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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

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Bemerkungen; die mich aber weniger in-
tereßirten, als der Kontraft den ich mittler-
weil' zwischen den grimmigen, hämischen,
schlauen Thierphysiognomien, und den sanf-
ten, gutmüthigen Lammsphysiognomien der
jungen Mädchen zu bemerken Gelegenheit
fand, die um ihre Domina herum nieder-
kauerten, und die Ausflüsse ihrer Suada
gierig einsogen. Hatte, dünkt mich, keins
aus der Gesellschaft eine Aehnlichkeit mit ei-
ner Vorstellung auf der Kupfertafel, außer
der junge Officier, an dem ich katzenartige
Lauersamkeit wahrnahm; die aber mehr
pathognomisch, als physiognomisch schien,
denn eine der Kostfräuleins spielte das
Mäuschen ganz unverholen; wiewol das
die Dame Gouvernante, die ganz verleo-
pardisirt war, nicht bemerkte. Sie war
überhaupt nur Physiognomistin im Buch',
die dem Meister nachlallte, was er ihr vor-
predigte; denn wo sie derselbe verließ,

wußte

Bemerkungen; die mich aber weniger in-
tereßirten, als der Kontraft den ich mittler-
weil’ zwiſchen den grimmigen, haͤmiſchen,
ſchlauen Thierphyſiognomien, und den ſanf-
ten, gutmuͤthigen Lammsphyſiognomien der
jungen Maͤdchen zu bemerken Gelegenheit
fand, die um ihre Domina herum nieder-
kauerten, und die Ausfluͤſſe ihrer Suada
gierig einſogen. Hatte, duͤnkt mich, keins
aus der Geſellſchaft eine Aehnlichkeit mit ei-
ner Vorſtellung auf der Kupfertafel, außer
der junge Officier, an dem ich katzenartige
Lauerſamkeit wahrnahm; die aber mehr
pathognomiſch, als phyſiognomiſch ſchien,
denn eine der Koſtfraͤuleins ſpielte das
Maͤuschen ganz unverholen; wiewol das
die Dame Gouvernante, die ganz verleo-
pardiſirt war, nicht bemerkte. Sie war
uͤberhaupt nur Phyſiognomiſtin im Buch’,
die dem Meiſter nachlallte, was er ihr vor-
predigte; denn wo ſie derſelbe verließ,

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[162/0162] Bemerkungen; die mich aber weniger in- tereßirten, als der Kontraft den ich mittler- weil’ zwiſchen den grimmigen, haͤmiſchen, ſchlauen Thierphyſiognomien, und den ſanf- ten, gutmuͤthigen Lammsphyſiognomien der jungen Maͤdchen zu bemerken Gelegenheit fand, die um ihre Domina herum nieder- kauerten, und die Ausfluͤſſe ihrer Suada gierig einſogen. Hatte, duͤnkt mich, keins aus der Geſellſchaft eine Aehnlichkeit mit ei- ner Vorſtellung auf der Kupfertafel, außer der junge Officier, an dem ich katzenartige Lauerſamkeit wahrnahm; die aber mehr pathognomiſch, als phyſiognomiſch ſchien, denn eine der Koſtfraͤuleins ſpielte das Maͤuschen ganz unverholen; wiewol das die Dame Gouvernante, die ganz verleo- pardiſirt war, nicht bemerkte. Sie war uͤberhaupt nur Phyſiognomiſtin im Buch’, die dem Meiſter nachlallte, was er ihr vor- predigte; denn wo ſie derſelbe verließ, wußte

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/162>, abgerufen am 24.11.2024.