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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

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giebt Grund zum Vermuthen des Ungewis-
sen. Sonderbar! Auf der 219. Seite steht
ia ein langes Fragment von der Stirn und
deren Ausdeutung, welches ich mir gezeich-
net hatte, um es mit Fleiß zu studiren, und
auf einmal hinter das Geheimniß der Stirn-
kunde zu kommen; aber die folgende Ent-
deckung hat meinen Muth ganz niederge-
schlagen. Denn was von einer deutschen
Stadt gilt, denk ich, gilt von allen, wenn
einem nun da gleich Menschengesichter
Dutzendweise aufstoßen, aus welchen der
Meister so wenig klug werden kan als der
Schüler, was hilft denn das Studium,
und wo bleibt die verheißene Menschenkunde
aus der Physiognomie? Wenn Freund L.
den persönlichen Karakter dieser zehn son-
derbaren Stirnformen von seinem Korre-
spondenten zu erforschen wünscht, um aus
dem Wissen des Gewissen erst noch physio-
gnomische Vermuthungen zu haschen: so ist

das

giebt Grund zum Vermuthen des Ungewiſ-
ſen. Sonderbar! Auf der 219. Seite ſteht
ia ein langes Fragment von der Stirn und
deren Ausdeutung, welches ich mir gezeich-
net hatte, um es mit Fleiß zu ſtudiren, und
auf einmal hinter das Geheimniß der Stirn-
kunde zu kommen; aber die folgende Ent-
deckung hat meinen Muth ganz niederge-
ſchlagen. Denn was von einer deutſchen
Stadt gilt, denk ich, gilt von allen, wenn
einem nun da gleich Menſchengeſichter
Dutzendweiſe aufſtoßen, aus welchen der
Meiſter ſo wenig klug werden kan als der
Schuͤler, was hilft denn das Studium,
und wo bleibt die verheißene Menſchenkunde
aus der Phyſiognomie? Wenn Freund L.
den perſoͤnlichen Karakter dieſer zehn ſon-
derbaren Stirnformen von ſeinem Korre-
ſpondenten zu erforſchen wuͤnſcht, um aus
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[198/0198] giebt Grund zum Vermuthen des Ungewiſ- ſen. Sonderbar! Auf der 219. Seite ſteht ia ein langes Fragment von der Stirn und deren Ausdeutung, welches ich mir gezeich- net hatte, um es mit Fleiß zu ſtudiren, und auf einmal hinter das Geheimniß der Stirn- kunde zu kommen; aber die folgende Ent- deckung hat meinen Muth ganz niederge- ſchlagen. Denn was von einer deutſchen Stadt gilt, denk ich, gilt von allen, wenn einem nun da gleich Menſchengeſichter Dutzendweiſe aufſtoßen, aus welchen der Meiſter ſo wenig klug werden kan als der Schuͤler, was hilft denn das Studium, und wo bleibt die verheißene Menſchenkunde aus der Phyſiognomie? Wenn Freund L. den perſoͤnlichen Karakter dieſer zehn ſon- derbaren Stirnformen von ſeinem Korre- ſpondenten zu erforſchen wuͤnſcht, um aus dem Wiſſen des Gewiſſen erſt noch phyſio- gnomiſche Vermuthungen zu haſchen: ſo iſt das

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/198>, abgerufen am 18.12.2024.