fikanten haben sich diese Nacht loßgebro- chen, und sind davon gelaufen, alles ist ihnen nach sie wieder einzufangen damit sie nicht die Burg in Brand stecken, oder uns alle erwürgen. O Weh! sagt ich, das ist eine schlimme Zeitung, verfügte mich darauf zum Junker Theodor, der von allem was männlich in der Burg war allein zu Hauß geblieben, und während der allgemeinen Diebsiagd in stolzer Ruh seine Toilette machte. Von dem erfuhr ich folgende Partikularia: der sämmtlichen Jnquisiten- Schaar sey, nach Aussage eines zurückge- lassenen Bubens, das stumme Verhör sehr bedenklich vorgekommen, besonders wegen der Gegenwart eines Geistlichen in vollem Amtsornat, von dem sie wähnten, er wär da sie zum Sterben zu bereiten. Nicht min- der hatte sie die ungewohnte Spende des Gerichtsherrn in Furcht und Schrecken ver- setzt; denn der Abhub der Herrentafel, be-
dünkte
fikanten haben ſich dieſe Nacht loßgebro- chen, und ſind davon gelaufen, alles iſt ihnen nach ſie wieder einzufangen damit ſie nicht die Burg in Brand ſtecken, oder uns alle erwuͤrgen. O Weh! ſagt ich, das iſt eine ſchlimme Zeitung, verfuͤgte mich darauf zum Junker Theodor, der von allem was maͤnnlich in der Burg war allein zu Hauß geblieben, und waͤhrend der allgemeinen Diebsiagd in ſtolzer Ruh ſeine Toilette machte. Von dem erfuhr ich folgende Partikularia: der ſaͤmmtlichen Jnquiſiten- Schaar ſey, nach Auſſage eines zuruͤckge- laſſenen Bubens, das ſtumme Verhoͤr ſehr bedenklich vorgekommen, beſonders wegen der Gegenwart eines Geiſtlichen in vollem Amtsornat, von dem ſie waͤhnten, er waͤr da ſie zum Sterben zu bereiten. Nicht min- der hatte ſie die ungewohnte Spende des Gerichtsherrn in Furcht und Schrecken ver- ſetzt; denn der Abhub der Herrentafel, be-
duͤnkte
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fikanten haben ſich dieſe Nacht loßgebro-
chen, und ſind davon gelaufen, alles iſt
ihnen nach ſie wieder einzufangen damit ſie
nicht die Burg in Brand ſtecken, oder uns
alle erwuͤrgen. O Weh! ſagt ich, das iſt
eine ſchlimme Zeitung, verfuͤgte mich darauf
zum Junker Theodor, der von allem was
maͤnnlich in der Burg war allein zu Hauß
geblieben, und waͤhrend der allgemeinen
Diebsiagd in ſtolzer Ruh ſeine Toilette
machte. Von dem erfuhr ich folgende
Partikularia: der ſaͤmmtlichen Jnquiſiten-
Schaar ſey, nach Auſſage eines zuruͤckge-
laſſenen Bubens, das ſtumme Verhoͤr ſehr
bedenklich vorgekommen, beſonders wegen
der Gegenwart eines Geiſtlichen in vollem
Amtsornat, von dem ſie waͤhnten, er waͤr
da ſie zum Sterben zu bereiten. Nicht min-
der hatte ſie die ungewohnte Spende des
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/94>, abgerufen am 25.11.2024.
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