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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Von der Form zu procedieren ordinarie.
be/ und dringet schließlichen auff Zuspruch seines Be-
gehrens.

Worwieder der Antworter seinen Gegenschluß macht/
und ebenfahls mit wohlbefestigten Gründen dem Richter
darzuthun sich bemüht/ daß er vermeine/ daß der Kläger seine
geführte Klag-Puncten nicht Gsatzmässig bewiesen habe/ und
begehrt demnach der Loßsprächung vom Kläger: Darbey zu-
wissen/ daß keinem Theil zugelassen wird/ in dem Schluß
und Gegen-Schluß neue Beweißthums-Gründ einzuwen-
den/ sondern dörffen sich eintzig in Gründ und Gegen-
gründ außlassen/ ob die Klag durch die gelegte Beweiß-
thumber bewiesen seye oder nicht? Und pflegen demnach
die Sach zum Rechten zusetzen.

Worüber der Richter nach reiffer Erwegung derRichters-
Urtheil.

Klag-Puncten so der Kläger angebracht/ der Antwort/
so der Versprecher darüber gegeben/ der Voroffnungen
und Fragstucken/ so beide Theil an die Zeugen getruckt/
der Kundschafft außsagen/ oder anderer gelegter Beweiß-
thumeren/ der Gründen/ so Kläger im Schluß und der
Antworter im Gegen-Schluß eingeführt/ seine End-Ur-
theil und Sententiam definitivam außfällt/ ob namlich
die Klag Gesatzmässig bewiesen seye/ oder nicht? Und thut
demnach den Zu-oder Abspruch.

Und wiewohlen an vielen Orthen üblich/ wann der
Kläger seine Klag nicht gnugsamb und vollkommen/ aber
gleichwol etwas und so viel erwiesen/ daß solches für eineErfüllügs-
Eyd.

Semi plenam probationem oder halbgültiges Beweiß-
thum angesehen werden mag/ daß in solchem Fahl von dem
Richter dem Kläger der Erfüllungs-Eyd auferlegt wird/
so hat doch solches nach der Statt Beru Gesatzen nicht
Platz/ in deme der Gesatzgeber ein gnugsames Beweiß-
thum mit zweyen Zeugen oder gleichgültigen Proben er-

for-
B b 2

Von der Form zu procedieren ordinarié.
be/ und dringet ſchließlichen auff Zuſpruch ſeines Be-
gehrens.

Worwieder der Antworter ſeinen Gegenſchluß macht/
und ebenfahls mit wohlbefeſtigten Gruͤnden dem Richter
darzuthun ſich bemuͤht/ daß er vermeine/ daß der Klaͤger ſeine
gefuͤhrte Klag-Puncten nicht Gſatzmaͤſſig bewieſen habe/ und
begehrt demnach der Loßſpraͤchung vom Klaͤger: Darbey zu-
wiſſen/ daß keinem Theil zugelaſſen wird/ in dem Schluß
und Gegen-Schluß neue Beweißthums-Gruͤnd einzuwen-
den/ ſondern doͤrffen ſich eintzig in Gruͤnd und Gegen-
gruͤnd außlaſſen/ ob die Klag durch die gelegte Beweiß-
thumber bewieſen ſeye oder nicht? Und pflegen demnach
die Sach zum Rechten zuſetzen.

Woruͤber der Richter nach reiffer Erwegung derRichters-
Urtheil.

Klag-Puncten ſo der Klaͤger angebracht/ der Antwort/
ſo der Verſprecher daruͤber gegeben/ der Voroffnungen
und Fragſtucken/ ſo beide Theil an die Zeugen getruckt/
der Kundſchafft außſagen/ oder anderer gelegter Beweiß-
thumeren/ der Gruͤnden/ ſo Klaͤger im Schluß und der
Antworter im Gegen-Schluß eingefuͤhrt/ ſeine End-Ur-
theil und Sententiam definitivam außfaͤllt/ ob namlich
die Klag Geſatzmaͤſſig bewieſen ſeye/ oder nicht? Und thut
demnach den Zu-oder Abſpruch.

Und wiewohlen an vielen Orthen uͤblich/ wann der
Klaͤger ſeine Klag nicht gnugſamb und vollkommen/ aber
gleichwol etwas und ſo viel erwieſen/ daß ſolches fuͤr eineErfuͤlluͤgs-
Eyd.

Semi plenam probationem oder halbguͤltiges Beweiß-
thum angeſehen werden mag/ daß in ſolchem Fahl von dem
Richter dem Klaͤger der Erfuͤllungs-Eyd auferlegt wird/
ſo hat doch ſolches nach der Statt Beru Geſatzen nicht
Platz/ in deme der Geſatzgeber ein gnugſames Beweiß-
thum mit zweyen Zeugen oder gleichguͤltigen Proben er-

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B b 2
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[195/0211] Von der Form zu procedieren ordinarié. be/ und dringet ſchließlichen auff Zuſpruch ſeines Be- gehrens. Worwieder der Antworter ſeinen Gegenſchluß macht/ und ebenfahls mit wohlbefeſtigten Gruͤnden dem Richter darzuthun ſich bemuͤht/ daß er vermeine/ daß der Klaͤger ſeine gefuͤhrte Klag-Puncten nicht Gſatzmaͤſſig bewieſen habe/ und begehrt demnach der Loßſpraͤchung vom Klaͤger: Darbey zu- wiſſen/ daß keinem Theil zugelaſſen wird/ in dem Schluß und Gegen-Schluß neue Beweißthums-Gruͤnd einzuwen- den/ ſondern doͤrffen ſich eintzig in Gruͤnd und Gegen- gruͤnd außlaſſen/ ob die Klag durch die gelegte Beweiß- thumber bewieſen ſeye oder nicht? Und pflegen demnach die Sach zum Rechten zuſetzen. Woruͤber der Richter nach reiffer Erwegung der Klag-Puncten ſo der Klaͤger angebracht/ der Antwort/ ſo der Verſprecher daruͤber gegeben/ der Voroffnungen und Fragſtucken/ ſo beide Theil an die Zeugen getruckt/ der Kundſchafft außſagen/ oder anderer gelegter Beweiß- thumeren/ der Gruͤnden/ ſo Klaͤger im Schluß und der Antworter im Gegen-Schluß eingefuͤhrt/ ſeine End-Ur- theil und Sententiam definitivam außfaͤllt/ ob namlich die Klag Geſatzmaͤſſig bewieſen ſeye/ oder nicht? Und thut demnach den Zu-oder Abſpruch. Richters- Urtheil. Und wiewohlen an vielen Orthen uͤblich/ wann der Klaͤger ſeine Klag nicht gnugſamb und vollkommen/ aber gleichwol etwas und ſo viel erwieſen/ daß ſolches fuͤr eine Semi plenam probationem oder halbguͤltiges Beweiß- thum angeſehen werden mag/ daß in ſolchem Fahl von dem Richter dem Klaͤger der Erfuͤllungs-Eyd auferlegt wird/ ſo hat doch ſolches nach der Statt Beru Geſatzen nicht Platz/ in deme der Geſatzgeber ein gnugſames Beweiß- thum mit zweyen Zeugen oder gleichguͤltigen Proben er- for- Erfuͤlluͤgs- Eyd. B b 2

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/211>, abgerufen am 26.11.2024.