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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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Blicken von allen Seiten heftig zugesezt,
darob sich Einige nicht wenig entfärbten,
wiewohl im strengen Verstande Keiner Far-
be hatte: denn von häufigen Wassertrinken
und wenig solider Nahrung, hatten sie ins-
gesamt ein kakochymisches Ansehen. An-
dere hattens ihren Spott, das waren die
Ausgelernten, achteten keines Beschauens,
machten allerley seltsame Grimassen und
haschten zum Zeitvertreib, während des
stummen Verhörs Stechfliegen vom Gelän-
der der Gerichtsschranken. Der Chirurgus,
welcher wie ich bald vermerkte ein Partialist
und kein Universalist in der Kunst war, be-
schäftigte sich Haar, Bart und Gebiß der
Jnquisiten zu beschauen, und aus diesen
Indiciis ihre Malefikantenschaft zu ermessen.
Als ich ihn nach geendigter Session frug,
wie er auf das physiognomische Zahnstudium
gekommen sey, gab er zur Antwort: Er
habe iederzeit geglaubt, die Cognition über

Haar

Blicken von allen Seiten heftig zugeſezt,
darob ſich Einige nicht wenig entfaͤrbten,
wiewohl im ſtrengen Verſtande Keiner Far-
be hatte: denn von haͤufigen Waſſertrinken
und wenig ſolider Nahrung, hatten ſie ins-
geſamt ein kakochymiſches Anſehen. An-
dere hattens ihren Spott, das waren die
Ausgelernten, achteten keines Beſchauens,
machten allerley ſeltſame Grimaſſen und
haſchten zum Zeitvertreib, waͤhrend des
ſtummen Verhoͤrs Stechfliegen vom Gelaͤn-
der der Gerichtsſchranken. Der Chirurgus,
welcher wie ich bald vermerkte ein Partialiſt
und kein Univerſaliſt in der Kunſt war, be-
ſchaͤftigte ſich Haar, Bart und Gebiß der
Jnquiſiten zu beſchauen, und aus dieſen
Indiciis ihre Malefikantenſchaft zu ermeſſen.
Als ich ihn nach geendigter Seſſion frug,
wie er auf das phyſiognomiſche Zahnſtudium
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[31/0039] Blicken von allen Seiten heftig zugeſezt, darob ſich Einige nicht wenig entfaͤrbten, wiewohl im ſtrengen Verſtande Keiner Far- be hatte: denn von haͤufigen Waſſertrinken und wenig ſolider Nahrung, hatten ſie ins- geſamt ein kakochymiſches Anſehen. An- dere hattens ihren Spott, das waren die Ausgelernten, achteten keines Beſchauens, machten allerley ſeltſame Grimaſſen und haſchten zum Zeitvertreib, waͤhrend des ſtummen Verhoͤrs Stechfliegen vom Gelaͤn- der der Gerichtsſchranken. Der Chirurgus, welcher wie ich bald vermerkte ein Partialiſt und kein Univerſaliſt in der Kunſt war, be- ſchaͤftigte ſich Haar, Bart und Gebiß der Jnquiſiten zu beſchauen, und aus dieſen Indiciis ihre Malefikantenſchaft zu ermeſſen. Als ich ihn nach geendigter Seſſion frug, wie er auf das phyſiognomiſche Zahnſtudium gekommen ſey, gab er zur Antwort: Er habe iederzeit geglaubt, die Cognition uͤber Haar

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/39>, abgerufen am 25.11.2024.