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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Von wider Einsätzung in voriges Recht.
bemelter Zeit nicht im Land g'sin wäre/ dessen er dann bil-
lich geniessen soll/ als viel Recht ist: Wäre es auch Sach/
daß gleichwol der getroffene in bemeldter Jahrs-Frist nicht
finden könte/ daß er obgehörter massen getroffen wäre/ und
aber innert zehen Jahren nechst nach gelobtem Spruch ihme
oder seinen Erben glaubwürdige Schrifften und Gewahr-
sammen/ deren im Spruch nützit gedacht wäre/ in die
Händ fielend/ darauß sie erlernen möchten/ daß sie in
angeregtem Spruch umb den halbigen Theil oder mehr ge-
troffen worden; Jn selbigem Fahl ist ihnen zugelassen/
gesagten Spruch mit Recht krafftloß zumachen/ so fehr daß
sie das Recht vor Ablauf der zehen Jahren antrettind/ und
ihnen zuvorderst durch die Oberkeit das Recht zugebrau-
chen erlaubt seye/ als obstaht: Wo sie aber vor Außgang
der zehen Jahren das Recht nicht anheben/ oder ange-
regte Schrifften und Gewahrsamme erst nach den zehen
Jahren überkommen wurden/ so bleibt es gäntzlichen bey
dem Spruch/ und haben die Getroffenen denselben aufzu-
lösen kein Recht mehr.

Wittwen und Wäisen so bevogtet wären/ anlan-
gende/ bleibt es ihrenthalb auch bey obgeschriebener Sa-
tzung/ also und dergestalten/ wann ein Vogt sollichen
Spruch/ darinnen er sehe/ daß seine Vogts-Vertrauten
umb den halbigen Theil oder mehr getroffen/ innert Jahrs-
Frist nach angenommenem Spruch aufzulösen sich mit
Recht nicht underfahen wurde (Fahls Obmann und
Schirm-Vögt/ oder der Bevogteten Gesipte ihme solliches
gerathen hättend/ wie dann jeder Vogt ihres Raths hier-
über pflegen soll) daß es als dann bey gemachtem Spruch
verbleiben/ und der Vogt seinen Vogts anbefohlenen har-
umb kein Bescheid und Antwort geben solle: Es seye dann

Sach/
Q 2

Von wider Einſaͤtzung in voriges Recht.
bemelter Zeit nicht im Land g’ſin waͤre/ deſſen er dann bil-
lich genieſſen ſoll/ als viel Recht iſt: Waͤre es auch Sach/
daß gleichwol der getroffene in bemeldter Jahrs-Friſt nicht
finden koͤnte/ daß er obgehoͤrter maſſen getroffen waͤre/ und
aber innert zehen Jahren nechſt nach gelobtem Spruch ihme
oder ſeinen Erben glaubwuͤrdige Schrifften und Gewahr-
ſammen/ deren im Spruch nuͤtzit gedacht waͤre/ in die
Haͤnd fielend/ darauß ſie erlernen moͤchten/ daß ſie in
angeregtem Spruch umb den halbigen Theil oder mehr ge-
troffen worden; Jn ſelbigem Fahl iſt ihnen zugelaſſen/
geſagten Spruch mit Recht krafftloß zumachen/ ſo fehr daß
ſie das Recht vor Ablauf der zehen Jahren antrettind/ und
ihnen zuvorderſt durch die Oberkeit das Recht zugebrau-
chen erlaubt ſeye/ als obſtaht: Wo ſie aber vor Außgang
der zehen Jahren das Recht nicht anheben/ oder ange-
regte Schrifften und Gewahrſamme erſt nach den zehen
Jahren uͤberkommen wurden/ ſo bleibt es gaͤntzlichen bey
dem Spruch/ und haben die Getroffenen denſelben aufzu-
loͤſen kein Recht mehr.

Wittwen und Waͤiſen ſo bevogtet waͤren/ anlan-
gende/ bleibt es ihrenthalb auch bey obgeſchriebener Sa-
tzung/ alſo und dergeſtalten/ wann ein Vogt ſollichen
Spruch/ darinnen er ſehe/ daß ſeine Vogts-Vertrauten
umb den halbigen Theil oder mehr getroffen/ innert Jahrs-
Friſt nach angenommenem Spruch aufzuloͤſen ſich mit
Recht nicht underfahen wurde (Fahls Obmann und
Schirm-Voͤgt/ oder der Bevogteten Geſipte ihme ſolliches
gerathen haͤttend/ wie dann jeder Vogt ihres Raths hier-
uͤber pflegen ſoll) daß es als dann bey gemachtem Spruch
verbleiben/ und der Vogt ſeinen Vogts anbefohlenen har-
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Sach/
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[123/0139] Von wider Einſaͤtzung in voriges Recht. bemelter Zeit nicht im Land g’ſin waͤre/ deſſen er dann bil- lich genieſſen ſoll/ als viel Recht iſt: Waͤre es auch Sach/ daß gleichwol der getroffene in bemeldter Jahrs-Friſt nicht finden koͤnte/ daß er obgehoͤrter maſſen getroffen waͤre/ und aber innert zehen Jahren nechſt nach gelobtem Spruch ihme oder ſeinen Erben glaubwuͤrdige Schrifften und Gewahr- ſammen/ deren im Spruch nuͤtzit gedacht waͤre/ in die Haͤnd fielend/ darauß ſie erlernen moͤchten/ daß ſie in angeregtem Spruch umb den halbigen Theil oder mehr ge- troffen worden; Jn ſelbigem Fahl iſt ihnen zugelaſſen/ geſagten Spruch mit Recht krafftloß zumachen/ ſo fehr daß ſie das Recht vor Ablauf der zehen Jahren antrettind/ und ihnen zuvorderſt durch die Oberkeit das Recht zugebrau- chen erlaubt ſeye/ als obſtaht: Wo ſie aber vor Außgang der zehen Jahren das Recht nicht anheben/ oder ange- regte Schrifften und Gewahrſamme erſt nach den zehen Jahren uͤberkommen wurden/ ſo bleibt es gaͤntzlichen bey dem Spruch/ und haben die Getroffenen denſelben aufzu- loͤſen kein Recht mehr. Wittwen und Waͤiſen ſo bevogtet waͤren/ anlan- gende/ bleibt es ihrenthalb auch bey obgeſchriebener Sa- tzung/ alſo und dergeſtalten/ wann ein Vogt ſollichen Spruch/ darinnen er ſehe/ daß ſeine Vogts-Vertrauten umb den halbigen Theil oder mehr getroffen/ innert Jahrs- Friſt nach angenommenem Spruch aufzuloͤſen ſich mit Recht nicht underfahen wurde (Fahls Obmann und Schirm-Voͤgt/ oder der Bevogteten Geſipte ihme ſolliches gerathen haͤttend/ wie dann jeder Vogt ihres Raths hier- uͤber pflegen ſoll) daß es als dann bey gemachtem Spruch verbleiben/ und der Vogt ſeinen Vogts anbefohlenen har- umb kein Beſcheid und Antwort geben ſolle: Es ſeye dann Sach/ Q 2

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/139>, abgerufen am 22.11.2024.