wünsch Jhnen aus Herzensgrund gute Bes- serung, an Leib und an der Seel! Und zweifle nicht, daß die Nachkur eines guten Benehmens wackrer Leute gegen Sie, solche gar sehr befördern werde. Jhr Zustand geht mir zu Herzen, und ich wollt' es stünd in meinem Vermögen, Jhr Schicksal zu mildern und Jhnen zu günstigern Adspekten förderlich und dienstlich zu seyn. Sagen Sie mir, was ist Jhr Jntent, nach voll- brachter Badekur, und was haben Sie für Aussichten in die Zukunft?
"Keine, sprach er, als in den uner- meßlichen blauen Himmel hinaus, und diese sind mir Herzerquickender, als der Anblick der getünchten Gräber, unter deren Obdach ich mich nicht bergen mag. -- Jch habe noch ein Glück im Besitz, das erste natür- liche Vorrecht der Menschen, dessen sie sich um einer Nichtswürdigkeit willen entschla- gen; das mir aber kein Mensch rauben
soll:
wuͤnſch Jhnen aus Herzensgrund gute Beſ- ſerung, an Leib und an der Seel! Und zweifle nicht, daß die Nachkur eines guten Benehmens wackrer Leute gegen Sie, ſolche gar ſehr befoͤrdern werde. Jhr Zuſtand geht mir zu Herzen, und ich wollt’ es ſtuͤnd in meinem Vermoͤgen, Jhr Schickſal zu mildern und Jhnen zu guͤnſtigern Adſpekten foͤrderlich und dienſtlich zu ſeyn. Sagen Sie mir, was iſt Jhr Jntent, nach voll- brachter Badekur, und was haben Sie fuͤr Ausſichten in die Zukunft?
„Keine, ſprach er, als in den uner- meßlichen blauen Himmel hinaus, und dieſe ſind mir Herzerquickender, als der Anblick der getuͤnchten Graͤber, unter deren Obdach ich mich nicht bergen mag. — Jch habe noch ein Gluͤck im Beſitz, das erſte natuͤr- liche Vorrecht der Menſchen, deſſen ſie ſich um einer Nichtswuͤrdigkeit willen entſchla- gen; das mir aber kein Menſch rauben
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wuͤnſch Jhnen aus Herzensgrund gute Beſ-
ſerung, an Leib und an der Seel! Und
zweifle nicht, daß die Nachkur eines guten
Benehmens wackrer Leute gegen Sie, ſolche
gar ſehr befoͤrdern werde. Jhr Zuſtand
geht mir zu Herzen, und ich wollt’ es ſtuͤnd
in meinem Vermoͤgen, Jhr Schickſal zu
mildern und Jhnen zu guͤnſtigern Adſpekten
foͤrderlich und dienſtlich zu ſeyn. Sagen
Sie mir, was iſt Jhr Jntent, nach voll-
brachter Badekur, und was haben Sie fuͤr
Ausſichten in die Zukunft?
„Keine, ſprach er, als in den uner-
meßlichen blauen Himmel hinaus, und dieſe
ſind mir Herzerquickender, als der Anblick
der getuͤnchten Graͤber, unter deren Obdach
ich mich nicht bergen mag. — Jch habe
noch ein Gluͤck im Beſitz, das erſte natuͤr-
liche Vorrecht der Menſchen, deſſen ſie ſich
um einer Nichtswuͤrdigkeit willen entſchla-
gen; das mir aber kein Menſch rauben
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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