hierauf nöthig, den Weg pathognomischer Versuche einzuschlagen, die Leidenschaften des Jnkulpaten rege zu machen, und durch genaue Beobachtungen hierüber, die Wahr- heit zu erforschen, oder Jnquifiten zum Ge- ständniß seiner schwarzen That zu bringen. Juder gab also zu vernehmen: alles freche Leugnen wolle hier nichts verfangen, in Zürch sey bereits das Giftkomplott entdeckt, es sey offenbar, daß er der Urheber dieses gräulichen Attentats sey; er werde in allen Zeitungen durch Steckbriefe aufgesucht, und sey so kenntlich beschrieben, daß man sich an seiner Person gar nicht irren könne. Er solle Gott und der Obrigkeit die Ehre thun und die Wahrheit bekennen, sonst stünd ihm morgenden Tages die empfindlichste Marter bevor. Ein freies ungezwungenes Bekenntniß werde eine Milderung der Strafe bewirken, denn seines Leugnens un- geachtet werd' er einem schmählichen Feuer- tod nicht entlaufen.
Jch.
hierauf noͤthig, den Weg pathognomiſcher Verſuche einzuſchlagen, die Leidenſchaften des Jnkulpaten rege zu machen, und durch genaue Beobachtungen hieruͤber, die Wahr- heit zu erforſchen, oder Jnquifiten zum Ge- ſtaͤndniß ſeiner ſchwarzen That zu bringen. Juder gab alſo zu vernehmen: alles freche Leugnen wolle hier nichts verfangen, in Zuͤrch ſey bereits das Giftkomplott entdeckt, es ſey offenbar, daß er der Urheber dieſes graͤulichen Attentats ſey; er werde in allen Zeitungen durch Steckbriefe aufgeſucht, und ſey ſo kenntlich beſchrieben, daß man ſich an ſeiner Perſon gar nicht irren koͤnne. Er ſolle Gott und der Obrigkeit die Ehre thun und die Wahrheit bekennen, ſonſt ſtuͤnd ihm morgenden Tages die empfindlichſte Marter bevor. Ein freies ungezwungenes Bekenntniß werde eine Milderung der Strafe bewirken, denn ſeines Leugnens un- geachtet werd’ er einem ſchmaͤhlichen Feuer- tod nicht entlaufen.
Jch.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0074"n="66"/>
hierauf noͤthig, den Weg pathognomiſcher<lb/>
Verſuche einzuſchlagen, die Leidenſchaften<lb/>
des Jnkulpaten rege zu machen, und durch<lb/>
genaue Beobachtungen hieruͤber, die Wahr-<lb/>
heit zu erforſchen, oder Jnquifiten zum Ge-<lb/>ſtaͤndniß ſeiner ſchwarzen That zu bringen.<lb/>
Juder gab alſo zu vernehmen: alles freche<lb/>
Leugnen wolle hier nichts verfangen, in<lb/>
Zuͤrch ſey bereits das Giftkomplott entdeckt,<lb/>
es ſey offenbar, daß er der Urheber dieſes<lb/>
graͤulichen Attentats ſey; er werde in allen<lb/>
Zeitungen durch Steckbriefe aufgeſucht,<lb/>
und ſey ſo kenntlich beſchrieben, daß man<lb/>ſich an ſeiner Perſon gar nicht irren koͤnne.<lb/>
Er ſolle Gott und der Obrigkeit die Ehre<lb/>
thun und die Wahrheit bekennen, ſonſt ſtuͤnd<lb/>
ihm morgenden Tages die empfindlichſte<lb/>
Marter bevor. Ein freies ungezwungenes<lb/>
Bekenntniß werde eine Milderung der<lb/>
Strafe bewirken, denn ſeines Leugnens un-<lb/>
geachtet werd’ er einem ſchmaͤhlichen Feuer-<lb/>
tod nicht entlaufen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Jch.</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[66/0074]
hierauf noͤthig, den Weg pathognomiſcher
Verſuche einzuſchlagen, die Leidenſchaften
des Jnkulpaten rege zu machen, und durch
genaue Beobachtungen hieruͤber, die Wahr-
heit zu erforſchen, oder Jnquifiten zum Ge-
ſtaͤndniß ſeiner ſchwarzen That zu bringen.
Juder gab alſo zu vernehmen: alles freche
Leugnen wolle hier nichts verfangen, in
Zuͤrch ſey bereits das Giftkomplott entdeckt,
es ſey offenbar, daß er der Urheber dieſes
graͤulichen Attentats ſey; er werde in allen
Zeitungen durch Steckbriefe aufgeſucht,
und ſey ſo kenntlich beſchrieben, daß man
ſich an ſeiner Perſon gar nicht irren koͤnne.
Er ſolle Gott und der Obrigkeit die Ehre
thun und die Wahrheit bekennen, ſonſt ſtuͤnd
ihm morgenden Tages die empfindlichſte
Marter bevor. Ein freies ungezwungenes
Bekenntniß werde eine Milderung der
Strafe bewirken, denn ſeines Leugnens un-
geachtet werd’ er einem ſchmaͤhlichen Feuer-
tod nicht entlaufen.
Jch.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/74>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.