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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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hen und unvollkommenen Contur, worauf
die Jungfer versezte, dem könne leicht ab-
geholfen werden, wenn das Exemplar, das
man zum Abschatten brauchen wolle, nach
den Gesetzen der Küche von den Pflaumen,
wie sie den Bienenbart gar artig nannte,
befreyet würde. Jch war begierig, das
Experiment zu sehen, wurde derohalben
alsbald eine Königin, die ausregieret hat-
te, zur Hand geschaft, welche Lottchen an
eine dünne Haarnadel, wie einen Braten
an einen Spieß steckte, und schnell durch die
Flamme einer brennenden Wachskerze eini-
mal hin und her bewegte, wodurch das
dünne Härlein rein abgesengt wurde, daß
keine Spur davon übrig blieb, und das
Exemplar, ohne von der Flamme Schaden
zu leiden, so glatt und schmuck aussah, als
sey es von der chirurgischen Hand des Ba-
ders kunstmäßig rasirt worden. Dieser leich-
te und natürliche Handgriff leistet das zu-

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hen und unvollkommenen Contur, worauf
die Jungfer verſezte, dem koͤnne leicht ab-
geholfen werden, wenn das Exemplar, das
man zum Abſchatten brauchen wolle, nach
den Geſetzen der Kuͤche von den Pflaumen,
wie ſie den Bienenbart gar artig nannte,
befreyet wuͤrde. Jch war begierig, das
Experiment zu ſehen, wurde derohalben
alsbald eine Koͤnigin, die ausregieret hat-
te, zur Hand geſchaft, welche Lottchen an
eine duͤnne Haarnadel, wie einen Braten
an einen Spieß ſteckte, und ſchnell durch die
Flamme einer brennenden Wachskerze eini-
mal hin und her bewegte, wodurch das
duͤnne Haͤrlein rein abgeſengt wurde, daß
keine Spur davon uͤbrig blieb, und das
Exemplar, ohne von der Flamme Schaden
zu leiden, ſo glatt und ſchmuck ausſah, als
ſey es von der chirurgiſchen Hand des Ba-
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[137/0145] hen und unvollkommenen Contur, worauf die Jungfer verſezte, dem koͤnne leicht ab- geholfen werden, wenn das Exemplar, das man zum Abſchatten brauchen wolle, nach den Geſetzen der Kuͤche von den Pflaumen, wie ſie den Bienenbart gar artig nannte, befreyet wuͤrde. Jch war begierig, das Experiment zu ſehen, wurde derohalben alsbald eine Koͤnigin, die ausregieret hat- te, zur Hand geſchaft, welche Lottchen an eine duͤnne Haarnadel, wie einen Braten an einen Spieß ſteckte, und ſchnell durch die Flamme einer brennenden Wachskerze eini- mal hin und her bewegte, wodurch das duͤnne Haͤrlein rein abgeſengt wurde, daß keine Spur davon uͤbrig blieb, und das Exemplar, ohne von der Flamme Schaden zu leiden, ſo glatt und ſchmuck ausſah, als ſey es von der chirurgiſchen Hand des Ba- ders kunſtmaͤßig raſirt worden. Dieſer leich- te und natuͤrliche Handgriff leiſtet das zu- ver- J 5

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/145>, abgerufen am 22.11.2024.