Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.einmal in der Mode der Mantel der christ- Unter M 2
einmal in der Mode der Mantel der chriſt- Unter M 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0179" n="179"/> einmal in der Mode der Mantel der chriſt-<lb/> lichen Liebe, womit man die Bloͤßen und<lb/> Fehler des Naͤchſten zu bedecken pflegte,<lb/> daß ſie im ſtrengſten Jncognito blieben;<lb/> oder doch von dem boͤſen Leumund oͤffentlich<lb/> nicht durften angetaſtet werden; aber dieſer<lb/> bequeme Wachtrock der iedem gerecht war,<lb/> dem er umgeworfen wurde, iſt durch langen<lb/> Gebrauch ſo durchloͤchert, daß er gar nicht<lb/> mehr zu gebrauchen iſt. Die alten Philo-<lb/> ſophen pflegten ſich in den Mantel ihrer<lb/> Tugend einzuhuͤllen. Nach dieſem Schnitt<lb/> haben die neuern Schriftſteller ſich allerley<lb/> Maͤntel verfertiget, als den Mantel der in-<lb/> nern Ueberzeugung, des Wahrheitsgefuͤhls,<lb/> der Gleichmuͤthigkeit und ſo weiter, worein<lb/> ſie ſich zu huͤllen pflegen, wenn ſich kriti-<lb/> ſche Wolken gegen ihre Schriften aufthuͤr-<lb/> men, und ein Schlagregen des Tadels und<lb/> der Herabwuͤrderung ihrer Produkte auf ſie<lb/> niederſtroͤmt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Unter</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [179/0179]
einmal in der Mode der Mantel der chriſt-
lichen Liebe, womit man die Bloͤßen und
Fehler des Naͤchſten zu bedecken pflegte,
daß ſie im ſtrengſten Jncognito blieben;
oder doch von dem boͤſen Leumund oͤffentlich
nicht durften angetaſtet werden; aber dieſer
bequeme Wachtrock der iedem gerecht war,
dem er umgeworfen wurde, iſt durch langen
Gebrauch ſo durchloͤchert, daß er gar nicht
mehr zu gebrauchen iſt. Die alten Philo-
ſophen pflegten ſich in den Mantel ihrer
Tugend einzuhuͤllen. Nach dieſem Schnitt
haben die neuern Schriftſteller ſich allerley
Maͤntel verfertiget, als den Mantel der in-
nern Ueberzeugung, des Wahrheitsgefuͤhls,
der Gleichmuͤthigkeit und ſo weiter, worein
ſie ſich zu huͤllen pflegen, wenn ſich kriti-
ſche Wolken gegen ihre Schriften aufthuͤr-
men, und ein Schlagregen des Tadels und
der Herabwuͤrderung ihrer Produkte auf ſie
niederſtroͤmt.
Unter
M 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |