die Kinder nur auf eben die Weise und unter eben den Umständen eintreten, wie sie ihnen zugefallen seyn würden, wenn die Ehescheidung nicht statt gefunden hätte.
305. Im Falle einer wegen gegenseitiger Einwilligung erfolgten Ehescheidung, soll das Eigenthum der Hälfte des Vermögens eines jeden Ehegatten, an dem Tage ihrer ersten Erklärung, den aus dieser Ehe erzeugten Kindern kraft des Gesetzes zufallen. Die Eltern behalten gleich- wohl die Benutzung dieser Hälfte bis zur Volljährigkeit ihrer Kinder, unter der Verbindlichkeit, für deren Nahrung, Unterhalt und Erziehung, nach ihrem Stande und Vermö- gen, zu sorgen; dies alles jedoch den übrigen Vortheilen, welche den erwähnten Kindern durch die Ehestiftung ihrer Eltern etwa zugesichert sind, unbeschadet.
Fünftes Capitel.
Von der persönlichen Trennung ( Scheidung von Tisch und Bette).
306. In den Fällen, wo die Klage auf Ehescheidung wegen einer bestimmten Ursache statt findet, können die Ehegatten auch um persönliche Trennung nachsuchen.
307. Dieses Gesuch wird eben so, wie jede andere Civilklage, angebracht, verhandelt und entschieden; auf wechselseitige Einwilligung der Ehegatten soll dasselbe gleich- wohl nicht gegründet werden können.
I. Buch. 6. Titel. 5. Cap.
304. Die Aufloͤſung der Ehe durch eine gerichtlich zuge- laſſene Scheidung ſoll den aus dieſer Ehe erzeugten Kindern keinen der Vortheile entziehen, die ihnen durch die Ge- ſetze oder die Eheſtiftung ihrer Eltern zugeſichert waren. Der wirkliche Anfall dieſer Rechte ſoll jedoch fuͤr die Kinder nur auf eben die Weiſe und unter eben den Umſtaͤnden eintreten, wie ſie ihnen zugefallen ſeyn wuͤrden, wenn die Eheſcheidung nicht ſtatt gefunden haͤtte.
305. Im Falle einer wegen gegenſeitiger Einwilligung erfolgten Eheſcheidung, ſoll das Eigenthum der Haͤlfte des Vermoͤgens eines jeden Ehegatten, an dem Tage ihrer erſten Erklaͤrung, den aus dieſer Ehe erzeugten Kindern kraft des Geſetzes zufallen. Die Eltern behalten gleich- wohl die Benutzung dieſer Haͤlfte bis zur Volljaͤhrigkeit ihrer Kinder, unter der Verbindlichkeit, fuͤr deren Nahrung, Unterhalt und Erziehung, nach ihrem Stande und Vermoͤ- gen, zu ſorgen; dies alles jedoch den uͤbrigen Vortheilen, welche den erwaͤhnten Kindern durch die Eheſtiftung ihrer Eltern etwa zugeſichert ſind, unbeſchadet.
Fuͤnftes Capitel.
Von der perſoͤnlichen Trennung ( Scheidung von Tiſch und Bette).
306. In den Faͤllen, wo die Klage auf Eheſcheidung wegen einer beſtimmten Urſache ſtatt findet, koͤnnen die Ehegatten auch um perſoͤnliche Trennung nachſuchen.
307. Dieſes Geſuch wird eben ſo, wie jede andere Civilklage, angebracht, verhandelt und entſchieden; auf wechſelſeitige Einwilligung der Ehegatten ſoll daſſelbe gleich- wohl nicht gegruͤndet werden koͤnnen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0146"n="134"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">I</hi>. Buch. 6. Titel. 5. Cap.</fw><lb/><p>304. Die Aufloͤſung der Ehe durch eine gerichtlich zuge-<lb/>
laſſene Scheidung ſoll den aus dieſer Ehe erzeugten Kindern<lb/>
keinen der Vortheile entziehen, die ihnen durch die Ge-<lb/>ſetze oder die Eheſtiftung ihrer Eltern zugeſichert waren.<lb/>
Der wirkliche Anfall dieſer Rechte ſoll jedoch fuͤr die Kinder<lb/>
nur auf eben die Weiſe und unter eben den Umſtaͤnden<lb/>
eintreten, wie ſie ihnen zugefallen ſeyn wuͤrden, wenn die<lb/>
Eheſcheidung nicht ſtatt gefunden haͤtte.<lb/></p><p>305. Im Falle einer wegen gegenſeitiger Einwilligung<lb/>
erfolgten Eheſcheidung, ſoll das Eigenthum der Haͤlfte des<lb/>
Vermoͤgens eines jeden Ehegatten, an dem Tage ihrer<lb/>
erſten Erklaͤrung, den aus dieſer Ehe erzeugten Kindern<lb/>
kraft des Geſetzes zufallen. Die Eltern behalten gleich-<lb/>
wohl die Benutzung dieſer Haͤlfte bis zur Volljaͤhrigkeit<lb/>
ihrer Kinder, unter der Verbindlichkeit, fuͤr deren Nahrung,<lb/>
Unterhalt und Erziehung, nach ihrem Stande und Vermoͤ-<lb/>
gen, zu ſorgen; dies alles jedoch den uͤbrigen Vortheilen,<lb/>
welche den erwaͤhnten Kindern durch die Eheſtiftung ihrer<lb/>
Eltern etwa zugeſichert ſind, unbeſchadet. </p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Fuͤnftes Capitel.</hi></head><lb/><argument><p>Von der perſoͤnlichen Trennung ( Scheidung von Tiſch<lb/>
und Bette).</p></argument><lb/><p>306. In den Faͤllen, wo die Klage auf Eheſcheidung<lb/>
wegen einer beſtimmten Urſache ſtatt findet, koͤnnen die<lb/>
Ehegatten auch um perſoͤnliche Trennung nachſuchen.<lb/></p><p>307. Dieſes Geſuch wird eben ſo, wie jede andere<lb/>
Civilklage, angebracht, verhandelt und entſchieden; auf<lb/>
wechſelſeitige Einwilligung der Ehegatten ſoll daſſelbe gleich-<lb/>
wohl nicht gegruͤndet werden koͤnnen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[134/0146]
I. Buch. 6. Titel. 5. Cap.
304. Die Aufloͤſung der Ehe durch eine gerichtlich zuge-
laſſene Scheidung ſoll den aus dieſer Ehe erzeugten Kindern
keinen der Vortheile entziehen, die ihnen durch die Ge-
ſetze oder die Eheſtiftung ihrer Eltern zugeſichert waren.
Der wirkliche Anfall dieſer Rechte ſoll jedoch fuͤr die Kinder
nur auf eben die Weiſe und unter eben den Umſtaͤnden
eintreten, wie ſie ihnen zugefallen ſeyn wuͤrden, wenn die
Eheſcheidung nicht ſtatt gefunden haͤtte.
305. Im Falle einer wegen gegenſeitiger Einwilligung
erfolgten Eheſcheidung, ſoll das Eigenthum der Haͤlfte des
Vermoͤgens eines jeden Ehegatten, an dem Tage ihrer
erſten Erklaͤrung, den aus dieſer Ehe erzeugten Kindern
kraft des Geſetzes zufallen. Die Eltern behalten gleich-
wohl die Benutzung dieſer Haͤlfte bis zur Volljaͤhrigkeit
ihrer Kinder, unter der Verbindlichkeit, fuͤr deren Nahrung,
Unterhalt und Erziehung, nach ihrem Stande und Vermoͤ-
gen, zu ſorgen; dies alles jedoch den uͤbrigen Vortheilen,
welche den erwaͤhnten Kindern durch die Eheſtiftung ihrer
Eltern etwa zugeſichert ſind, unbeſchadet.
Fuͤnftes Capitel.
Von der perſoͤnlichen Trennung ( Scheidung von Tiſch
und Bette).
306. In den Faͤllen, wo die Klage auf Eheſcheidung
wegen einer beſtimmten Urſache ſtatt findet, koͤnnen die
Ehegatten auch um perſoͤnliche Trennung nachſuchen.
307. Dieſes Geſuch wird eben ſo, wie jede andere
Civilklage, angebracht, verhandelt und entſchieden; auf
wechſelſeitige Einwilligung der Ehegatten ſoll daſſelbe gleich-
wohl nicht gegruͤndet werden koͤnnen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: ignoriert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
Vollständigkeit: teilweise erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/146>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.