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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

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Leipzig am nächsten hörte. Diese Stirn,
sagt' ich zu mir, diese Augenbraune, dich-
tet so, übersezt so; endlich hab ich auch al-
les so befunden, wie Lavater meint, daß
er es befinden würde, wenn er unbekannt
herum reisen könnte: ich war, wie er, an
die Männer von großem Namen leichtglau-
big, und wurde mit iedem Tage schwer-
gläubiger. Hab keinen verachtet, bin aber
gleichwohl sehr auf meiner Hut gewesen,
daß ihr Name und die Sage von ihnen,
weder Blendlicht noch Nebel mir wurde.
Alles das stund mit klaren dürren Worten
in meinem Reisejournal lang zuvor, eh
der vierte Tomus der Fragmente da war.
Wird sich der liebe Mann nicht wenig er-
freuen, wenn er erfährt, daß einem von
seinen zwey und dreißig physiognomischen
Desideratis auf der 452. S. bereits ohne
seine Bitte und Veranlassung Gnüge gesche-
hen sey.

Ausser-

Leipzig am naͤchſten hoͤrte. Dieſe Stirn,
ſagt’ ich zu mir, dieſe Augenbraune, dich-
tet ſo, uͤberſezt ſo; endlich hab ich auch al-
les ſo befunden, wie Lavater meint, daß
er es befinden wuͤrde, wenn er unbekannt
herum reiſen koͤnnte: ich war, wie er, an
die Maͤnner von großem Namen leichtglau-
big, und wurde mit iedem Tage ſchwer-
glaͤubiger. Hab keinen verachtet, bin aber
gleichwohl ſehr auf meiner Hut geweſen,
daß ihr Name und die Sage von ihnen,
weder Blendlicht noch Nebel mir wurde.
Alles das ſtund mit klaren duͤrren Worten
in meinem Reiſejournal lang zuvor, eh
der vierte Tomus der Fragmente da war.
Wird ſich der liebe Mann nicht wenig er-
freuen, wenn er erfaͤhrt, daß einem von
ſeinen zwey und dreißig phyſiognomiſchen
Deſideratis auf der 452. S. bereits ohne
ſeine Bitte und Veranlaſſung Gnuͤge geſche-
hen ſey.

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[189/0189] Leipzig am naͤchſten hoͤrte. Dieſe Stirn, ſagt’ ich zu mir, dieſe Augenbraune, dich- tet ſo, uͤberſezt ſo; endlich hab ich auch al- les ſo befunden, wie Lavater meint, daß er es befinden wuͤrde, wenn er unbekannt herum reiſen koͤnnte: ich war, wie er, an die Maͤnner von großem Namen leichtglau- big, und wurde mit iedem Tage ſchwer- glaͤubiger. Hab keinen verachtet, bin aber gleichwohl ſehr auf meiner Hut geweſen, daß ihr Name und die Sage von ihnen, weder Blendlicht noch Nebel mir wurde. Alles das ſtund mit klaren duͤrren Worten in meinem Reiſejournal lang zuvor, eh der vierte Tomus der Fragmente da war. Wird ſich der liebe Mann nicht wenig er- freuen, wenn er erfaͤhrt, daß einem von ſeinen zwey und dreißig phyſiognomiſchen Deſideratis auf der 452. S. bereits ohne ſeine Bitte und Veranlaſſung Gnuͤge geſche- hen ſey. Auſſer-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/189>, abgerufen am 18.12.2024.