aus der Komposition des Giftes legt sich diese Absicht klar zu Tage. Er wählte ein langsam wirkendes Gift, eine Mixtur aus Letten, spanischem Pfeffer, Stechapfel, Schwerdtliljen und wahren Arsenik.
Jch. Diese seltsame Komposition ver- räth freylich einen Pfuscher von Giftmi- scher, und zugleich einen grossen Dumm- kopf. Ein klügerer Bösewicht würde die aqua Tophana, aus Arsenik, alkalischem Salze, und dem Saft der Cymbalaria, welche zuweilen den Nachfolger des heili- gen Peters von römischen Stuhl auf die erste Sprosse der Himmelsleiter befördert, zu seiner Absicht dienlicher befunden haben. Wiewohl es der ganzen Quaksalberey nicht bedurft hätt', wenn der Zürcher Gate- metier mit der Arsenikbüchse etwas freyge- biger umgangen wär.
Er. Ey, es war ihm nicht ums Mor- den, sondern nur ums Hinläuten zu thun.
Was
aus der Kompoſition des Giftes legt ſich dieſe Abſicht klar zu Tage. Er waͤhlte ein langſam wirkendes Gift, eine Mixtur aus Letten, ſpaniſchem Pfeffer, Stechapfel, Schwerdtliljen und wahren Arſenik.
Jch. Dieſe ſeltſame Kompoſition ver- raͤth freylich einen Pfuſcher von Giftmi- ſcher, und zugleich einen groſſen Dumm- kopf. Ein kluͤgerer Boͤſewicht wuͤrde die aqua Tophana, aus Arſenik, alkaliſchem Salze, und dem Saft der Cymbalaria, welche zuweilen den Nachfolger des heili- gen Peters von roͤmiſchen Stuhl auf die erſte Sproſſe der Himmelsleiter befoͤrdert, zu ſeiner Abſicht dienlicher befunden haben. Wiewohl es der ganzen Quakſalberey nicht bedurft haͤtt’, wenn der Zuͤrcher Gâte- mêtier mit der Arſenikbuͤchſe etwas freyge- biger umgangen waͤr.
Er. Ey, es war ihm nicht ums Mor- den, ſondern nur ums Hinlaͤuten zu thun.
Was
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[75/0083]
aus der Kompoſition des Giftes legt ſich
dieſe Abſicht klar zu Tage. Er waͤhlte ein
langſam wirkendes Gift, eine Mixtur aus
Letten, ſpaniſchem Pfeffer, Stechapfel,
Schwerdtliljen und wahren Arſenik.
Jch. Dieſe ſeltſame Kompoſition ver-
raͤth freylich einen Pfuſcher von Giftmi-
ſcher, und zugleich einen groſſen Dumm-
kopf. Ein kluͤgerer Boͤſewicht wuͤrde die
aqua Tophana, aus Arſenik, alkaliſchem
Salze, und dem Saft der Cymbalaria,
welche zuweilen den Nachfolger des heili-
gen Peters von roͤmiſchen Stuhl auf die
erſte Sproſſe der Himmelsleiter befoͤrdert,
zu ſeiner Abſicht dienlicher befunden haben.
Wiewohl es der ganzen Quakſalberey nicht
bedurft haͤtt’, wenn der Zuͤrcher Gâte-
mêtier mit der Arſenikbuͤchſe etwas freyge-
biger umgangen waͤr.
Er. Ey, es war ihm nicht ums Mor-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/83>, abgerufen am 25.11.2024.
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