Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.Stirn hat zu feste Knochen, um dichten Wir vollendeten beyde unsre stillen Be- gnomi- J 3
Stirn hat zu feſte Knochen, um dichten Wir vollendeten beyde unſre ſtillen Be- gnomi- J 3
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Stirn hat zu feſte Knochen, um dichten
zu koͤnnen, ſonſt unverworren, offen, hell-
ſehend, aber nicht tiefgrabend. Die Naſe
iſt keine der luftigen, das mehr zuſinkende
Auge verſchließt Empfindung in ſich ſelbſt.
Jm Munde kalter Schmerz eines ſtillen
Dulders. Jm ganzen Geſicht nichts von
Kraftweſen.
Wir vollendeten beyde unſre ſtillen Be-
trachtungen zu gleicher Zeit; der Fremde
ſchluͤrfte ſeine lezte Taſſe, gruͤßte mich nun
freundlich, und packte ſein kleines Theeſer-
vice, das ihm eigenthuͤmlich zugehoͤrte, wie-
der ins Futteral. Bey dieſer Gelegenheit
entdeckt’ ich, daß dieſe Geraͤthſchaft mit
Silhouetten-Malerey gezieret war. Des
war ich froh, fehlt’ wenig, daß ich dem
Unbekannten ein phyſiognomiſch Huzza zu-
gerufen, wie die engliſchen Schiffer pfle-
gen, wenn ſie ſich auf einer Seereiſe begeg-
nen; denn ich meynt, er ſey ein phyſio-
gnomi-
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