Ob ich nun gleich die Aufmerksamkeit des Jnstituts auf alles das, was zu Beförde- rung und Ausbreitung der physiognomischen Wissenschaft abzweckt, mit Vergnügen wahr- nehme, und die Herren samt und sonders freundlich will ersucht haben, ihren Eifer, immer tiefer in das Kunstgeheimniß ein- dringen, nie ermüden oder schwinden zu lassen, hiernächst aber auch höchlich wünsch- te, der ganzen Preißwürdigen Gesellschaft meinen geneigten Willen bey dieser Gelegen- heit zu Tage legen, und Jhnen das Recht der ersten Bitte angedeyhen zu lassen: so find' ich doch, nach reifer Ueberlegung der Sache Bedenken, Supplikanten in seinem Gesuch zu deferiren; anerwogen es den Rechten nicht gemäß zu seyn scheinet, um einen Bienenbart die Justiz in ihrem Lauf zu hemmen. Wär dennoch wohl begierig zu vernehmen, ob der Wicht das mit seinem Scheermesser zu leisten im Stande sey, wo-
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Ob ich nun gleich die Aufmerkſamkeit des Jnſtituts auf alles das, was zu Befoͤrde- rung und Ausbreitung der phyſiognomiſchen Wiſſenſchaft abzweckt, mit Vergnuͤgen wahr- nehme, und die Herren ſamt und ſonders freundlich will erſucht haben, ihren Eifer, immer tiefer in das Kunſtgeheimniß ein- dringen, nie ermuͤden oder ſchwinden zu laſſen, hiernaͤchſt aber auch hoͤchlich wuͤnſch- te, der ganzen Preißwuͤrdigen Geſellſchaft meinen geneigten Willen bey dieſer Gelegen- heit zu Tage legen, und Jhnen das Recht der erſten Bitte angedeyhen zu laſſen: ſo find’ ich doch, nach reifer Ueberlegung der Sache Bedenken, Supplikanten in ſeinem Geſuch zu deferiren; anerwogen es den Rechten nicht gemaͤß zu ſeyn ſcheinet, um einen Bienenbart die Juſtiz in ihrem Lauf zu hemmen. Waͤr dennoch wohl begierig zu vernehmen, ob der Wicht das mit ſeinem Scheermeſſer zu leiſten im Stande ſey, wo-
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Ob ich nun gleich die Aufmerkſamkeit des
Jnſtituts auf alles das, was zu Befoͤrde-
rung und Ausbreitung der phyſiognomiſchen
Wiſſenſchaft abzweckt, mit Vergnuͤgen wahr-
nehme, und die Herren ſamt und ſonders
freundlich will erſucht haben, ihren Eifer,
immer tiefer in das Kunſtgeheimniß ein-
dringen, nie ermuͤden oder ſchwinden zu
laſſen, hiernaͤchſt aber auch hoͤchlich wuͤnſch-
te, der ganzen Preißwuͤrdigen Geſellſchaft
meinen geneigten Willen bey dieſer Gelegen-
heit zu Tage legen, und Jhnen das Recht
der erſten Bitte angedeyhen zu laſſen: ſo
find’ ich doch, nach reifer Ueberlegung der
Sache Bedenken, Supplikanten in ſeinem
Geſuch zu deferiren; anerwogen es den
Rechten nicht gemaͤß zu ſeyn ſcheinet, um
einen Bienenbart die Juſtiz in ihrem Lauf
zu hemmen. Waͤr dennoch wohl begierig
zu vernehmen, ob der Wicht das mit ſeinem
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/139>, abgerufen am 22.11.2024.
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