aus, schlug den vortheilhaftesten Vergleich aus: denn ich vermocht's nicht über mich, den Unwillen meines Herzens so zu verhee- len, wie die Defekte in meinen Rechnungen. Doch die Augen der Kameralen sahen diese bald hell genug, als sie nicht mehr durch den Präses gehalten wurden, und so ward mir der Text vom ungerechten Haushalter, zwischen den vier Wänden eines engen Ker- kers praktisch erklärt. Mit der Bezahlung des lezten Hellers stunds in der That sehr mißlich, daher rechnete ich auf nichts an- ders, als meine Laufbahn, die sich im gan- zen höchstens auf vier Schritte belief, hier zu vollenden. Jn dieser Klause hatte ich Zeit, über Welt und Weltbürger reife Be- trachtungen anzustellen.
"Bey diesen Konsultationen, mögen die Stocks des Menschenwerthes wohl weidlich gefallen seyn, und es war traun keine Schif- ferzeitung, die die Negozien der Menschheit
dem
aus, ſchlug den vortheilhafteſten Vergleich aus: denn ich vermocht’s nicht uͤber mich, den Unwillen meines Herzens ſo zu verhee- len, wie die Defekte in meinen Rechnungen. Doch die Augen der Kameralen ſahen dieſe bald hell genug, als ſie nicht mehr durch den Praͤſes gehalten wurden, und ſo ward mir der Text vom ungerechten Haushalter, zwiſchen den vier Waͤnden eines engen Ker- kers praktiſch erklaͤrt. Mit der Bezahlung des lezten Hellers ſtunds in der That ſehr mißlich, daher rechnete ich auf nichts an- ders, als meine Laufbahn, die ſich im gan- zen hoͤchſtens auf vier Schritte belief, hier zu vollenden. Jn dieſer Klauſe hatte ich Zeit, uͤber Welt und Weltbuͤrger reife Be- trachtungen anzuſtellen.
„Bey dieſen Konſultationen, moͤgen die Stocks des Menſchenwerthes wohl weidlich gefallen ſeyn, und es war traun keine Schif- ferzeitung, die die Negozien der Menſchheit
dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0032"n="32"/>
aus, ſchlug den vortheilhafteſten Vergleich<lb/>
aus: denn ich vermocht’s nicht uͤber mich,<lb/>
den Unwillen meines Herzens ſo zu verhee-<lb/>
len, wie die Defekte in meinen Rechnungen.<lb/>
Doch die Augen der Kameralen ſahen dieſe<lb/>
bald hell genug, als ſie nicht mehr durch<lb/>
den Praͤſes gehalten wurden, und ſo ward<lb/>
mir der Text vom ungerechten Haushalter,<lb/>
zwiſchen den vier Waͤnden eines engen Ker-<lb/>
kers praktiſch erklaͤrt. Mit der Bezahlung<lb/>
des lezten Hellers ſtunds in der That ſehr<lb/>
mißlich, daher rechnete ich auf nichts an-<lb/>
ders, als meine Laufbahn, die ſich im gan-<lb/>
zen hoͤchſtens auf vier Schritte belief, hier<lb/>
zu vollenden. Jn dieſer Klauſe hatte ich<lb/>
Zeit, uͤber Welt und Weltbuͤrger reife Be-<lb/>
trachtungen anzuſtellen.</p><lb/><p>„Bey dieſen Konſultationen, moͤgen die<lb/>
Stocks des Menſchenwerthes wohl weidlich<lb/>
gefallen ſeyn, und es war traun keine Schif-<lb/>
ferzeitung, die die Negozien der Menſchheit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[32/0032]
aus, ſchlug den vortheilhafteſten Vergleich
aus: denn ich vermocht’s nicht uͤber mich,
den Unwillen meines Herzens ſo zu verhee-
len, wie die Defekte in meinen Rechnungen.
Doch die Augen der Kameralen ſahen dieſe
bald hell genug, als ſie nicht mehr durch
den Praͤſes gehalten wurden, und ſo ward
mir der Text vom ungerechten Haushalter,
zwiſchen den vier Waͤnden eines engen Ker-
kers praktiſch erklaͤrt. Mit der Bezahlung
des lezten Hellers ſtunds in der That ſehr
mißlich, daher rechnete ich auf nichts an-
ders, als meine Laufbahn, die ſich im gan-
zen hoͤchſtens auf vier Schritte belief, hier
zu vollenden. Jn dieſer Klauſe hatte ich
Zeit, uͤber Welt und Weltbuͤrger reife Be-
trachtungen anzuſtellen.
„Bey dieſen Konſultationen, moͤgen die
Stocks des Menſchenwerthes wohl weidlich
gefallen ſeyn, und es war traun keine Schif-
ferzeitung, die die Negozien der Menſchheit
dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/32>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.