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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

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zuthun; sobald ich aber die Augen wegwen-
dete, oder des langen Harreus müde, ein-
mal auf und abpromenirte, ihren Neffen
heimlich durchs Gitter winkten, und sie,
oder die Pfleglinge ihrer eignen Mäcenaten,
flugs durchschlüpfen ließen. -- Hier diese
frömmelnde Physiognomie gehört dem Men-
schenfreunde zu, der die Hungrigen speißte,
und sie mit schlächtermäßiger Wohlthätigkeit
mästete, um sie hernach abzuwürgen und
sich ihres Schmeers zu bemächtigen --.
Und was sagen Sie zu diesem Vollgesicht?

"Ein Gesicht, sprach ich, voll Blick,
Drang und Kraft."

Wohlgesprochen! das können Sie frei-
lich nicht sehen, daß das ein Blick ist, wie
der vom Königssöller herab, nach dem Wei-
be des Urias. Wenn ich Jhnen sage, daß
diese Zeichnung meinen Gönner abbildet: so
wissen Sie den Terminus ad quem, von
Drang und Kraft, die Sie darinne ent-

decken.

zuthun; ſobald ich aber die Augen wegwen-
dete, oder des langen Harreus muͤde, ein-
mal auf und abpromenirte, ihren Neffen
heimlich durchs Gitter winkten, und ſie,
oder die Pfleglinge ihrer eignen Maͤcenaten,
flugs durchſchluͤpfen ließen. — Hier dieſe
froͤmmelnde Phyſiognomie gehoͤrt dem Men-
ſchenfreunde zu, der die Hungrigen ſpeißte,
und ſie mit ſchlaͤchtermaͤßiger Wohlthaͤtigkeit
maͤſtete, um ſie hernach abzuwuͤrgen und
ſich ihres Schmeers zu bemaͤchtigen —.
Und was ſagen Sie zu dieſem Vollgeſicht?

„Ein Geſicht, ſprach ich, voll Blick,
Drang und Kraft.“

Wohlgeſprochen! das koͤnnen Sie frei-
lich nicht ſehen, daß das ein Blick iſt, wie
der vom Koͤnigsſoͤller herab, nach dem Wei-
be des Urias. Wenn ich Jhnen ſage, daß
dieſe Zeichnung meinen Goͤnner abbildet: ſo
wiſſen Sie den Terminus ad quem, von
Drang und Kraft, die Sie darinne ent-

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[54/0054] zuthun; ſobald ich aber die Augen wegwen- dete, oder des langen Harreus muͤde, ein- mal auf und abpromenirte, ihren Neffen heimlich durchs Gitter winkten, und ſie, oder die Pfleglinge ihrer eignen Maͤcenaten, flugs durchſchluͤpfen ließen. — Hier dieſe froͤmmelnde Phyſiognomie gehoͤrt dem Men- ſchenfreunde zu, der die Hungrigen ſpeißte, und ſie mit ſchlaͤchtermaͤßiger Wohlthaͤtigkeit maͤſtete, um ſie hernach abzuwuͤrgen und ſich ihres Schmeers zu bemaͤchtigen —. Und was ſagen Sie zu dieſem Vollgeſicht? „Ein Geſicht, ſprach ich, voll Blick, Drang und Kraft.“ Wohlgeſprochen! das koͤnnen Sie frei- lich nicht ſehen, daß das ein Blick iſt, wie der vom Koͤnigsſoͤller herab, nach dem Wei- be des Urias. Wenn ich Jhnen ſage, daß dieſe Zeichnung meinen Goͤnner abbildet: ſo wiſſen Sie den Terminus ad quem, von Drang und Kraft, die Sie darinne ent- decken.

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/54>, abgerufen am 23.11.2024.