Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Buch. Cap. VII.
Persohnen in seinen Schrifften/ und sonsten eigentlich er-
kundigen/ und demnach sich der Annahmb oder Außschlags
halber der Erbschafft entschliessen mögend: Jns besonders
thut der Statt Bern sub. 15. Febr. 1664. gemachte Ord-
nung wegen Erbschafft der Elteren folgende gute Vorse-
hung: Wann nach Absterben eines Hauß-Vatters des-
selben hinderlassene Weib und Kinder die Erbschafft an-
zutretten Bedenckens Trugend/ so sollen sie alsbald nach
deß Abgestorbenen Begräbnuß sich der Erbschafft völlig
entziehen/ derselbigen Mittlen und Nutzung sich weder viel
noch wenig beladen/ und solcher Entzeuhung sich gegen
dem Richter deß Orths/ mit unverweilter Ubergab der
Schlüßlen erklären: Oder aber/ wann die Erben sich
nicht alsobald zur Abtrett oder Annemmung der Erbschafft
erklären köntend/ auß Mangel gnugsamber nachrichtli-
cher Wüssenschafft/ was für Schulden vorhanden/ und
ob dieselben zubezahlen Guts genug da seye/ oder nicht/
soll in solchem Fahl ihnen ein Monat Termin vergonnt
werden/ sich deßwegen zu bedencken/ und nach der Sa-
chen Beschaffenheit zu erforschen/ doch daß gleichwohlen
durch dieselben die Schlüssel in die Hand deß Richters/
auch auf Erforderung mit Eydlicher Erklärung/ daß von
der Verlassenschafft weder durch sie/ noch ihrens Wüssens
durch andere/ es seye vor oder nach deß Verstorbenen Hin-
schid/ nützet zu Nachtheil der Gläubigeren veräusseret wor-
den/ übergeben werde: Darauff dann der Richter die
Erbschafft inventorisieren/ ordentlich verschliessen/ und
den Erben darvon ein Abschrifft neben ihrer Bevogtung
(wann sie es von nöthen haben) ertheilen lassen soll/ sich
darüber innert berührter Zeit in den einten oder anderen
weg zuentschliessen/ wiedrigen Fahls/ und da es sich eini-
cher massen erfunde/ daß dergleichen etwas von ihnen wä-

re

Zweytes Buch. Cap. VII.
Perſohnen in ſeinen Schrifften/ und ſonſten eigentlich er-
kundigen/ und demnach ſich der Annahmb oder Außſchlags
halber der Erbſchafft entſchlieſſen moͤgend: Jns beſonders
thut der Statt Bern ſub. 15. Febr. 1664. gemachte Ord-
nung wegen Erbſchafft der Elteren folgende gute Vorſe-
hung: Wann nach Abſterben eines Hauß-Vatters deſ-
ſelben hinderlaſſene Weib und Kinder die Erbſchafft an-
zutretten Bedenckens Trugend/ ſo ſollen ſie alsbald nach
deß Abgeſtorbenen Begraͤbnuß ſich der Erbſchafft voͤllig
entziehen/ derſelbigen Mittlen und Nutzung ſich weder viel
noch wenig beladen/ und ſolcher Entzeuhung ſich gegen
dem Richter deß Orths/ mit unverweilter Ubergab der
Schluͤßlen erklaͤren: Oder aber/ wann die Erben ſich
nicht alſobald zur Abtrett oder Annemmung der Erbſchafft
erklaͤren koͤntend/ auß Mangel gnugſamber nachrichtli-
cher Wuͤſſenſchafft/ was fuͤr Schulden vorhanden/ und
ob dieſelben zubezahlen Guts genug da ſeye/ oder nicht/
ſoll in ſolchem Fahl ihnen ein Monat Termin vergonnt
werden/ ſich deßwegen zu bedencken/ und nach der Sa-
chen Beſchaffenheit zu erforſchen/ doch daß gleichwohlen
durch dieſelben die Schluͤſſel in die Hand deß Richters/
auch auf Erforderung mit Eydlicher Erklaͤrung/ daß von
der Verlaſſenſchafft weder durch ſie/ noch ihrens Wuͤſſens
durch andere/ es ſeye vor oder nach deß Verſtorbenen Hin-
ſchid/ nuͤtzet zu Nachtheil der Glaͤubigeren veraͤuſſeret wor-
den/ uͤbergeben werde: Darauff dann der Richter die
Erbſchafft inventoriſieren/ ordentlich verſchlieſſen/ und
den Erben darvon ein Abſchrifft neben ihrer Bevogtung
(wann ſie es von noͤthen haben) ertheilen laſſen ſoll/ ſich
daruͤber innert beruͤhrter Zeit in den einten oder anderen
weg zuentſchlieſſen/ wiedrigen Fahls/ und da es ſich eini-
cher maſſen erfunde/ daß dergleichen etwas von ihnen waͤ-

re
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0082" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Buch. Cap. <hi rendition="#aq">VII.</hi></hi></fw><lb/>
Per&#x017F;ohnen in &#x017F;einen Schrifften/ und &#x017F;on&#x017F;ten eigentlich er-<lb/>
kundigen/ und demnach &#x017F;ich der Annahmb oder Auß&#x017F;chlags<lb/>
halber der Erb&#x017F;chafft ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gend: Jns be&#x017F;onders<lb/>
thut der Statt Bern <hi rendition="#aq">&#x017F;ub. 15. Febr. 1664.</hi> gemachte Ord-<lb/>
nung wegen Erb&#x017F;chafft der Elteren folgende gute Vor&#x017F;e-<lb/>
hung: Wann nach Ab&#x017F;terben eines Hauß-Vatters de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben hinderla&#x017F;&#x017F;ene Weib und Kinder die Erb&#x017F;chafft an-<lb/>
zutretten Bedenckens Trugend/ &#x017F;o &#x017F;ollen &#x017F;ie alsbald nach<lb/>
deß Abge&#x017F;torbenen Begra&#x0364;bnuß &#x017F;ich der Erb&#x017F;chafft vo&#x0364;llig<lb/>
entziehen/ der&#x017F;elbigen Mittlen und Nutzung &#x017F;ich weder viel<lb/>
noch wenig beladen/ und &#x017F;olcher Entzeuhung &#x017F;ich gegen<lb/>
dem Richter deß Orths/ mit unverweilter Ubergab der<lb/>
Schlu&#x0364;ßlen erkla&#x0364;ren: Oder aber/ wann die Erben &#x017F;ich<lb/>
nicht al&#x017F;obald zur Abtrett oder Annemmung der Erb&#x017F;chafft<lb/>
erkla&#x0364;ren ko&#x0364;ntend/ auß Mangel gnug&#x017F;amber nachrichtli-<lb/>
cher Wu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ was fu&#x0364;r Schulden vorhanden/ und<lb/>
ob die&#x017F;elben zubezahlen Guts genug da &#x017F;eye/ oder nicht/<lb/>
&#x017F;oll in &#x017F;olchem Fahl ihnen ein Monat <hi rendition="#aq">Termin</hi> vergonnt<lb/>
werden/ &#x017F;ich deßwegen zu bedencken/ und nach der Sa-<lb/>
chen Be&#x017F;chaffenheit zu erfor&#x017F;chen/ doch daß gleichwohlen<lb/>
durch die&#x017F;elben die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el in die Hand deß Richters/<lb/>
auch auf Erforderung mit Eydlicher Erkla&#x0364;rung/ daß von<lb/>
der Verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft weder durch &#x017F;ie/ noch ihrens Wu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ens<lb/>
durch andere/ es &#x017F;eye vor oder nach deß Ver&#x017F;torbenen Hin-<lb/>
&#x017F;chid/ nu&#x0364;tzet zu Nachtheil der Gla&#x0364;ubigeren vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eret wor-<lb/>
den/ u&#x0364;bergeben werde: Darauff dann der Richter die<lb/>
Erb&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">inventori&#x017F;ie</hi>ren/ ordentlich ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
den Erben darvon ein Ab&#x017F;chrifft neben ihrer Bevogtung<lb/>
(wann &#x017F;ie es von no&#x0364;then haben) ertheilen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll/ &#x017F;ich<lb/>
daru&#x0364;ber innert beru&#x0364;hrter Zeit in den einten oder anderen<lb/>
weg zuent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ wiedrigen Fahls/ und da es &#x017F;ich eini-<lb/>
cher ma&#x017F;&#x017F;en erfunde/ daß dergleichen etwas von ihnen wa&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">re</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0082] Zweytes Buch. Cap. VII. Perſohnen in ſeinen Schrifften/ und ſonſten eigentlich er- kundigen/ und demnach ſich der Annahmb oder Außſchlags halber der Erbſchafft entſchlieſſen moͤgend: Jns beſonders thut der Statt Bern ſub. 15. Febr. 1664. gemachte Ord- nung wegen Erbſchafft der Elteren folgende gute Vorſe- hung: Wann nach Abſterben eines Hauß-Vatters deſ- ſelben hinderlaſſene Weib und Kinder die Erbſchafft an- zutretten Bedenckens Trugend/ ſo ſollen ſie alsbald nach deß Abgeſtorbenen Begraͤbnuß ſich der Erbſchafft voͤllig entziehen/ derſelbigen Mittlen und Nutzung ſich weder viel noch wenig beladen/ und ſolcher Entzeuhung ſich gegen dem Richter deß Orths/ mit unverweilter Ubergab der Schluͤßlen erklaͤren: Oder aber/ wann die Erben ſich nicht alſobald zur Abtrett oder Annemmung der Erbſchafft erklaͤren koͤntend/ auß Mangel gnugſamber nachrichtli- cher Wuͤſſenſchafft/ was fuͤr Schulden vorhanden/ und ob dieſelben zubezahlen Guts genug da ſeye/ oder nicht/ ſoll in ſolchem Fahl ihnen ein Monat Termin vergonnt werden/ ſich deßwegen zu bedencken/ und nach der Sa- chen Beſchaffenheit zu erforſchen/ doch daß gleichwohlen durch dieſelben die Schluͤſſel in die Hand deß Richters/ auch auf Erforderung mit Eydlicher Erklaͤrung/ daß von der Verlaſſenſchafft weder durch ſie/ noch ihrens Wuͤſſens durch andere/ es ſeye vor oder nach deß Verſtorbenen Hin- ſchid/ nuͤtzet zu Nachtheil der Glaͤubigeren veraͤuſſeret wor- den/ uͤbergeben werde: Darauff dann der Richter die Erbſchafft inventoriſieren/ ordentlich verſchlieſſen/ und den Erben darvon ein Abſchrifft neben ihrer Bevogtung (wann ſie es von noͤthen haben) ertheilen laſſen ſoll/ ſich daruͤber innert beruͤhrter Zeit in den einten oder anderen weg zuentſchlieſſen/ wiedrigen Fahls/ und da es ſich eini- cher maſſen erfunde/ daß dergleichen etwas von ihnen waͤ- re

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/82
Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/82>, abgerufen am 24.11.2024.