gelehrten, unsere Blöße darunter zu ver- stecken, sondern aus Eitelkeit, damit wir wollen angesehn seyn vor den Leuten, und besser ins Auge fallen. Aufs Wort, Herr! unter einem flohfarbenen Mantel kans Jh- nen nicht fehlen; Sie mögen Schand' oder Ehr' drunter verbergen, wenns nur Schwarz auf Weiß ist, werden die Abbonenten gierig darnach greifen.
"Wie aber, wenn ich Jhnen sage, daß mein Jngenium so eingetrocknet ist, daß ich fürchte, es werde sich weder wohlschmecken- des Oel, noch ein geistiges Fluidum heraus- pressen lassen?"
Das fürcht ich eben nicht. Aber ich fürcht', es geht Jhnen wie den Rindern der Hottentotten, die sich die Milch auf seltsa- me Manier abzwingen lassen, denn im Gu- ten geben sie keinen Tropfen von sich. Doch will ich der nicht seyn, der Jhnen diesen Dienst leisten möchte: ich kan nichts, als
Jhnen
gelehrten, unſere Bloͤße darunter zu ver- ſtecken, ſondern aus Eitelkeit, damit wir wollen angeſehn ſeyn vor den Leuten, und beſſer ins Auge fallen. Aufs Wort, Herr! unter einem flohfarbenen Mantel kans Jh- nen nicht fehlen; Sie moͤgen Schand’ oder Ehr’ drunter verbergen, wenns nur Schwarz auf Weiß iſt, werden die Abbonenten gierig darnach greifen.
„Wie aber, wenn ich Jhnen ſage, daß mein Jngenium ſo eingetrocknet iſt, daß ich fuͤrchte, es werde ſich weder wohlſchmecken- des Oel, noch ein geiſtiges Fluidum heraus- preſſen laſſen?“
Das fuͤrcht ich eben nicht. Aber ich fuͤrcht’, es geht Jhnen wie den Rindern der Hottentotten, die ſich die Milch auf ſeltſa- me Manier abzwingen laſſen, denn im Gu- ten geben ſie keinen Tropfen von ſich. Doch will ich der nicht ſeyn, der Jhnen dieſen Dienſt leiſten moͤchte: ich kan nichts, als
Jhnen
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gelehrten, unſere Bloͤße darunter zu ver-
ſtecken, ſondern aus Eitelkeit, damit wir
wollen angeſehn ſeyn vor den Leuten, und
beſſer ins Auge fallen. Aufs Wort, Herr!
unter einem flohfarbenen Mantel kans Jh-
nen nicht fehlen; Sie moͤgen Schand’ oder
Ehr’ drunter verbergen, wenns nur Schwarz
auf Weiß iſt, werden die Abbonenten gierig
darnach greifen.
„Wie aber, wenn ich Jhnen ſage, daß
mein Jngenium ſo eingetrocknet iſt, daß ich
fuͤrchte, es werde ſich weder wohlſchmecken-
des Oel, noch ein geiſtiges Fluidum heraus-
preſſen laſſen?“
Das fuͤrcht ich eben nicht. Aber ich
fuͤrcht’, es geht Jhnen wie den Rindern der
Hottentotten, die ſich die Milch auf ſeltſa-
me Manier abzwingen laſſen, denn im Gu-
ten geben ſie keinen Tropfen von ſich. Doch
will ich der nicht ſeyn, der Jhnen dieſen
Dienſt leiſten moͤchte: ich kan nichts, als
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/109>, abgerufen am 24.07.2024.
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