Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Schuld auf den anonymischen Mantel, ließ
sich nicht weiter auf die Kontrovers ein,
und zog sich vermög seiner beflügelten Füß'
leicht aus der Affäre. Jst gleichwohl ein
seltener Fall, daß einer auf solche Weis'
das anonymische Jncognito ablegt: die lie-
be Sonn mit ihren erwärmenden Strahlen
hat vielmehr Kraft das zu bewirken, als
Sturm- und Hagelweiter, oder gar der
Plumbsack. Habens die zeitigen Schrift-
steller an der Art, wenn sie irgend ein
Wischlein in die gelehrte Welt ausgehn las-
sen, daß sie, absonderlich bey der ersten
Ausflucht den Mantel sorgfältig um sich
schlagen, und wenn sie von Aussen eine
rauhe Luft vermerken, schnüren sie die Kapp'
übers Gesicht und stecken drinn wie die
Schnecke in ihrem Häuslein. Sobald aber
ein freundlicher Sonnenblick aus einer Bi-
bliothek oder gelehrten Zeitung auf sie herab
strahlt, wird ihnen der Mantel lästig, wer-

fen

Schuld auf den anonymiſchen Mantel, ließ
ſich nicht weiter auf die Kontrovers ein,
und zog ſich vermoͤg ſeiner befluͤgelten Fuͤß’
leicht aus der Affaͤre. Jſt gleichwohl ein
ſeltener Fall, daß einer auf ſolche Weiſ’
das anonymiſche Jncognito ablegt: die lie-
be Sonn mit ihren erwaͤrmenden Strahlen
hat vielmehr Kraft das zu bewirken, als
Sturm- und Hagelweiter, oder gar der
Plumbſack. Habens die zeitigen Schrift-
ſteller an der Art, wenn ſie irgend ein
Wiſchlein in die gelehrte Welt ausgehn laſ-
ſen, daß ſie, abſonderlich bey der erſten
Ausflucht den Mantel ſorgfaͤltig um ſich
ſchlagen, und wenn ſie von Auſſen eine
rauhe Luft vermerken, ſchnuͤren ſie die Kapp’
uͤbers Geſicht und ſtecken drinn wie die
Schnecke in ihrem Haͤuslein. Sobald aber
ein freundlicher Sonnenblick aus einer Bi-
bliothek oder gelehrten Zeitung auf ſie herab
ſtrahlt, wird ihnen der Mantel laͤſtig, wer-

fen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="182"/>
Schuld auf den anonymi&#x017F;chen Mantel, ließ<lb/>
&#x017F;ich nicht weiter auf die Kontrovers ein,<lb/>
und zog &#x017F;ich vermo&#x0364;g &#x017F;einer beflu&#x0364;gelten Fu&#x0364;ß&#x2019;<lb/>
leicht aus der Affa&#x0364;re. J&#x017F;t gleichwohl ein<lb/>
&#x017F;eltener Fall, daß einer auf &#x017F;olche Wei&#x017F;&#x2019;<lb/>
das anonymi&#x017F;che Jncognito ablegt: die lie-<lb/>
be Sonn mit ihren erwa&#x0364;rmenden Strahlen<lb/>
hat vielmehr Kraft das zu bewirken, als<lb/>
Sturm- und Hagelweiter, oder gar der<lb/>
Plumb&#x017F;ack. Habens die zeitigen Schrift-<lb/>
&#x017F;teller an der Art, wenn &#x017F;ie irgend ein<lb/>
Wi&#x017F;chlein in die gelehrte Welt ausgehn la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß &#x017F;ie, ab&#x017F;onderlich bey der er&#x017F;ten<lb/>
Ausflucht den Mantel &#x017F;orgfa&#x0364;ltig um &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chlagen, und wenn &#x017F;ie von Au&#x017F;&#x017F;en eine<lb/>
rauhe Luft vermerken, &#x017F;chnu&#x0364;ren &#x017F;ie die Kapp&#x2019;<lb/>
u&#x0364;bers Ge&#x017F;icht und &#x017F;tecken drinn wie die<lb/>
Schnecke in ihrem Ha&#x0364;uslein. Sobald aber<lb/>
ein freundlicher Sonnenblick aus einer Bi-<lb/>
bliothek oder gelehrten Zeitung auf &#x017F;ie herab<lb/>
&#x017F;trahlt, wird ihnen der Mantel la&#x0364;&#x017F;tig, wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0182] Schuld auf den anonymiſchen Mantel, ließ ſich nicht weiter auf die Kontrovers ein, und zog ſich vermoͤg ſeiner befluͤgelten Fuͤß’ leicht aus der Affaͤre. Jſt gleichwohl ein ſeltener Fall, daß einer auf ſolche Weiſ’ das anonymiſche Jncognito ablegt: die lie- be Sonn mit ihren erwaͤrmenden Strahlen hat vielmehr Kraft das zu bewirken, als Sturm- und Hagelweiter, oder gar der Plumbſack. Habens die zeitigen Schrift- ſteller an der Art, wenn ſie irgend ein Wiſchlein in die gelehrte Welt ausgehn laſ- ſen, daß ſie, abſonderlich bey der erſten Ausflucht den Mantel ſorgfaͤltig um ſich ſchlagen, und wenn ſie von Auſſen eine rauhe Luft vermerken, ſchnuͤren ſie die Kapp’ uͤbers Geſicht und ſtecken drinn wie die Schnecke in ihrem Haͤuslein. Sobald aber ein freundlicher Sonnenblick aus einer Bi- bliothek oder gelehrten Zeitung auf ſie herab ſtrahlt, wird ihnen der Mantel laͤſtig, wer- fen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/182
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/182>, abgerufen am 18.12.2024.