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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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Jhr Bettkämmerlein geschlichen: so wären
Sie berechtigt gewesen, die strengste Rache
von ihm zu nehmen, ihm den Schädel ein-
zuschlagen, oder seinen iugendlichen Leib
auf eine exemplarische Art sonst zu verstüm-
meln, und wenn in der ersten Aufwallung
Jhres Eifers alle seine Gypskonsorten den
Muthwillen des Knaben mit hätten entgel-
ten müssen: so wollt' ich kein Wort über die
ganze Tragödie verlohren haben.

Jndem ich das gegen Sie eingelaufene
Klaglibell nochmals durchlese, stoß ich auf
eine Stelle, die ich vorher zu bemerken aus
der Acht gelassen hatte, und die mir unver-
muthet den seltsamen Auftritt enträthselt.
Sie haben, wie ich vernehme, den vier
Bänden der physiognomischen Fragmente,
die mir mein schweres Geld kosten, zu glei-
cher Zeit eine schimpfliche Defenestration zu-
gedacht gehabt, wie vor Zeiten die Böh-
mer Stände den kaiserlichen Abgesandten;

ia

Jhr Bettkaͤmmerlein geſchlichen: ſo waͤren
Sie berechtigt geweſen, die ſtrengſte Rache
von ihm zu nehmen, ihm den Schaͤdel ein-
zuſchlagen, oder ſeinen iugendlichen Leib
auf eine exemplariſche Art ſonſt zu verſtuͤm-
meln, und wenn in der erſten Aufwallung
Jhres Eifers alle ſeine Gypskonſorten den
Muthwillen des Knaben mit haͤtten entgel-
ten muͤſſen: ſo wollt’ ich kein Wort uͤber die
ganze Tragoͤdie verlohren haben.

Jndem ich das gegen Sie eingelaufene
Klaglibell nochmals durchleſe, ſtoß ich auf
eine Stelle, die ich vorher zu bemerken aus
der Acht gelaſſen hatte, und die mir unver-
muthet den ſeltſamen Auftritt entraͤthſelt.
Sie haben, wie ich vernehme, den vier
Baͤnden der phyſiognomiſchen Fragmente,
die mir mein ſchweres Geld koſten, zu glei-
cher Zeit eine ſchimpfliche Defeneſtration zu-
gedacht gehabt, wie vor Zeiten die Boͤh-
mer Staͤnde den kaiſerlichen Abgeſandten;

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[125/0133] Jhr Bettkaͤmmerlein geſchlichen: ſo waͤren Sie berechtigt geweſen, die ſtrengſte Rache von ihm zu nehmen, ihm den Schaͤdel ein- zuſchlagen, oder ſeinen iugendlichen Leib auf eine exemplariſche Art ſonſt zu verſtuͤm- meln, und wenn in der erſten Aufwallung Jhres Eifers alle ſeine Gypskonſorten den Muthwillen des Knaben mit haͤtten entgel- ten muͤſſen: ſo wollt’ ich kein Wort uͤber die ganze Tragoͤdie verlohren haben. Jndem ich das gegen Sie eingelaufene Klaglibell nochmals durchleſe, ſtoß ich auf eine Stelle, die ich vorher zu bemerken aus der Acht gelaſſen hatte, und die mir unver- muthet den ſeltſamen Auftritt entraͤthſelt. Sie haben, wie ich vernehme, den vier Baͤnden der phyſiognomiſchen Fragmente, die mir mein ſchweres Geld koſten, zu glei- cher Zeit eine ſchimpfliche Defeneſtration zu- gedacht gehabt, wie vor Zeiten die Boͤh- mer Staͤnde den kaiſerlichen Abgeſandten; ia

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/133>, abgerufen am 25.11.2024.