kann; wo aber beyd' im gehörigen Ver- hältniß bey einander haußen, da stehts um einen solchen Kopf so gut, als um meinen Karpfenteich.
Sachte! Sachte! rief ich aus, als ich so weit mit meiner Meditation gekommen war. Philipp, hilf mir auf! denn mein Cimber lag auf den Knien, und konnt' nicht wieder in die Höh'. Hatte der Gaul wohl auch seine Meditation gehabt, und so wenig auf den Weg geachtet, als ich, strauchelt' an einem Stein, und dort lagen nir beyde. Gleichwol ging der Sturz ohn' Unglück ab, und wir gelangten bald nachhen in die Herberg.
Als ich Tags drauf meine Reise fort- sezt', dacht' ich wieder an den gestigen Zu- fall und an meine philosophische Betrach- tung, verglich mich mit dem Versand, und meinen Gaul mit dem Enthusiasnus, ob er gleich dessen zur Zeit wenig mehr haben
mag.
kann; wo aber beyd’ im gehoͤrigen Ver- haͤltniß bey einander haußen, da ſtehts um einen ſolchen Kopf ſo gut, als um meinen Karpfenteich.
Sachte! Sachte! rief ich aus, als ich ſo weit mit meiner Meditation gekommen war. Philipp, hilf mir auf! denn mein Cimber lag auf den Knien, und konnt’ nicht wieder in die Hoͤh’. Hatte der Gaul wohl auch ſeine Meditation gehabt, und ſo wenig auf den Weg geachtet, als ich, ſtrauchelt’ an einem Stein, und dort lagen nir beyde. Gleichwol ging der Sturz ohn’ Ungluͤck ab, und wir gelangten bald nachhen in die Herberg.
Als ich Tags drauf meine Reiſe fort- ſezt’, dacht’ ich wieder an den geſtigen Zu- fall und an meine philoſophiſche Betrach- tung, verglich mich mit dem Verſand, und meinen Gaul mit dem Enthuſiaſnus, ob er gleich deſſen zur Zeit wenig mehr haben
mag.
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kann; wo aber beyd’ im gehoͤrigen Ver-
haͤltniß bey einander haußen, da ſtehts um
einen ſolchen Kopf ſo gut, als um meinen
Karpfenteich.
Sachte! Sachte! rief ich aus, als ich
ſo weit mit meiner Meditation gekommen
war. Philipp, hilf mir auf! denn mein
Cimber lag auf den Knien, und konnt’ nicht
wieder in die Hoͤh’. Hatte der Gaul wohl
auch ſeine Meditation gehabt, und ſo wenig
auf den Weg geachtet, als ich, ſtrauchelt’
an einem Stein, und dort lagen nir beyde.
Gleichwol ging der Sturz ohn’ Ungluͤck ab,
und wir gelangten bald nachhen in die
Herberg.
Als ich Tags drauf meine Reiſe fort-
ſezt’, dacht’ ich wieder an den geſtigen Zu-
fall und an meine philoſophiſche Betrach-
tung, verglich mich mit dem Verſand, und
meinen Gaul mit dem Enthuſiaſnus, ob
er gleich deſſen zur Zeit wenig mehr haben
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/122>, abgerufen am 16.02.2025.
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