und bey der ersten Bekanntschaft, Fehden und Freundschaftsverträge nicht nach phy- siognomischen Anklang und Wiederschall zu ermessen, sondern hat seit undenklichen Zei- ten eine ganz entgegengesezte Methode be- liebt, davon ausser dem kurzweiligen Phä- drus, noch kein Physiker den zureichenden Grund anzugeben gewußt hat.
Wenn daher Eslinger in Frankfurth der Meinung ist, er hab' durch den Versuch ei- nes Beweises, über die physiognomische Kenntniß der Pferdte, was nagelneues in die Welt hinein verlegt: so irrt er sich ge- waltig. Jedes Gethier, das mit dem Erz- vater Noah in den Kasten ging, ist erweis- bar so gut Physiognomist als das Pferd und dessen leiblicher Cousin, der Esel. Räums gleichwohl gern ein, daß die mei- sten Menschen nicht anders physiognomisi- ren, als die Pferd' und deren Afterge- schlecht. Denn gleichwie nach oben belob-
ten
und bey der erſten Bekanntſchaft, Fehden und Freundſchaftsvertraͤge nicht nach phy- ſiognomiſchen Anklang und Wiederſchall zu ermeſſen, ſondern hat ſeit undenklichen Zei- ten eine ganz entgegengeſezte Methode be- liebt, davon auſſer dem kurzweiligen Phaͤ- drus, noch kein Phyſiker den zureichenden Grund anzugeben gewußt hat.
Wenn daher Eslinger in Frankfurth der Meinung iſt, er hab’ durch den Verſuch ei- nes Beweiſes, uͤber die phyſiognomiſche Kenntniß der Pferdte, was nagelneues in die Welt hinein verlegt: ſo irrt er ſich ge- waltig. Jedes Gethier, das mit dem Erz- vater Noah in den Kaſten ging, iſt erweis- bar ſo gut Phyſiognomiſt als das Pferd und deſſen leiblicher Couſin, der Eſel. Raͤums gleichwohl gern ein, daß die mei- ſten Menſchen nicht anders phyſiognomiſi- ren, als die Pferd’ und deren Afterge- ſchlecht. Denn gleichwie nach oben belob-
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und bey der erſten Bekanntſchaft, Fehden
und Freundſchaftsvertraͤge nicht nach phy-
ſiognomiſchen Anklang und Wiederſchall zu
ermeſſen, ſondern hat ſeit undenklichen Zei-
ten eine ganz entgegengeſezte Methode be-
liebt, davon auſſer dem kurzweiligen Phaͤ-
drus, noch kein Phyſiker den zureichenden
Grund anzugeben gewußt hat.
Wenn daher Eslinger in Frankfurth der
Meinung iſt, er hab’ durch den Verſuch ei-
nes Beweiſes, uͤber die phyſiognomiſche
Kenntniß der Pferdte, was nagelneues in
die Welt hinein verlegt: ſo irrt er ſich ge-
waltig. Jedes Gethier, das mit dem Erz-
vater Noah in den Kaſten ging, iſt erweis-
bar ſo gut Phyſiognomiſt als das Pferd
und deſſen leiblicher Couſin, der Eſel.
Raͤums gleichwohl gern ein, daß die mei-
ſten Menſchen nicht anders phyſiognomiſi-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/130>, abgerufen am 23.07.2024.
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