den die christliche Kirche in einem alten Lie- de bekenne:
Eyer von Hühnern eingelegt, Werden junge draus geheckt.
Uebrigens laß er den Himmel walten, küm- mere sich weiter um nichts, und habe bey dieser Methode nie Mangel an Hühnervieh gehabt. Jch laß meinen Nachbar reden so lang er Lust hat, und bleibe dennoch bey meiner Methode. Gleichwohl kan ich nicht bergen, daß mirs so vorkommt, als ließ sich das, was der alte Landwirth vom Eyermesser sagte, mutatis mutandis gar füglich auf den Stirnmesser deuten. Denn ob ein Mensch gut und tauglich, oder ob er in Ansehung seines Geistes und Herzens ein tod und unfruchtbar Wesen sey, läßt sich auf die gemeine Art, die das Evangelium lehrt: an ihren Früchten sollt ihr sie erken- nen, welches auch des Sempronius Ma- nier war die Geister zu prüfen, viel leichter
und
N 2
den die chriſtliche Kirche in einem alten Lie- de bekenne:
Eyer von Hühnern eingelegt, Werden junge draus geheckt.
Uebrigens laß er den Himmel walten, kuͤm- mere ſich weiter um nichts, und habe bey dieſer Methode nie Mangel an Huͤhnervieh gehabt. Jch laß meinen Nachbar reden ſo lang er Luſt hat, und bleibe dennoch bey meiner Methode. Gleichwohl kan ich nicht bergen, daß mirs ſo vorkommt, als ließ ſich das, was der alte Landwirth vom Eyermeſſer ſagte, mutatis mutandis gar fuͤglich auf den Stirnmeſſer deuten. Denn ob ein Menſch gut und tauglich, oder ob er in Anſehung ſeines Geiſtes und Herzens ein tod und unfruchtbar Weſen ſey, laͤßt ſich auf die gemeine Art, die das Evangelium lehrt: an ihren Fruͤchten ſollt ihr ſie erken- nen, welches auch des Sempronius Ma- nier war die Geiſter zu pruͤfen, viel leichter
und
N 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0195"n="195"/>
den die chriſtliche Kirche in einem alten Lie-<lb/>
de bekenne:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#fr">Eyer von Hühnern eingelegt,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Werden junge draus geheckt.</hi></l></lg><lb/><p>Uebrigens laß er den Himmel walten, kuͤm-<lb/>
mere ſich weiter um nichts, und habe bey<lb/>
dieſer Methode nie Mangel an Huͤhnervieh<lb/>
gehabt. Jch laß meinen Nachbar reden ſo<lb/>
lang er Luſt hat, und bleibe dennoch bey<lb/>
meiner Methode. Gleichwohl kan ich nicht<lb/>
bergen, daß mirs ſo vorkommt, als ließ<lb/>ſich das, was der alte Landwirth vom<lb/>
Eyermeſſer ſagte, <hirendition="#aq">mutatis mutandis</hi> gar<lb/>
fuͤglich auf den Stirnmeſſer deuten. Denn<lb/>
ob ein Menſch gut und tauglich, oder ob<lb/>
er in Anſehung ſeines Geiſtes und Herzens<lb/>
ein tod und unfruchtbar Weſen ſey, laͤßt ſich<lb/>
auf die gemeine Art, die das Evangelium<lb/>
lehrt: an ihren Fruͤchten ſollt ihr ſie erken-<lb/>
nen, welches auch des Sempronius Ma-<lb/>
nier war die Geiſter zu pruͤfen, viel leichter<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[195/0195]
den die chriſtliche Kirche in einem alten Lie-
de bekenne:
Eyer von Hühnern eingelegt,
Werden junge draus geheckt.
Uebrigens laß er den Himmel walten, kuͤm-
mere ſich weiter um nichts, und habe bey
dieſer Methode nie Mangel an Huͤhnervieh
gehabt. Jch laß meinen Nachbar reden ſo
lang er Luſt hat, und bleibe dennoch bey
meiner Methode. Gleichwohl kan ich nicht
bergen, daß mirs ſo vorkommt, als ließ
ſich das, was der alte Landwirth vom
Eyermeſſer ſagte, mutatis mutandis gar
fuͤglich auf den Stirnmeſſer deuten. Denn
ob ein Menſch gut und tauglich, oder ob
er in Anſehung ſeines Geiſtes und Herzens
ein tod und unfruchtbar Weſen ſey, laͤßt ſich
auf die gemeine Art, die das Evangelium
lehrt: an ihren Fruͤchten ſollt ihr ſie erken-
nen, welches auch des Sempronius Ma-
nier war die Geiſter zu pruͤfen, viel leichter
und
N 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/195>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.