guter schmackhafter Kost und weichen Feder- betten, als im besten Hotel. Dennoch klagt der Wirth, daß er nicht viel Einkehr hätt', welches wohl von der abgelegnen Straße herrühren mocht', und daß der ehr- liche Kauz nicht wußt' sein Netz auszuwer- fen; meynt' mit dem Angelhacken sey alles gethan. Darüber aßimilirt ich flugs ein paar Jdeen, die mein Gast aus Gefällig- keit oder aus Ueberzeugung gar paßlich fand.
Nicht leicht, sprach ich, werden in der Natur zwey Ding zu finden seyn, die ein- ander so ähnlich wären, als ein Gastwirth und ein Skribent. Beyde hängen ihr Schild aus, der ein' über seine Hausthür, der an- dre vor sein Buch, so schön und bunt staf- firt als möglich. Beyde wünschen sich öf- tern Zuspruch, stecken sich daher hinter die Fuhrleut, Postillons, Thorwächter, Meß- helfer, spendiren auch wohl, der Eine gute
Wort',
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guter ſchmackhafter Koſt und weichen Feder- betten, als im beſten Hotel. Dennoch klagt der Wirth, daß er nicht viel Einkehr haͤtt’, welches wohl von der abgelegnen Straße herruͤhren mocht’, und daß der ehr- liche Kauz nicht wußt’ ſein Netz auszuwer- fen; meynt’ mit dem Angelhacken ſey alles gethan. Daruͤber aßimilirt ich flugs ein paar Jdeen, die mein Gaſt aus Gefaͤllig- keit oder aus Ueberzeugung gar paßlich fand.
Nicht leicht, ſprach ich, werden in der Natur zwey Ding zu finden ſeyn, die ein- ander ſo aͤhnlich waͤren, als ein Gaſtwirth und ein Skribent. Beyde haͤngen ihr Schild aus, der ein’ uͤber ſeine Hausthuͤr, der an- dre vor ſein Buch, ſo ſchoͤn und bunt ſtaf- firt als moͤglich. Beyde wuͤnſchen ſich oͤf- tern Zuſpruch, ſtecken ſich daher hinter die Fuhrleut, Poſtillons, Thorwaͤchter, Meß- helfer, ſpendiren auch wohl, der Eine gute
Wort’,
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guter ſchmackhafter Koſt und weichen Feder-
betten, als im beſten Hotel. Dennoch
klagt der Wirth, daß er nicht viel Einkehr
haͤtt’, welches wohl von der abgelegnen
Straße herruͤhren mocht’, und daß der ehr-
liche Kauz nicht wußt’ ſein Netz auszuwer-
fen; meynt’ mit dem Angelhacken ſey alles
gethan. Daruͤber aßimilirt ich flugs ein
paar Jdeen, die mein Gaſt aus Gefaͤllig-
keit oder aus Ueberzeugung gar paßlich
fand.
Nicht leicht, ſprach ich, werden in der
Natur zwey Ding zu finden ſeyn, die ein-
ander ſo aͤhnlich waͤren, als ein Gaſtwirth
und ein Skribent. Beyde haͤngen ihr Schild
aus, der ein’ uͤber ſeine Hausthuͤr, der an-
dre vor ſein Buch, ſo ſchoͤn und bunt ſtaf-
firt als moͤglich. Beyde wuͤnſchen ſich oͤf-
tern Zuſpruch, ſtecken ſich daher hinter die
Fuhrleut, Poſtillons, Thorwaͤchter, Meß-
helfer, ſpendiren auch wohl, der Eine gute
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/89>, abgerufen am 16.02.2025.
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