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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Recht der Menschen zu allerhand Sachen.

Hierauff folget/ wie durch Vereinigung/ Vermeh-Wie einer
das Eigen-
thum an
sich bringen
mag durch
Accession.

rung oder Accession mit einer anderen Sach das Eigen-
thumbs-Recht sonderbahren Persohnen zu wachßt/ welches
entweders geschicht/ durch die Natur, oder durch Fleiß
und Arbeith der Menschen.

Von Natur gehört die Erjüngerung allerhand Viehs
der jenigen Persohn zu/ welcheren das Vieh ist/ darvonErjünge-
rung deß
Viehs.

die Erjüngerung harkompt: Gleichermassen gehört aller
Nutzen/ so ein grund ertragt/ dem Grund-Herrn: Also
wann ein fliessendes Wasser/ einem Gut unvermerckt et-
was Grunds zulegt/ gehört diser unvermerckte zugelegter
Grund der Persohn zu/ so das Gut besitzt; Jedoch ist
hier zu underscheiden/ wann durch Gewalt deß Wassers
ein nahmhafftes Stuck von jemands Gut auf einmahlen
abgerissen/ und an ein anders Orth versetzt wurde/ daß es
in solchem Fahl deß vorigen Besitzers bliebe/ wann er des-Reiß-
Grund.

sen begehrt/ wo nicht/ so gehört solch Stuck als Reiß-
Grund der Lands-Oberkeit: Wann ferners in gemeinen
Strömen ein Jnsul entsteht/ so ist sie von Natur der
Lands-Oberkeit/ deren der Strom zusteht: Scheidet die
Mitte deß Stroms zwey Souverainiteten oder Lands-
Oberkeiten/ so gehört die Jnsul/ wann sie in der Mitte
deß Stroms gelegen/ beiden Souverainiteten zu: Wann
sie nicht in der Mitten gelegen/ so gehört sie vielmehr auf
die Seithen/ da sie näher am Land ist: Alles aber in dem
Verstand/ wann zwüschen den Souverainiteten nichts an-
ders verglichen: Wann ein Strohm sein natürliches Beth
gantz verlaßt/ und einen neuen Runß einnimbt/ so gehört
von Natur der außgetrocknete Wasser-Graben denen/ de-
rer Güter zu beiden Seithen daran stossen: Weilen aber
in denen Sachen gar wunderliche und veränderliche gestalt-
samme sich zutragen können/ als ist in dergleichen Fah-

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Recht der Menſchen zu allerhand Sachen.

Hierauff folget/ wie durch Vereinigung/ Vermeh-Wie einer
das Eigen-
thum an
ſich bringen
mag durch
Acceſſion.

rung oder Acceſſion mit einer anderen Sach das Eigen-
thumbs-Recht ſonderbahren Perſohnen zu wachßt/ welches
entweders geſchicht/ durch die Natur, oder durch Fleiß
und Arbeith der Menſchen.

Von Natur gehoͤrt die Erjuͤngerung allerhand Viehs
der jenigen Perſohn zu/ welcheren das Vieh iſt/ darvonErjuͤnge-
rung deß
Viehs.

die Erjuͤngerung harkompt: Gleichermaſſen gehoͤrt aller
Nutzen/ ſo ein grund ertragt/ dem Grund-Herꝛn: Alſo
wann ein flieſſendes Waſſer/ einem Gut unvermerckt et-
was Grunds zulegt/ gehoͤrt diſer unvermerckte zugelegter
Grund der Perſohn zu/ ſo das Gut beſitzt; Jedoch iſt
hier zu underſcheiden/ wann durch Gewalt deß Waſſers
ein nahmhafftes Stuck von jemands Gut auf einmahlen
abgeriſſen/ und an ein anders Orth verſetzt wurde/ daß es
in ſolchem Fahl deß vorigen Beſitzers bliebe/ wann er deſ-Reiß-
Grund.

ſen begehrt/ wo nicht/ ſo gehoͤrt ſolch Stuck als Reiß-
Grund der Lands-Oberkeit: Wann ferners in gemeinen
Stroͤmen ein Jnſul entſteht/ ſo iſt ſie von Natur der
Lands-Oberkeit/ deren der Strom zuſteht: Scheidet die
Mitte deß Stroms zwey Souverainiteten oder Lands-
Oberkeiten/ ſo gehoͤrt die Jnſul/ wann ſie in der Mitte
deß Stroms gelegen/ beiden Souverainiteten zu: Wann
ſie nicht in der Mitten gelegen/ ſo gehoͤrt ſie vielmehr auf
die Seithen/ da ſie naͤher am Land iſt: Alles aber in dem
Verſtand/ wann zwuͤſchen den Souverainiteten nichts an-
ders verglichen: Wann ein Strohm ſein natuͤrliches Beth
gantz verlaßt/ und einen neuen Runß einnimbt/ ſo gehoͤrt
von Natur der außgetrocknete Waſſer-Graben denen/ de-
rer Guͤter zu beiden Seithen daran ſtoſſen: Weilen aber
in denen Sachen gar wunderliche und veraͤnderliche geſtalt-
ſamme ſich zutragen koͤnnen/ als iſt in dergleichen Fah-

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[43/0059] Recht der Menſchen zu allerhand Sachen. Hierauff folget/ wie durch Vereinigung/ Vermeh- rung oder Acceſſion mit einer anderen Sach das Eigen- thumbs-Recht ſonderbahren Perſohnen zu wachßt/ welches entweders geſchicht/ durch die Natur, oder durch Fleiß und Arbeith der Menſchen. Wie einer das Eigen- thum an ſich bringen mag durch Acceſſion. Von Natur gehoͤrt die Erjuͤngerung allerhand Viehs der jenigen Perſohn zu/ welcheren das Vieh iſt/ darvon die Erjuͤngerung harkompt: Gleichermaſſen gehoͤrt aller Nutzen/ ſo ein grund ertragt/ dem Grund-Herꝛn: Alſo wann ein flieſſendes Waſſer/ einem Gut unvermerckt et- was Grunds zulegt/ gehoͤrt diſer unvermerckte zugelegter Grund der Perſohn zu/ ſo das Gut beſitzt; Jedoch iſt hier zu underſcheiden/ wann durch Gewalt deß Waſſers ein nahmhafftes Stuck von jemands Gut auf einmahlen abgeriſſen/ und an ein anders Orth verſetzt wurde/ daß es in ſolchem Fahl deß vorigen Beſitzers bliebe/ wann er deſ- ſen begehrt/ wo nicht/ ſo gehoͤrt ſolch Stuck als Reiß- Grund der Lands-Oberkeit: Wann ferners in gemeinen Stroͤmen ein Jnſul entſteht/ ſo iſt ſie von Natur der Lands-Oberkeit/ deren der Strom zuſteht: Scheidet die Mitte deß Stroms zwey Souverainiteten oder Lands- Oberkeiten/ ſo gehoͤrt die Jnſul/ wann ſie in der Mitte deß Stroms gelegen/ beiden Souverainiteten zu: Wann ſie nicht in der Mitten gelegen/ ſo gehoͤrt ſie vielmehr auf die Seithen/ da ſie naͤher am Land iſt: Alles aber in dem Verſtand/ wann zwuͤſchen den Souverainiteten nichts an- ders verglichen: Wann ein Strohm ſein natuͤrliches Beth gantz verlaßt/ und einen neuen Runß einnimbt/ ſo gehoͤrt von Natur der außgetrocknete Waſſer-Graben denen/ de- rer Guͤter zu beiden Seithen daran ſtoſſen: Weilen aber in denen Sachen gar wunderliche und veraͤnderliche geſtalt- ſamme ſich zutragen koͤnnen/ als iſt in dergleichen Fah- len Erjuͤnge- rung deß Viehs. Reiß- Grund. F 2

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/59>, abgerufen am 27.11.2024.