Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.Er. Wie? Sie sind ein Reisender und Jch. Herr den trag ich im Gesicht frey Er mich nachdenkend beschauend. Ja, es ist mir, als sollt' ich Sie ken- Freund, unterbrach ich seine Red, Sie Er höchlich sich verwundernd. Ach um Gottes willen! Sind Sie mein darauf
Er. Wie? Sie ſind ein Reiſender und Jch. Herr den trag ich im Geſicht frey Er mich nachdenkend beſchauend. Ja, es iſt mir, als ſollt’ ich Sie ken- Freund, unterbrach ich ſeine Red, Sie Er höchlich ſich verwundernd. Ach um Gottes willen! Sind Sie mein darauf
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Er. Wie? Sie ſind ein Reiſender und
haben keinen Paß?
Jch. Herr den trag ich im Geſicht frey
und offenbar, bedarf keines geſchriebnen in
der Taſche. Sehn Sie mich nur recht
drauf an.
Er mich nachdenkend beſchauend.
Ja, es iſt mir, als ſollt’ ich Sie ken-
nen — Wiewohl, wenn ich nicht irre,
ſchieden wir uns eben nicht als Freunde. —
Sind Sie nicht der Roßkamm, der vor ei-
nigen Jahren hier in puncte —
Freund, unterbrach ich ſeine Red, Sie
haben doch lauter Jnquiſitenphyſiognomien
im Kopf, die Jhnen ohn’ Unterlaß vor-
ſchweben. Begehn Sie an meinem Geſicht
nicht eine zweifache Suͤnde, die erſte mit
dem Profil iſt Jhnen verziehen.
Er höchlich ſich verwundernd.
Ach um Gottes willen! Sind Sie mein
phyſiognomiſcher Freund? — Fiel mir
darauf
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Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/170>, abgerufen am 16.07.2024. |