Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

gemeinen ökonomischen Forstmagazin einge-
sogen hatt', ringsum ausströhmen, wie ein
löchrich Faß sein Wasser; dacht' nicht dran,
daß die Waldanomalien im Erzgebürg',
nach gewissen Absichten so guten Grund ha-
ben können, als die wissenschaftlichen, wel-
che die Kunstrichter, die alles nach ihrem
Wissen meistern wollen, mit dem kritischen
Waldhammer fleißig anzeichnen, und dem
Autor so wenig Quartier geben, als mein
Philipp den erzgebürgischen Förstern, die,
indeß ein unberufner Kritiker ihr Revier
durchzog, in großer Gemüthsruh' einen Ha-
sen streiften, an den Bratspieß steckten, und
von ihrem Waldaristarch kein Wort wußten.

Als der Tag sich zu neigen begann, und
die hohen Berg' die Thäler bereits überschat-
teten, war ich mit meinem Philipp tief in
den Wald gerathen, wo sich der Weg nach
und nach verlohr. Es ging Bergauf, Berg-
ab, und die romantische Gegend, der ich

zu

gemeinen oͤkonomiſchen Forſtmagazin einge-
ſogen hatt’, ringsum ausſtroͤhmen, wie ein
loͤchrich Faß ſein Waſſer; dacht’ nicht dran,
daß die Waldanomalien im Erzgebuͤrg’,
nach gewiſſen Abſichten ſo guten Grund ha-
ben koͤnnen, als die wiſſenſchaftlichen, wel-
che die Kunſtrichter, die alles nach ihrem
Wiſſen meiſtern wollen, mit dem kritiſchen
Waldhammer fleißig anzeichnen, und dem
Autor ſo wenig Quartier geben, als mein
Philipp den erzgebuͤrgiſchen Foͤrſtern, die,
indeß ein unberufner Kritiker ihr Revier
durchzog, in großer Gemuͤthsruh’ einen Ha-
ſen ſtreiften, an den Bratſpieß ſteckten, und
von ihrem Waldariſtarch kein Wort wußten.

Als der Tag ſich zu neigen begann, und
die hohen Berg’ die Thaͤler bereits uͤberſchat-
teten, war ich mit meinem Philipp tief in
den Wald gerathen, wo ſich der Weg nach
und nach verlohr. Es ging Bergauf, Berg-
ab, und die romantiſche Gegend, der ich

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="173"/>
gemeinen o&#x0364;konomi&#x017F;chen For&#x017F;tmagazin einge-<lb/>
&#x017F;ogen hatt&#x2019;, ringsum aus&#x017F;tro&#x0364;hmen, wie ein<lb/>
lo&#x0364;chrich Faß &#x017F;ein Wa&#x017F;&#x017F;er; dacht&#x2019; nicht dran,<lb/>
daß die Waldanomalien im Erzgebu&#x0364;rg&#x2019;,<lb/>
nach gewi&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;ichten &#x017F;o guten Grund ha-<lb/>
ben ko&#x0364;nnen, als die wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen, wel-<lb/>
che die Kun&#x017F;trichter, die alles nach ihrem<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en mei&#x017F;tern wollen, mit dem kriti&#x017F;chen<lb/>
Waldhammer fleißig anzeichnen, und dem<lb/>
Autor &#x017F;o wenig Quartier geben, als mein<lb/>
Philipp den erzgebu&#x0364;rgi&#x017F;chen Fo&#x0364;r&#x017F;tern, die,<lb/>
indeß ein unberufner Kritiker ihr Revier<lb/>
durchzog, in großer Gemu&#x0364;thsruh&#x2019; einen Ha-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;treiften, an den Brat&#x017F;pieß &#x017F;teckten, und<lb/>
von ihrem Waldari&#x017F;tarch kein Wort wußten.</p><lb/>
        <p>Als der Tag &#x017F;ich zu neigen begann, und<lb/>
die hohen Berg&#x2019; die Tha&#x0364;ler bereits u&#x0364;ber&#x017F;chat-<lb/>
teten, war ich mit meinem Philipp tief in<lb/>
den Wald gerathen, wo &#x017F;ich der Weg nach<lb/>
und nach verlohr. Es ging Bergauf, Berg-<lb/>
ab, und die romanti&#x017F;che Gegend, der ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0173] gemeinen oͤkonomiſchen Forſtmagazin einge- ſogen hatt’, ringsum ausſtroͤhmen, wie ein loͤchrich Faß ſein Waſſer; dacht’ nicht dran, daß die Waldanomalien im Erzgebuͤrg’, nach gewiſſen Abſichten ſo guten Grund ha- ben koͤnnen, als die wiſſenſchaftlichen, wel- che die Kunſtrichter, die alles nach ihrem Wiſſen meiſtern wollen, mit dem kritiſchen Waldhammer fleißig anzeichnen, und dem Autor ſo wenig Quartier geben, als mein Philipp den erzgebuͤrgiſchen Foͤrſtern, die, indeß ein unberufner Kritiker ihr Revier durchzog, in großer Gemuͤthsruh’ einen Ha- ſen ſtreiften, an den Bratſpieß ſteckten, und von ihrem Waldariſtarch kein Wort wußten. Als der Tag ſich zu neigen begann, und die hohen Berg’ die Thaͤler bereits uͤberſchat- teten, war ich mit meinem Philipp tief in den Wald gerathen, wo ſich der Weg nach und nach verlohr. Es ging Bergauf, Berg- ab, und die romantiſche Gegend, der ich zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/173
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/173>, abgerufen am 22.11.2024.