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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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Brautbett. Vorher beschäftigte mich noch
eine Zeitlang der angenehme Gedanke von
Ausübung der wohlthätigen Menschenliebe
gegen diese dürftige Familie. Jch dachte
mir verschiedene Plans, wie ich nach dem
Beyspiel des braven Mannes, die Schul-
ter meines thätigen Willens unter den He-
bebaum des Trostes und Beystandes stem-
men, und damit dem gestrandeten Glücks-
Nachen der guten Leute ins Fahrwasser ei-
nes gemächlichern Zustandes schieben, und
solchen wieder flott machen könnte. Die
Phantasie erhellte durch liebliche Träume
diese Jdeale, die ich mir im wachenden
Zustande vorgebildet hatte nur noch mehr,
und ich würde hoffentlich zu meiner Zu-
friedenheit mein Vorhaben ausgeführet ha-
ben, wenn nicht das Emigranten Paar,
aus übermäßigen Verlangen ihrer Sache
recht gewiß zu seyn, meiner guten Absicht
vorgegriffen hätte.

Heim-
S 5

Brautbett. Vorher beſchaͤftigte mich noch
eine Zeitlang der angenehme Gedanke von
Ausuͤbung der wohlthaͤtigen Menſchenliebe
gegen dieſe duͤrftige Familie. Jch dachte
mir verſchiedene Plans, wie ich nach dem
Beyſpiel des braven Mannes, die Schul-
ter meines thaͤtigen Willens unter den He-
bebaum des Troſtes und Beyſtandes ſtem-
men, und damit dem geſtrandeten Gluͤcks-
Nachen der guten Leute ins Fahrwaſſer ei-
nes gemaͤchlichern Zuſtandes ſchieben, und
ſolchen wieder flott machen koͤnnte. Die
Phantaſie erhellte durch liebliche Traͤume
dieſe Jdeale, die ich mir im wachenden
Zuſtande vorgebildet hatte nur noch mehr,
und ich wuͤrde hoffentlich zu meiner Zu-
friedenheit mein Vorhaben ausgefuͤhret ha-
ben, wenn nicht das Emigranten Paar,
aus uͤbermaͤßigen Verlangen ihrer Sache
recht gewiß zu ſeyn, meiner guten Abſicht
vorgegriffen haͤtte.

Heim-
S 5
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[281/0289] Brautbett. Vorher beſchaͤftigte mich noch eine Zeitlang der angenehme Gedanke von Ausuͤbung der wohlthaͤtigen Menſchenliebe gegen dieſe duͤrftige Familie. Jch dachte mir verſchiedene Plans, wie ich nach dem Beyſpiel des braven Mannes, die Schul- ter meines thaͤtigen Willens unter den He- bebaum des Troſtes und Beyſtandes ſtem- men, und damit dem geſtrandeten Gluͤcks- Nachen der guten Leute ins Fahrwaſſer ei- nes gemaͤchlichern Zuſtandes ſchieben, und ſolchen wieder flott machen koͤnnte. Die Phantaſie erhellte durch liebliche Traͤume dieſe Jdeale, die ich mir im wachenden Zuſtande vorgebildet hatte nur noch mehr, und ich wuͤrde hoffentlich zu meiner Zu- friedenheit mein Vorhaben ausgefuͤhret ha- ben, wenn nicht das Emigranten Paar, aus uͤbermaͤßigen Verlangen ihrer Sache recht gewiß zu ſeyn, meiner guten Abſicht vorgegriffen haͤtte. Heim- S 5

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/289>, abgerufen am 22.12.2024.