del angetreten hab, thaten mir so wenig Gnüge, daß ich sie flugs gegen ein Man- del Lerchen würd vertauscht haben, wenn ich freye Macht und Gewalt über sie ge- habt hätt', wie über mein Hausvieh. Hatte sich jeder seine eigne Kapp' zugeschnitten, wie sie ihm seiner Meynung nach am besten zu Gesicht stund. Der eine als Bänkelsän- ger, ließ Balladen, Romanzen und Kriegs- lieder von der Drehscheibe laufen; ein an- drer schrieb Satyren bey schlimmen Wet- ter, oder lag fürs Contingent zur Mode- lektür auf Werbung; wieder einer war ein Volksliedler oder kompilirte aus alten Ka- lendern Vademekumsgeschichtgen, oder schnitt ein neues Bund Fidibus zurechte. Bey einem braußt' Dithyramben und Oden Bombast mit Sturm und Drang von oben heraus, ein andrer ließ seinen poetischen Mißwachs gemächlich unter sich gehen. Der meynte, die Thalia buhle mit ihm
und
del angetreten hab, thaten mir ſo wenig Gnuͤge, daß ich ſie flugs gegen ein Man- del Lerchen wuͤrd vertauſcht haben, wenn ich freye Macht und Gewalt uͤber ſie ge- habt haͤtt’, wie uͤber mein Hausvieh. Hatte ſich jeder ſeine eigne Kapp’ zugeſchnitten, wie ſie ihm ſeiner Meynung nach am beſten zu Geſicht ſtund. Der eine als Baͤnkelſaͤn- ger, ließ Balladen, Romanzen und Kriegs- lieder von der Drehſcheibe laufen; ein an- drer ſchrieb Satyren bey ſchlimmen Wet- ter, oder lag fuͤrs Contingent zur Mode- lektuͤr auf Werbung; wieder einer war ein Volksliedler oder kompilirte aus alten Ka- lendern Vademekumsgeſchichtgen, oder ſchnitt ein neues Bund Fidibus zurechte. Bey einem braußt’ Dithyramben und Oden Bombaſt mit Sturm und Drang von oben heraus, ein andrer ließ ſeinen poetiſchen Mißwachs gemaͤchlich unter ſich gehen. Der meynte, die Thalia buhle mit ihm
und
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del angetreten hab, thaten mir ſo wenig
Gnuͤge, daß ich ſie flugs gegen ein Man-
del Lerchen wuͤrd vertauſcht haben, wenn
ich freye Macht und Gewalt uͤber ſie ge-
habt haͤtt’, wie uͤber mein Hausvieh. Hatte
ſich jeder ſeine eigne Kapp’ zugeſchnitten,
wie ſie ihm ſeiner Meynung nach am beſten
zu Geſicht ſtund. Der eine als Baͤnkelſaͤn-
ger, ließ Balladen, Romanzen und Kriegs-
lieder von der Drehſcheibe laufen; ein an-
drer ſchrieb Satyren bey ſchlimmen Wet-
ter, oder lag fuͤrs Contingent zur Mode-
lektuͤr auf Werbung; wieder einer war ein
Volksliedler oder kompilirte aus alten Ka-
lendern Vademekumsgeſchichtgen, oder
ſchnitt ein neues Bund Fidibus zurechte.
Bey einem braußt’ Dithyramben und Oden
Bombaſt mit Sturm und Drang von oben
heraus, ein andrer ließ ſeinen poetiſchen
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/40>, abgerufen am 04.07.2024.
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