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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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bey Dutzenden sich bewilligen zu lassen; so
würden die Geschwornen, ungeachtet der
Motifen aus dem Magen, nie einen High-
wayman in der Mittagsstunde einstimmig
verurtheilen gehangen zu werden; so wär in
keiner Rathsversammlung, die sich zwischen
den beyden Extremen, dem ehrwürdigen
Senat des alten Roms biß auf den zeitigen
zu Schilda herab, gedenken läßt, iemals ein
einmüthiges Conclusum abgefaßt worden;
und so säßen die Burgholzheimer Richter
noch immer auf ihrer physiognomischen Ge-
richtsbank, und zankten über das zu fällen-
de Decisum. Da sich aber die Jaherren
an das Spörtlerische Gutachten insgesamt
anschlossen, so ging dieses gar bald in seine
volle Rechtskraft über.

Nach Maßgabe dieses physiognomischen
Rechtsspruches, wurde der scheele Veitel,
ein angeblicher Erzdieb, seines beharrlichen
Ableugnens aller ihm imputirten Diebstähle

unge-

bey Dutzenden ſich bewilligen zu laſſen; ſo
wuͤrden die Geſchwornen, ungeachtet der
Motifen aus dem Magen, nie einen High-
wayman in der Mittagsſtunde einſtimmig
verurtheilen gehangen zu werden; ſo waͤr in
keiner Rathsverſammlung, die ſich zwiſchen
den beyden Extremen, dem ehrwuͤrdigen
Senat des alten Roms biß auf den zeitigen
zu Schilda herab, gedenken laͤßt, iemals ein
einmuͤthiges Concluſum abgefaßt worden;
und ſo ſaͤßen die Burgholzheimer Richter
noch immer auf ihrer phyſiognomiſchen Ge-
richtsbank, und zankten uͤber das zu faͤllen-
de Deciſum. Da ſich aber die Jaherren
an das Spoͤrtleriſche Gutachten insgeſamt
anſchloſſen, ſo ging dieſes gar bald in ſeine
volle Rechtskraft uͤber.

Nach Maßgabe dieſes phyſiognomiſchen
Rechtsſpruches, wurde der ſcheele Veitel,
ein angeblicher Erzdieb, ſeines beharrlichen
Ableugnens aller ihm imputirten Diebſtaͤhle

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[36/0044] bey Dutzenden ſich bewilligen zu laſſen; ſo wuͤrden die Geſchwornen, ungeachtet der Motifen aus dem Magen, nie einen High- wayman in der Mittagsſtunde einſtimmig verurtheilen gehangen zu werden; ſo waͤr in keiner Rathsverſammlung, die ſich zwiſchen den beyden Extremen, dem ehrwuͤrdigen Senat des alten Roms biß auf den zeitigen zu Schilda herab, gedenken laͤßt, iemals ein einmuͤthiges Concluſum abgefaßt worden; und ſo ſaͤßen die Burgholzheimer Richter noch immer auf ihrer phyſiognomiſchen Ge- richtsbank, und zankten uͤber das zu faͤllen- de Deciſum. Da ſich aber die Jaherren an das Spoͤrtleriſche Gutachten insgeſamt anſchloſſen, ſo ging dieſes gar bald in ſeine volle Rechtskraft uͤber. Nach Maßgabe dieſes phyſiognomiſchen Rechtsſpruches, wurde der ſcheele Veitel, ein angeblicher Erzdieb, ſeines beharrlichen Ableugnens aller ihm imputirten Diebſtaͤhle unge-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/44>, abgerufen am 25.11.2024.