nicht zu verletzen, im 21sten Buch der Jlia- de, die keusche Diane von der Königin des Olympus reichlich ohrfeigen lasse, wofern der Dichter von den Auslegern nicht miß- verstanden werde.
Seine Absicht, fuhr er fort, sey stets gewesen, Lottchen, sobald sie einem Mann entgegen reifen würde, der strengen Subor- dination durch eine frühe Heurath zu ent- ziehen; darum hab er mit dem Vetter An- ton, einem bemittelten Weinhändler in Werthheim, der einen einzigen Sohn, ei- nen Knaben guter Hoffnung habe, die Ver- abredung getroffen, ihre Kinder zusammen zu paaren. Seine Tochter hab' ein feines mütterliches Vermögen, und es sey bereits die Mitgift und Gegensteuer, das Braut- kleid, der Hochzeittermin, und alles sonst erforderliche bis auf die Gäste regulirt. Al- les in großem Geheim, so daß noch zur Zeit weder Frau noch Tochter, zu Vermei-
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nicht zu verletzen, im 21ſten Buch der Jlia- de, die keuſche Diane von der Koͤnigin des Olympus reichlich ohrfeigen laſſe, wofern der Dichter von den Auslegern nicht miß- verſtanden werde.
Seine Abſicht, fuhr er fort, ſey ſtets geweſen, Lottchen, ſobald ſie einem Mann entgegen reifen wuͤrde, der ſtrengen Subor- dination durch eine fruͤhe Heurath zu ent- ziehen; darum hab er mit dem Vetter An- ton, einem bemittelten Weinhaͤndler in Werthheim, der einen einzigen Sohn, ei- nen Knaben guter Hoffnung habe, die Ver- abredung getroffen, ihre Kinder zuſammen zu paaren. Seine Tochter hab’ ein feines muͤtterliches Vermoͤgen, und es ſey bereits die Mitgift und Gegenſteuer, das Braut- kleid, der Hochzeittermin, und alles ſonſt erforderliche bis auf die Gaͤſte regulirt. Al- les in großem Geheim, ſo daß noch zur Zeit weder Frau noch Tochter, zu Vermei-
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nicht zu verletzen, im 21ſten Buch der Jlia-
de, die keuſche Diane von der Koͤnigin des
Olympus reichlich ohrfeigen laſſe, wofern
der Dichter von den Auslegern nicht miß-
verſtanden werde.
Seine Abſicht, fuhr er fort, ſey ſtets
geweſen, Lottchen, ſobald ſie einem Mann
entgegen reifen wuͤrde, der ſtrengen Subor-
dination durch eine fruͤhe Heurath zu ent-
ziehen; darum hab er mit dem Vetter An-
ton, einem bemittelten Weinhaͤndler in
Werthheim, der einen einzigen Sohn, ei-
nen Knaben guter Hoffnung habe, die Ver-
abredung getroffen, ihre Kinder zuſammen
zu paaren. Seine Tochter hab’ ein feines
muͤtterliches Vermoͤgen, und es ſey bereits
die Mitgift und Gegenſteuer, das Braut-
kleid, der Hochzeittermin, und alles ſonſt
erforderliche bis auf die Gaͤſte regulirt. Al-
les in großem Geheim, ſo daß noch zur
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/164>, abgerufen am 25.11.2024.
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