Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

len ließ. Glaub auch wohl, daß binnen
einer sächsischen Frist Steckbriefe ins Land
werden ergangen seyn, womit sonder Zwei-
fel eben so viel, wie mit Philipps Jäger-
künsten ausgerichtet worden ist.

Der Cimber exspirirte zu meinem gros-
sen Leidwesen, eh der Küster noch auspro-
tokolliret hatte. Jch erwieß ihm die lezte
Ehre, und hielt ihm eine stattliche Stand-
rede, worinn ich seine ehrsame Herkunft,
auch seine guten Eigenschaften heraus zu
streichen, und seinen rühmlichen Lebenslauf,
der sich mit dem lezten unglücklichen Schritt
in das Walddorf geendiget hatte, beyzu-
fügen nicht vergaß. Hierauf wurd ich
Sinnes einen Bauergaul zu heuern, der
mich gemachsam bis in meine Heimath trü-
ge, wollte mein ehrlich Gesicht zum Pfand
einsetzen, und den Prediger zum Bürgen
stellen. Der gute Mann zuckte die Achseln,
versicherte, in seiner Walddiöces sey das

Pferde-
T 2

len ließ. Glaub auch wohl, daß binnen
einer ſaͤchſiſchen Friſt Steckbriefe ins Land
werden ergangen ſeyn, womit ſonder Zwei-
fel eben ſo viel, wie mit Philipps Jaͤger-
kuͤnſten ausgerichtet worden iſt.

Der Cimber exſpirirte zu meinem groſ-
ſen Leidweſen, eh der Kuͤſter noch auspro-
tokolliret hatte. Jch erwieß ihm die lezte
Ehre, und hielt ihm eine ſtattliche Stand-
rede, worinn ich ſeine ehrſame Herkunft,
auch ſeine guten Eigenſchaften heraus zu
ſtreichen, und ſeinen ruͤhmlichen Lebenslauf,
der ſich mit dem lezten ungluͤcklichen Schritt
in das Walddorf geendiget hatte, beyzu-
fuͤgen nicht vergaß. Hierauf wurd ich
Sinnes einen Bauergaul zu heuern, der
mich gemachſam bis in meine Heimath truͤ-
ge, wollte mein ehrlich Geſicht zum Pfand
einſetzen, und den Prediger zum Buͤrgen
ſtellen. Der gute Mann zuckte die Achſeln,
verſicherte, in ſeiner Walddioͤces ſey das

Pferde-
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0299" n="291"/>
len ließ. Glaub auch wohl, daß binnen<lb/>
einer &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Fri&#x017F;t Steckbriefe ins Land<lb/>
werden ergangen &#x017F;eyn, womit &#x017F;onder Zwei-<lb/>
fel eben &#x017F;o viel, wie mit Philipps Ja&#x0364;ger-<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;ten ausgerichtet worden i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Der Cimber ex&#x017F;pirirte zu meinem gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Leidwe&#x017F;en, eh der Ku&#x0364;&#x017F;ter noch auspro-<lb/>
tokolliret hatte. Jch erwieß ihm die lezte<lb/>
Ehre, und hielt ihm eine &#x017F;tattliche Stand-<lb/>
rede, worinn ich &#x017F;eine ehr&#x017F;ame Herkunft,<lb/>
auch &#x017F;eine guten Eigen&#x017F;chaften heraus zu<lb/>
&#x017F;treichen, und &#x017F;einen ru&#x0364;hmlichen Lebenslauf,<lb/>
der &#x017F;ich mit dem lezten unglu&#x0364;cklichen Schritt<lb/>
in das Walddorf geendiget hatte, beyzu-<lb/>
fu&#x0364;gen nicht vergaß. Hierauf wurd ich<lb/>
Sinnes einen Bauergaul zu heuern, der<lb/>
mich gemach&#x017F;am bis in meine Heimath tru&#x0364;-<lb/>
ge, wollte mein ehrlich Ge&#x017F;icht zum Pfand<lb/>
ein&#x017F;etzen, und den Prediger zum Bu&#x0364;rgen<lb/>
&#x017F;tellen. Der gute Mann zuckte die Ach&#x017F;eln,<lb/>
ver&#x017F;icherte, in &#x017F;einer Walddio&#x0364;ces &#x017F;ey das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Pferde-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0299] len ließ. Glaub auch wohl, daß binnen einer ſaͤchſiſchen Friſt Steckbriefe ins Land werden ergangen ſeyn, womit ſonder Zwei- fel eben ſo viel, wie mit Philipps Jaͤger- kuͤnſten ausgerichtet worden iſt. Der Cimber exſpirirte zu meinem groſ- ſen Leidweſen, eh der Kuͤſter noch auspro- tokolliret hatte. Jch erwieß ihm die lezte Ehre, und hielt ihm eine ſtattliche Stand- rede, worinn ich ſeine ehrſame Herkunft, auch ſeine guten Eigenſchaften heraus zu ſtreichen, und ſeinen ruͤhmlichen Lebenslauf, der ſich mit dem lezten ungluͤcklichen Schritt in das Walddorf geendiget hatte, beyzu- fuͤgen nicht vergaß. Hierauf wurd ich Sinnes einen Bauergaul zu heuern, der mich gemachſam bis in meine Heimath truͤ- ge, wollte mein ehrlich Geſicht zum Pfand einſetzen, und den Prediger zum Buͤrgen ſtellen. Der gute Mann zuckte die Achſeln, verſicherte, in ſeiner Walddioͤces ſey das Pferde- T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/299
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/299>, abgerufen am 25.11.2024.