"Das hieß auf Kosten des Publikums zehren, eine Entreprise, die selten mißlingt, und völlig im Geschmack unsrer Zeit ist, oder vielmehr eines ieden polizirten Jahr- hunderts, wo der Luxus das Kniffgenie be- lebt und wirksam macht, die tausendfach vermehrten Bedürfnisse mit der wenigsten Unbequemlichkeit, sich auf fremde Kosten zu verschaffen. Daher ist mir nicht befrem- dend, wenn ieder arithmetische Kopf zum Vortheil seiner eignen Finanzen, wie ehe- mals der Minister Law zum Vortheil des gemeinen Seckels der Krone Frankreich, ir- gend ein Missisippi Projekt auskalkulirt. Aber meine Bedürfnisse erstrecken sich nicht so weit, daß ich dazu meine Zuflucht nehmen müßte; und seitdem mir das Zudringen in das Gemach meines Protektors übel gelun- gen ist, mag ich mich bey keinem Menschen mehr introduziren, weder als Klient, noch als Autor, am wenigsten als Schmarotzer."
Nun
„Das hieß auf Koſten des Publikums zehren, eine Entrepriſe, die ſelten mißlingt, und voͤllig im Geſchmack unſrer Zeit iſt, oder vielmehr eines ieden polizirten Jahr- hunderts, wo der Luxus das Kniffgenie be- lebt und wirkſam macht, die tauſendfach vermehrten Beduͤrfniſſe mit der wenigſten Unbequemlichkeit, ſich auf fremde Koſten zu verſchaffen. Daher iſt mir nicht befrem- dend, wenn ieder arithmetiſche Kopf zum Vortheil ſeiner eignen Finanzen, wie ehe- mals der Miniſter Law zum Vortheil des gemeinen Seckels der Krone Frankreich, ir- gend ein Miſſiſippi Projekt auskalkulirt. Aber meine Beduͤrfniſſe erſtrecken ſich nicht ſo weit, daß ich dazu meine Zuflucht nehmen muͤßte; und ſeitdem mir das Zudringen in das Gemach meines Protektors uͤbel gelun- gen iſt, mag ich mich bey keinem Menſchen mehr introduziren, weder als Klient, noch als Autor, am wenigſten als Schmarotzer.“
Nun
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0098"n="98"/><p>„Das hieß auf Koſten des Publikums<lb/>
zehren, eine Entrepriſe, die ſelten mißlingt,<lb/>
und voͤllig im Geſchmack unſrer Zeit iſt,<lb/>
oder vielmehr eines ieden polizirten Jahr-<lb/>
hunderts, wo der Luxus das Kniffgenie be-<lb/>
lebt und wirkſam macht, die tauſendfach<lb/>
vermehrten Beduͤrfniſſe mit der wenigſten<lb/>
Unbequemlichkeit, ſich auf fremde Koſten<lb/>
zu verſchaffen. Daher iſt mir nicht befrem-<lb/>
dend, wenn ieder arithmetiſche Kopf zum<lb/>
Vortheil ſeiner eignen Finanzen, wie ehe-<lb/>
mals der Miniſter Law zum Vortheil des<lb/>
gemeinen Seckels der Krone Frankreich, ir-<lb/>
gend ein Miſſiſippi Projekt auskalkulirt.<lb/>
Aber meine Beduͤrfniſſe erſtrecken ſich nicht<lb/>ſo weit, daß ich dazu meine Zuflucht nehmen<lb/>
muͤßte; und ſeitdem mir das Zudringen in<lb/>
das Gemach meines Protektors uͤbel gelun-<lb/>
gen iſt, mag ich mich bey keinem Menſchen<lb/>
mehr introduziren, weder als Klient, noch<lb/>
als Autor, am wenigſten als Schmarotzer.“</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Nun</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[98/0098]
„Das hieß auf Koſten des Publikums
zehren, eine Entrepriſe, die ſelten mißlingt,
und voͤllig im Geſchmack unſrer Zeit iſt,
oder vielmehr eines ieden polizirten Jahr-
hunderts, wo der Luxus das Kniffgenie be-
lebt und wirkſam macht, die tauſendfach
vermehrten Beduͤrfniſſe mit der wenigſten
Unbequemlichkeit, ſich auf fremde Koſten
zu verſchaffen. Daher iſt mir nicht befrem-
dend, wenn ieder arithmetiſche Kopf zum
Vortheil ſeiner eignen Finanzen, wie ehe-
mals der Miniſter Law zum Vortheil des
gemeinen Seckels der Krone Frankreich, ir-
gend ein Miſſiſippi Projekt auskalkulirt.
Aber meine Beduͤrfniſſe erſtrecken ſich nicht
ſo weit, daß ich dazu meine Zuflucht nehmen
muͤßte; und ſeitdem mir das Zudringen in
das Gemach meines Protektors uͤbel gelun-
gen iſt, mag ich mich bey keinem Menſchen
mehr introduziren, weder als Klient, noch
als Autor, am wenigſten als Schmarotzer.“
Nun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/98>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.