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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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gen hatte, und deren Bild, ob er sich gleich
öffentlich von ihr geschieden hatte, nie aus
seinem Herzen verschwand. Wills so weit
nicht kommen lassen, sprach ich, hätte
Schand und Spott vor den Leuten, wenn
ich meine Geliebte verstieß, hernach nicht
ohne sie leben könnte, und sie wieder zu
mir aufnähm. Wohlan denn! so will ich
meinem physiognomischen Berufe treu blei-
ben bis ans Ende, wie der selge Meister
Duncam der Nadel, ob er gleich der größ-
te Schneider-Kapitalist in Europa war.
Dabey faßt ich aber den ernsten Vorsatz,
das physiognomische Studium ganz dem
Gesez zuwider zu betreiben, welches der
weise Lavater seinen Jüngern auferleget,
und wozu der weise Muhamed die Seinigen
gleichfalls verband: wenig zu schwatzen, viel
zu schauen, und nicht zu disputiren; sondern
vielmehr nach der Methode einiger unsrer
angesehensten Kirchenlehrer viel vom Me-

tier

gen hatte, und deren Bild, ob er ſich gleich
oͤffentlich von ihr geſchieden hatte, nie aus
ſeinem Herzen verſchwand. Wills ſo weit
nicht kommen laſſen, ſprach ich, haͤtte
Schand und Spott vor den Leuten, wenn
ich meine Geliebte verſtieß, hernach nicht
ohne ſie leben koͤnnte, und ſie wieder zu
mir aufnaͤhm. Wohlan denn! ſo will ich
meinem phyſiognomiſchen Berufe treu blei-
ben bis ans Ende, wie der ſelge Meiſter
Duncam der Nadel, ob er gleich der groͤß-
te Schneider-Kapitaliſt in Europa war.
Dabey faßt ich aber den ernſten Vorſatz,
das phyſiognomiſche Studium ganz dem
Geſez zuwider zu betreiben, welches der
weiſe Lavater ſeinen Juͤngern auferleget,
und wozu der weiſe Muhamed die Seinigen
gleichfalls verband: wenig zu ſchwatzen, viel
zu ſchauen, und nicht zu diſputiren; ſondern
vielmehr nach der Methode einiger unſrer
angeſehenſten Kirchenlehrer viel vom Me-

tier
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[298/0306] gen hatte, und deren Bild, ob er ſich gleich oͤffentlich von ihr geſchieden hatte, nie aus ſeinem Herzen verſchwand. Wills ſo weit nicht kommen laſſen, ſprach ich, haͤtte Schand und Spott vor den Leuten, wenn ich meine Geliebte verſtieß, hernach nicht ohne ſie leben koͤnnte, und ſie wieder zu mir aufnaͤhm. Wohlan denn! ſo will ich meinem phyſiognomiſchen Berufe treu blei- ben bis ans Ende, wie der ſelge Meiſter Duncam der Nadel, ob er gleich der groͤß- te Schneider-Kapitaliſt in Europa war. Dabey faßt ich aber den ernſten Vorſatz, das phyſiognomiſche Studium ganz dem Geſez zuwider zu betreiben, welches der weiſe Lavater ſeinen Juͤngern auferleget, und wozu der weiſe Muhamed die Seinigen gleichfalls verband: wenig zu ſchwatzen, viel zu ſchauen, und nicht zu diſputiren; ſondern vielmehr nach der Methode einiger unſrer angeſehenſten Kirchenlehrer viel vom Me- tier

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/306>, abgerufen am 23.11.2024.